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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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ich drauf und dran war, die Nerven zu verlieren.
    Ich klammerte mich an der schwarzen Umhängetasche fest, die man uns zusammen mit der Kleidung ausgehändigt hatte, und machte mich argwöhnisch auf die Suche nach der Phänomenologie-Vorlesung.
    Was immer das sein mochte. Garantiert ein veralteter und total überflüssiger Stoff.
    Das Engegefühl in meiner Brust verstärkte sich durch die warme, abgestandene Luft in dem Gebäude. Wann immer ich an einem der altmodischen Heizkörper vorbeikam, die den langen Flur säumten, strömte mir ein Hitzeschwall entgegen. Ich folgte dem Klang junger Stimmen, die am Ende des Korridors zu hören waren. Das Gluckern und Pfeifen der Heizungen begleitete mich.
    Ich kam an ein paar geschlossenen Türen vorbei, auch sie von altmodischer Bauart, mit großen welligen Glasrechtecken in der oberen Hälfte, hinter denen kein Licht brannte. Allem Anschein nach handelte es sich um leere Büroräume.
    Die Seite des Flurs nahm ein lang gestreckter Saal ein, in dem sich vermutlich eine Bibliothek befand. Ich bedauerte, dass ich nicht die Zeit – oder den Mut – hatte, einen Blick hineinzuwerfen. Wenn es etwas gab, worauf ich mich in diesem Scheißladen freute, dann war es die Anhäufung alten Wissens – und alter Bücher – durch einen Haufen uralter Vampire.
    Mit klopfendem Herzen blieb ich vor der letzten Tür stehen. Das Stimmengewirr war laut, und es kam ohne jeden Zweifel von Mädchen und Jungs.
    Ich hatte beschlossen, mir einen Platz ganz hinten zu suchen. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor die anderen mich als Nerd entlarvten und zu pöbeln anfingen. Wenigstens bis dahin wollte ich auf Tauchstation gehen, um ungestört arbeiten zu können. So wie ich es in Florida gemacht hatte. Rein und wieder raus.
    Ich atmete einmal tief durch, öffnete die Tür und ließ meinen Blick durch den Hörsaal schweifen. Meine Träume von einer Talentschmiede zerplatzten wie eine Seifenblase. Was ich vor mir sah, schien am ehesten ein Nachhilfezentrum für Schulschwänzer und jugendliche Straftäter zu sein.
    Und wetten, dass sie alle schwimmen konnten?
    Ich verdrängte die Panik und sah mich nach einem Platz um. Natürlich war die letzte Reihe schon besetzt. So viel zu Teil Eins meines Plans.
    Dabei hing so viel von der Platzverteilung am ersten Schultag ab. War man cool genug, sich bei den Hinterbänklern niederzulassen? Gehörte man zum Strebermaterial ganz vorne? Oder zu den unauffälligen, mittelmäßigen Typen irgendwo dazwischen?
    Ich vermied jeden Blickkontakt und setzte mich auf den ersten Platz, bei dem ich links und rechts noch eine Lücke erspähte. Leider befand er sich in vorderster Front.
    Mir war klar, dass ich mich auf Ärger gefasst machen musste. Irgendwann würden Wurfgeschosse meinen Hinterkopf treffen, so wie es jeden Tag in jeder Klasse meiner geliebten alten Alma Mater geschehen war.
    Ich nahm mir fest vor, mich nur auf den Unterricht zu konzentrieren. Es war wichtig, dass ich wenigstens in den akademischen Fächern spitzenmäßig abschnitt – wenn ich schon im Schwimmen mit einem Bauchklatscher landen würde.
    Ganz langsam packte ich meinen Notizblock aus. Ich redete mir ein, dass ich unsichtbar war.
    Ein Typ in Breitformat plumpste auf den leeren Platz neben mir. Nicht breit -breit, sondern hoch-breit. Aus dem Augenwinkel geschätzt um die einsachtzig. Schwarzes Haar. Grauer Pullover und schwarze Jeans. Die Schuluniform der Jungs.
    Ganz langsam zog ich einen Stift aus meiner Tasche. Ich schlug den Notizblock auf und strich die erste Seite sorgsam glatt. Ich war unsichtbar und sehr beschäftigt.
    »Hey, Blondie. Du bist doch keine von denen , oder?«
    Der Typ hatte eine Stimme, und die Stimme meinte mich.

Ich saß wie erstarrt da. Das war’s dann wohl. So viel zum Thema Unter dem Radar wegtauchen . Mit denen hatte der Typ sicher IQ-Hochstapler gemeint. Oder vielleicht Geek-Loser . So oder so, es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis sich meine Identität als Drew-die-doofe-Kuh herumsprach.
    Nun denn. »Keine von denen?« Ich atmete einmal tief durch, um mich zu beruhigen, und schaute auf.
    Ein bemerkenswert freundliches Gesicht rückte in mein Blickfeld. Der ganze Typ sah verdammt gut aus. So stellte ich mir einen japanischen Pop-Star vor. Er hatte fein gemeißelte asiatische Züge, nahezu perfekt in den Proportionen. Das schwarze Haar war kunstvoll verstrubbelt, eine lässige Frisur, die sicher nicht ganz billig gewesen war. Ein schwarzes Augenpaar unter gefurchten

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