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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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während Tom noch schrie: „Nein, nicht!“
    Im Bruchteil einer Sekunde begriff sie, warum. Irgendeine Form von Alchemie zwischen dem Wasser und dem brennenden Fett führte dazu, dass sie Flammen höher loderten, mit schwarzen Rauchschwaden an der Decke leckten.
    Fluchend packte Tom die Bratpfanne und lief damit nach draußen. Sie hörte noch mehr Flüche, dann Stille. Er kehrte zurück, hielt die Pfanne mit dem verkohlten Fisch darin in der Hand.
    „Ich vermute, das Essen ist fertig“, sagte er.
    Sie reckte das Kinn. „Flambierte Forelle“, verkündete sie. „Es ist ein neues Rezept.“
    Sie konnte sehen, dass er sich bemühte, die Stirn zu runzeln, aber als er die Pfanne neben den Herd stellte, waren seine Lippen zusammengepresst und es zuckte um seine Mundwinkel, als müsste er sich ein Lächeln verkneifen. Sie gab sich weiterhin ungerührt, während sie die Kartoffeln auf die Teller verteilte. Er entgrätete den Fisch und entfernte die geschwärzte Haut. Der gekochte Fisch darunter war erstaunlich genießbar.
    Sie aßen schweigend, aber es war ein einvernehmliches Schweigen. Er dankte ihr nicht, aber er aß den Fisch und die Kartoffeln bis auf den letzten Bissen auf, was Deborah, wie sie feststellte, mit einer seltsamen Befriedigung erfüllte.
    „Warum starren Sie mich so an?“, erkundigte er sich, da ihr Blick ihm nicht entgangen war.
    „Ich habe nur nachgedacht.
    „Worüber?“
    „Jemandem Essen zu kochen. Das habe ich nie zuvor getan.“
    „Das hatte ich mir schon gedacht.“
    „Es war nicht unangenehm. Es ist schön, jemandem Essen zu machen.“ Verlegen errötete sie und schaute weg.
    Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus, überkreuzte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie können mir jederzeit etwas kochen, Prinzessin.“
    Ihr wurde heiß und ihre Wangen verfärbten sich noch röter. „Ich muss das Geschirr abräumen“, sagte sie und stand hastig vom Tisch auf. Sie fühlte seinen Blick im Rücken, während sie heißes Wasser aus dem Kessel in die Spüle goss und anfing, die Teller zu spülen.
    „Gibt es eigentlich irgendetwas, das Sie nicht überreizt reagieren lässt?“, fragte er.
    „Ich bin nicht überreizt.“
    „Natürlich nicht.“
    Schweigend wusch sie weiter ab, hörte ihn zum Herd kommen und in der Glut stochern, dann ein Holzscheit hineinlegen.
    „Der Umzug aufs Festland beginnt in zwei Tagen“, sagte er. „Einige der Häfen sind bereits zugefroren.“
    Es dauerte einen Moment, bis sie seine Worte verstanden hatte. Der Winterumzug. Die Bewohner von Isle Royale würden die Insel verlassen, wenn alles gefror. Im Frühling würden sie wieder zurückkommen, in ihren kleinen Häuschen Feuer machen und den Ort wieder mit Leben füllen. Aber Deborah nicht. Sie würde in die Zivilisation weiterreisen, endlich wieder zurück zu …
    Sie beendete den Gedanken nicht. Sie wusste nicht, wie, wollte es nicht. Seit dem Augenblick, in dem Tom Silver sie entführt hatte, hatte sie an nichts anderes als Flucht gedacht, an nichts anderes, als daran, in ihr früheres Leben zurückzukehren. Jetzt machte sie sich Sorgen. Sie war sich unsicher darüber, ob sie dort überhaupt noch ein Leben hatte. Chicago war niedergebrannt. Die Feuersbrunst war vielleicht sogar bis zu Miss Boylans Schule oder nach Avalon in Lake View gelangt. Außerdem hatte ihr Vater unmissverständlich erklärt, sie sei wertlos für ihn.
    Sie konnte nur vermuten, dass auch Philip sie nicht mehr haben wollte. Diese Überlegung schließlich brachte ihr einen gewissen Trost.
    „Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?“, drang Toms Stimme in ihre Gedanken. „Die Leute hier werden die Insel sehr bald schon für den Winter verlassen.“
    „Ich habe Sie gehört.“
    „Sie scheinen nicht sonderlich interessiert an der Neuigkeit zu sein.“
    „Ich weiß schon eine Weile, dass es bald so weit sein wird. Gestern hat es geschneit. Alle packen seit Tagen emsig ihre Habseligkeiten.“ Sie war mit dem Geschirrspülen fertig und trocknete die einzelnen Stücke der Reihe nach mit einem Handtuch ab.
    „Ich gehe davon aus, dass Lightning Jack den Anker wird lichten wollen, sobald das Wetter sich beruhigt hat.“
    „Wird der Umzug so ablaufen? Auf Jacks Boot?“, erkundigte sie sich.
    „Ja, sein Kutter, zwei Fischerboote und ein Schoner. Wenn das Wetter sich bessert, wird die kleine Flotte nach Fraser oder Duluth auslaufen.“
    Endlich drehte sie sich zu ihm um und sah ihn an. „Und was dann?“, fragte sie.

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