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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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schwarzen Brauen musterte mich, wohl ein wenig beunruhigt von meiner Antwort.
    »Keine von denen .«
    Wie auf dieses Stichwort hin hörten wir hinter uns eine helle Stimme: »Was ist ’n dieses Phäno… Phäno-Dings überhaupt?«
    Ich kicherte los.
    Im nächsten Moment stieg mir das Blut in die Wangen. Was wird das, wenn es fertig ist, hey? Ich setzte meine gleichgültigste Miene auf. »Verstehe. Nein, definitiv keine von denen .«
    So. Konversation beendet. Ich starrte wieder nach unten und schickte mich an, meinen Namen säuberlich an den oberen Rand meines Notizblocks zu schreiben.
    Nur ließ er sich dadurch nicht entmutigen. »Ich heiße Yasuo.«
    Mit Small Talk und Nettigkeiten hatte ich es nicht so. Ich konnte die Namen sämtlicher amerikanischer Präsidenten in chronologischer Reihenfolge herunterspulen, aber glaubt es oder nicht, eine normale Unterhaltung erforderte meine ganze Konzentration. »Drew«, sagte ich steif.
    Irgendwie spürte ich, dass Lilou den Raum betrat. Ich schaute auf, und da war sie, mit ihren endlos langen Beinen und der Honighaut. Sie hatte mich bereits ins Auge gefasst und kam geschmeidig auf mich zugeschlendert. Ich stählte mich für die unvermeidliche Attacke.
    Yasuo stützte beide Ellbogen auf den Arbeitstisch und scharrte unruhig mit den Füßen. Versuchte er, auf obercool zu machen? Las auch er die Bosheit im Blick von Lilou von Schnepfe? Sah er eine günstige Gelegenheit, mich niederzumachen und so Punkte bei ihr zu sammeln?
    »Hey, Unterschicht!« Sie musterte Yasuo vom Scheitel bis zur Sohle. »Wie süß! Du hast dir einen kleinen Freund und Beschützer angelacht?«
    Sie hatte ihm einen Softball zugeworfen. Er musste ihn nur auffangen. Wenn er mich opferte, stieg er gewaltig in der Gunst der Mädels. Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst.
    Aber Yasuo sagte nichts. Das erstaunte mich. Er lächelte nicht, würdigte Lilou mit keinem Blick, beachtete sie überhaupt nicht.
    Sie stieß ein helles Lachen aus, das mir einen Schauer über den Rücken jagte. »Ach so, geschnallt. Ein Junge, der sich auf dich einlässt, versteht natürlich kein Englisch.«
    Yasuo grinste sie an. »Ich komme aus L.A.« Dann sah er mich an und flüsterte so laut, dass sie jedes Wort verstand: »Echt cool, wie sie hier die Problemfälle einzugliedern versuchen!«
    Ich verkniff mir mühsam das Lachen. Mein zutiefst erschütterter Glaube an die Menschheit war vorübergehend wiederhergestellt.
    Lilou verengte die Augen zu Schlitzen. »Wen immer du damit meinst.«
    Sie wandte sich mit einem Ruck von uns ab, und ich musste den Kopf einziehen, um ihrer Tasche auszuweichen. Allem Anschein nach hatte unsere Lilou den Hang, ihre Accessoires als Waffen einzusetzen.
    Yasuo und ich schauten ihr nach, als sie sich auf die Suche nach einem Sitzplatz machte. Prompt tat sich in der letzten Reihe eine Lücke für sie auf. Na, so was!
    Yasuo drehte sich wieder um und nahm eine lässige Haltung ein. »Kapiert sie denn nicht, dass sie mit einem angehenden Vampir spricht?«
    Ich lachte, aber ich machte mir durchaus meine Gedanken über die aufkeimenden Hierarchien. Wenn es stimmte, dass die Wächter den Vampiren zuarbeiteten, wie würde sich dann das Verhältnis zwischen uns Mädels und den Jungs auf dieser kleinen Insel gestalten?
    »Und was hast du verbrochen, dass die Queenie der Hörsäle so sauer auf dich ist?«
    »Ich habe es gewagt, auf die Welt zu kommen.« Unsere Blicke trafen sich. Seine dunklen Augen zwinkerten mir zu, und ich lächelte.
    Die Tür ging auf, und der Unterschied zwischen einer normalen Uni und dieser verrückten Vampir-Insel wurde mit einem Schlag klar. Der Lehrer betrat den Raum. Augenblicklich herrschte Stille.
    Ich erkannte ihn sofort, von der Begrüßungsansprache des Rektors. Er war einer der jungen Männer gewesen, die Ronan geholfen hatten, Mimis Leichnam von der Granit-Plattform wegzuschaffen. Mit seinen braunen Augen und dem treuherzigen Hundeblick sah er längst nicht so bedrohlich aus wie der Rektor oder jener andere Vampir, den ich im Dunkel erspäht hatte. War er ein Sucher wie Ronan?
    »Ich bin Sucher Judge«, beantwortete er meine unausgesprochene Frage. Seine Aussprache wies in die Staaten. »Und ich bin euer Phänomenologie-Dozent.«
    Von weiter hinten erreichte mich Gekicher. Irgendwelche Blödis, die sich nicht unter Kontrolle hatten.
    Er verstummte und suchte nach der Ursache der Störung.
    Da hatten wir es! Wir wussten inzwischen alle, was mit Mädels passierte, die solche

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