Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
werden, wenn er sieht, dass er keine Chance hat«, spricht er zu sich selbst.
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London, Dienstag, 9. März 2010
»Ich weiß, dass diese Versammlung kurzfristig anberaumt wurde, doch es gibt einen wichtigen Grund«, erklärt Jón Þorbergur, der Reynir Sveinn Reynisson und Steinn Þorri Steinþórsson in Reynirs Wohnung in Kensington Gardens gegenübersitzt. Er hat das Verlangen, den Knoten seiner Krawatte zu lösen, denn er meint gleich zu ersticken. »Es tut mir schrecklich leid, aber ich muss euch mitteilen, dass euer Hedgefonds gestern Konkurs gegangen ist. Ich habe innerhalb weniger Tage hundert Milliarden auf einen Schlag verloren«, berichtet er.
Reynir Sveinn und Steinn Þorri sitzen bestürzt vor ihm und sagen kein Wort. Die Luft in der Wohnung ist zum Schneiden dick.
Schließlich durchbricht Steinn Þorri das Schweigen.
»Das ist ein Witz, Nonni Boy, oder? Verdammt, hat der einen schwarzen Humor«, sagt er und haut Jón Þorbergur auf die Schulter.
»Nein, es ist mein bitterster Ernst. Ich wünschte, eswäre ein Scherz, aber es ist keiner«, erklärt der mit ernster Miene.
»Wie zum Teufel konnte das passieren?«, fragt Reynir Sveinn gefasst und ohne ein Zwinkern.
»Da gab es schon lange diese Gerüchte, dass die Aktien des koreanischen Autoherstellers Hyundai bald fallen würden, nach großen Anstiegen in den vergangenen Monaten. Der Grund für den Anstieg ist der, dass ein anderer Autohersteller, Toyota in Japan, eine große Anzahl Hyundai-Aktien gekauft hatte, und man dachte, das würde aufhören. Deshalb haben einige Hedgefonds sich Aktien von Hyundai geliehen, um sie dann in der Hoffnung auf den Markt zu bringen, dass das Überangebot den Kurs der Aktien runterdrücken würde, so dass es möglich wäre, sie wieder zu einem viel günstigeren Kurs aufzukaufen, sie zurückzugeben und den Gewinn einzustreichen. Allerdings hat Toyota weiterhin alles aufgekauft, was zu haben war, und als wir unsere Zahlungsverpflichtungen erfüllen mussten, ist der Kurs explodiert«, berichtet Jón Þorbergur fast den Tränen nahe. »Jungs! Toyota hat uns komplett hochgenommen, den ganzen Hedgefonds. Ich konnte nichts dagegen tun.«
»Diese verdammten reisfressenden, Corollafahrenden Menschenfresser!«, schreit Steinn Þorri.
»Da kann man wohl nichts machen. Dann ist diese Sitzung hiermit beendet«, sagt Reynir in eiskalter Gelassenheit.»Vergessen wir alles und machen wir mit dem Leben weiter.«
Steinn Þorri sieht ihn an.
»Bist du fucking durchgeknallt? Findest du das alles etwa in Ordnung?«
»Ach, mein Guter, nun geh, hol dir ein paar Nutten, Kokain und einen doppelten G&T. Dann wird alles wieder gut«, kommt es frostig von Reynir.
»Es tut mir leid, Jungs«, sagt Jón Þorbergur auf dem Weg hinaus.
»Bestimmt nicht so leid wie mir«, sagt Steinn Þorri, nahezu übergeschnappt vor Wut. Er knallt die Tür laut hinter sich zu.
Reykjavík, Mittwoch, 24. März 2010
Er wird seine Yacht und die Luxuswohnungen in New York und Kopenhagen verlieren, wenn er jetzt nichts unternimmt. Er hatte nun zwei Wochen, um die Nachrichten zu verdauen, die Jón Þorbergur ihnen überbracht hat. Einhundert Milliarden innerhalb von zwei Wochen verloren! »Dieser verdammte, bescheuerte Jón Þorbergur. Wollte sich die ganze Welt in null Komma nix in den Rachen stopfen. Und hat nicht mal sein eigenes Geld dafür genommen«, murmelt er vor sich hin, während er zu Hause auf und ab stapft.Schließlich setzt er sich und versucht klar zu denken. Es gibt nur eins, das in Frage kommt. Die Diamanten im Banksafe in Genf zu Geld zu machen. Er muss Reynir Sveinn überreden und ihn mit ins Boot holen, hoffen, dass er genauso schlecht dasteht.
»Hallo Reynir! Hier ist Steinni«, grüßt er, als er Reynir in der Leitung hat.
»Grüß dich«, sagt Reynir.
»Sag mal! Ist nicht genau jetzt der Zeitpunkt gekommen, anzufangen die Diamanten in Genf zu verkaufen?«
»Nein, das finde ich nicht. Der Marktwert ist gerade auf dem niedrigsten Stand, und ich denke, wir sollten mindestens ein Jahr warten«, antwortet Reynir.
»Was! Du machst wohl Scherze? Brauchst du kein Geld? Wir haben beide eine Riesenmenge Kohle auf einen Schlag verloren.«
»Aber wir haben doch nie mehr als zehn Milliarden in die Geschichte investiert, so dass das Ganze für mich nichts weiter als Peanuts sind«, entgegnet Reynir.
Dieser verdammte, arrogante Arsch von einem Angeber. Der ändert sich nie.
»Ach, come on, Mann. Ich brauch das Geld. Ich bin
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