Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
gezogen.
Gunnar steht zusammen mit Rúnar Páll in dem leeren Büro. »Wir nehmen den Computer und sein Mobiltelefon mit, das dort auf dem Tisch liegt. Sieh auch in den Schreibtischschubladen nach.«
Gunnar ruft nach Börkur von der Spurensicherung und bittet ihn, den Computer fertig zu machen. Er selbst angelt eine Papiertüte aus der Tasche und steckt das Telefon hinein.
Rúnar Páll befasst sich mit den Schreibtischschubladen. Doch er findet nichts Beachtenswertes.
»Sollen wir nicht zur Dienststelle hochfahren und den Kerl verhören?«, fragt Gunnar voller Tatendrang.
»Doch. Die Spurensicherung macht das hier fertig«, stimmt Rúnar Páll ihm zu.
»Jósteinn vom Súlan wurde festgenommen. Ich habe gerade einen Anruf von einem Mann erhalten, der direkt gegenüber von dem Etablissement arbeitet. Er hat gesehen, wie sie Jósteinn in Handschellen zum Streifenwagen geführt haben«, ruft Hörður durch die Redaktion. »Sigga! Bitte finde raus, warum er festgenommen wurde.«
»Ich kümmere mich drum«, antwortet sie.
»Wo ist Tryggvi, unser Fotograf? Hat er sich nach der Aufnahme von dem Litauer etwa zur Ruhe gesetzt? Trryyyyggggggviiiii«, schreit er, dass es durchs ganze Gebäude hallt.
»Ja, Hörður. Ich war nur auf Toilette.« Tryggvi kommt mit noch nicht ganz zugeknöpfter Hose angerannt.
»Mach dich auf in die Lækjargata. Da unten sind noch Polizisten am Werk. Mach schon!«
Tryggvi schnappt sich die Kameratasche und läuft nach draußen zum Auto.
»Sveinn! Du musst ein paar von diesen litauischen Mädchen erwischen, die für Jósteinn getanzt haben.Hol was aus ihnen raus. Und ruf seine Frau an. Vielleicht weiß sie etwas«, treibt Hörður an.
»Ist es nicht ein bisschen übertrieben, gleich seine Frau anzurufen und sie da mit reinzuziehen?«, fragt Sveinn.
»Tu einfach, was ich sage! Was bist du denn? Das Gewissen des
Dagblaðið
? Besorg uns einfach vernünftiges Material. Dafür wirst du bezahlt«, ranzt Hörður ihn an.
»Verdammter Psychopath«, murmelt Sveinn leise vor sich hin. Er zieht sich zurück, um einen Kumpel anzurufen, der eine Nummer von einem der litauischen Mädchen vom Súlan hat.
»Kann ich Jósteinn verhören?«, fragt Rúnar Páll und blickt zu Gunnar, während sie den Flur der Polizeidienststelle entlanggehen.
»Ja, natürlich, mein Lieber. Das ist eine gute Idee. Ich werde unterdessen sein Telefon untersuchen.« Gunnar geht in sein Büro, lehnt sich zurück und nimmt Jósteinns Handy aus der Tüte. »Boah!«, entfährt es ihm, als er das graue Nokia E72 in die Hand nimmt. Er hat noch nie so viele Funktionen auf einem Telefon gesehen. Sein eigenes Mobiltelefon stammt aus der Steinzeit. Er scrollt sich zur Eingangsliste der Anrufe und notiert sich zwanzig Nummern, die allerdings nicht weiter als bis zum gestrigen Tag zurückreichen.Dasselbe stellt sich heraus, als er die Nummern durchsieht, die Jósteinn angewählt hat. Telefonieren gehört für ihn also zum Geschäft, denkt Gunnar und ruft mit dem Handy sein eigenes an.
6333847
erscheint auf dem Display. Jetzt haben sie wenigstens die Nummer von Jósteinn. Als nächstes sieht er sich die SMS-Nachrichten an. Unter den eingegangenen Botschaften findet er nichts Bemerkenswertes. Aber unter den gesendeten Nachrichten entdeckt er eine interessante. Sie wurde um vier Uhr in der Mordnacht geschickt, kurz nachdem Arvydas und die unbekannte Person sich im Dalvegur trafen.
Bin da,
steht dort. Und die Nummer, an die sie geschickt wurde, lautet:
6339999.
Gunnar sucht die Nummer im Onlinetelefonbuch. Ohne Ergebnis. Wer um alles in der Welt könnte wissen, wem diese Nummer gehört? Er beschließt, seinen alten Schulkumpel vom
Dagblaðið
anzurufen: Hörður Sveinsson. Der alte Fuchs könnte seine Verbindungen spielen lassen.
Rúnar Páll sitzt im Vernehmungszimmer Jósteinn Friðbertsson und dessen Anwalt Bjarni Þór Bjarnason gegenüber. Es ist heiß in dem Raum, und Rúnar Páll wischt sich mit dem Zeigefinger die Schweißtröpfchen von der Oberlippe.
»Freitag, 28. Mai 2010. 16:58 Uhr. Vernehmung von Jósteinn Friðbertsson (JF). Anwesend sind außerdemKriminalinspektor Rúnar Páll Guðjónsson (RPG) und Bjarni Þór Bjarnason (BÞB), Jósteinns Anwalt«, beginnt er, nachdem er die Aufnahmetaste betätigt hat. »Weiterhin möchte ich darüber unterrichten, dass der Vernommene in dieser Sache den rechtlichen Status eines Angeklagten hat und dass alle Aussagen vor Gericht gegen ihn verwendet werden können. Der
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