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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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ihrem Herzen zu folgen, statt zu versuchen, es ihrem Vater recht zu machen.
    Von Osten her wehte ein kräftiger Wind, und sie ging den Anlegesteg entlang, Smokey neben sich. Sie wünschte den Wicks und den Nagels einen guten Morgen, hielt ein letztes Mal Jennys Baby. Mit dem Kind in den Armen drehte sie sich zu der kleinen Ortschaft um, die sich an eine felsige Anhöhe schmiegte. Hier hatten diese Leute ihre Häuser errichtet, ihre Familien gegründet und gingen ihrer täglichen Arbeit nach. In ihrer Lebensweise lag eine Einfachheit, die Deborah gefiel, aber zur selben Zeit verstand sie, dass es keine größere Herausforderung gab, als ein funktionierendes Miteinander in einer so eng verknüpften Gemeinschaft zu schaffen, mit den vielschichtigen Beziehungen untereinander, Rivalitäten und unterschiedlichen Meinungen. Ihre Leben waren reich, nicht an Dingen, die sie mit Geld kauften, sondern an Erfülltheit und Zusammenhalt.
    Sie gab das Baby zurück, dann ging sie die Suzette entlang, vorbei an einem grinsenden Lightning Jack duBois am Heck.
    „Eh, Mademoiselle“, sagte er zu ihr und neigte den Kopf. „Beinahe hätte ich Sie nicht wiedererkannt.“
    Sie lächelte, unerwartet dankbar. „Habe ich mich so verändert?“
    „Oh ja.“ Er rollte ein Fass zur Seite. „Sie jammern gar nicht.“
    Trotz der Beleidigung lachte sie. „War ich so schlimm?“
    „Nein“, erwiderte Lightning Jack.
    „Doch“, sagte Tom Silver im selben Moment, während er durch eine Luke stieg, um mehr Feuerholz in den Kesselraum zu schaffen und einzuheizen. „Aber wir haben Sie wegen Ihres gelben Haares trotzdem behalten.“
    „Sehr komisch“, entgegnete sie und beschattete mit einer Hand die Augen, um ein letztes Mal die vereisten Felsen zu bewundern. Inzwischen hatte der Himmel sich ein wenig verdunkelt, aber die Sonnenstrahlen drangen dennoch hindurch und tauchten das Eis in orangefarbenes Licht. Von dem Anblick nahezu überwältigt stand Deborah da und nahm die Herrlichkeit der Insel in sich auf, einen Ort, den sie nie wiedersehen würde.
    Smokey sprang an Bord, lief aufgeregt über die Planken. Jack nahm ein weiteres Fass vom Landungssteg. Als er es zum Laderaum hievte, löste sich der Deckel und rollte über Deck. Deborah sprang unwillkürlich zurück und schrie leise auf.
    Ein Schwall gallischer Flüche entwich Lightning Jack, als sich der gesamte Inhalt des Fasses über das Deck ergoss. Der Mischlingshund rettete sich mit einem Jaulen in das Ruderhaus. Ein entsetzlicher Gestank füllte die Luft.
    „Oh je“, rief Deborah und fragte sich, wie um alles auf der Welt sie hier helfen sollte. „Ist das etwa …?“
    „Lebertran“, schimpfte Tom Silver angewidert und stemmte sich durch die Luke an Deck.
    „Zur Hölle.“ Lightning Jack beobachtete, wie sich die stinkende Flüssigkeit um seine Mokassins sammelte. „Wer ist der Idiot, der für das Versiegeln dieses Fasses verantwortlich war?“
    Als Deborah einen Schritt auf das Boot zu machte, winkte Tom sie weg. „Wir werden das allein sauber machen. Es hat keinen Sinn, wenn wir uns alle mit dem widerlichen Zeug besudeln.“ Er deutete auf die Koenig , die auf der anderen Seite des Hafens festgemacht war. „Sie werden mit den Wicks und den Ibbotsens zum Festland übersetzen müssen.“
    Die Aussicht, ohne Tom Silver zu fahren, hätte sie erfreuen müssen. Sie erinnerte sich daran, dass ihr Ziel immer daraus bestehen sollte, ihm zu entkommen. Er war ihr Entführer, sie seine Geisel. Aber aus irgendeinem Grund widerstrebte es ihr, die Lage so zu sehen. „In Ordnung“, sagte sie.
    Tom nickte geistesabwesend. Er wischte das Deck bereits mit einem alten grauen Mopp. Deborah ging zur Koenig , um die anderen von der Änderung in Kenntnis zu setzen. Während die Männer über das verschüttete Öl lachten, lächelte Ilsa sie strahlend an. „Der letzte Tag auf der Insel, nicht wahr?“, fragte sie.
    „So sieht es aus. Für mich und auch für Jens.“
    „Wir haben schon seit Jahren versucht, den alten Kauz loszuwerden“, meinte Henry Wick augenzwinkernd, während er arbeitete. „Wir hätten ihn schon längst über den Winter hier lassen sollen, damit er hier erfriert.“
    Jens schmunzelte. „Dann wäre niemand mehr da gewesen, den du ärgern kannst, Henry. Außerdem gibt es Wege, zu verhindern, dass man erfriert“, sagte er an Deborah gewandt.
    „Wieder eine seiner Räuberpistolen“, warnte Henry.
    „Ich habe mal von zwei Männern gehört, die in einen Schneesturm geraten

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