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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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herunterrutschen würden, wenn diese ganzen Knöpfe ausnahmsweise offen blieben.“
    „Es ist eine Modesache“, erklärte sie. „Das würden Sie nicht verstehen.“
    „Das würde ich auch gar nicht wollen“, erwiderte er und schloss den letzten Knopf an dem einen Handschuh, fasste nach ihrer anderen Hand.
    Wenn er ihr nahe war, wenn er sie berührte, klopfte ihr Herz viel schneller.
    „Ihre Hand zittert“, sagte er. „Halten Sie still.“
    „Sie zittert gar nicht.“
    „Doch.“ Er fasste sie am Ellbogen und ließ ihre Hand ausgestreckt. „Sehen Sie selbst.“
    Sie runzelte die Stirn. „Das ist die Kälte“, meinte sie und senkte den Kopf. Die Krempe ihres Hutes traf ihn am Kinn.
    „Himmel, Frau, Sie sind ja eine Gefahr für die Allgemeinheit“, bemerkte er mit leiser Belustigung in der Stimme. „Ich vermute, dass lila Hüte auch eine Modesache sind, oder?“
    „Die Farbe heißt Maulbeer, nicht Lila, und es ist ein Schutenhut. Und ja, zufälligerweise ist so eine Art Hut gerade sehr in Mode.“ Sie zog ihre Hand zurück. „Ich gehe zu Ilsa, damit sie mir beim Zuknöpfen hilft. Sie tut das bestimmt ohne unangemessene Kommentare.“
    „Gut für Ilsa.“
    Sie klatschte in die Hände, um Smokeys Aufmerksamkeit zu erregen, und ging dann außen am Tor entlang. Der Hund trollte sich über die gefrorene Straße, die Nase dicht am Boden.
    „Hey, Prinzessin“, rief Tom Silver ihr nach.
    „Ja?“ Ihr Tonfall verriet deutlich, dass sie nicht länger aufgehalten werden wollte.
    „Kommen Sie nur nicht zu spät zur Suzette . Wenn Sie den Aufbruch verpassen, verbringen Sie den Winter auf der Insel. Sie wollen doch gewiss nicht wie Charlie Motts Witwe enden, oder?“
    Sie erschauerte. „Besser als wie Charlie Mott zu enden.“
    Während sie über die Hauptstraße der namenlosen kleinen Siedlung schritt, verspürte Deborah eine seltsame Mischung aus Gefühlen. Diesen Ort würde sie nie wiedersehen. Sie würde nie wieder den Wind in den hohen Bäumen hören oder die Sonne über dem riesigen See aufgehen sehen oder dem Anbranden der Wellen an das felsige Ufer lauschen. Sie würde nie wieder jemanden wie Jens Eckel treffen, noch je wieder etwas so Seltsames und Scheußliches tun müssen wie Fische putzen. Sie würde nie wieder die Kinder der Insel einen Drachen steigen lassen sehen, noch mit ihnen spielen, oder Jennys Baby in den Armen wiegen und mit der jungen Mutter eine Tasse Tee trinken.
    Niemals wieder.
    Sie beobachtete das geschäftige Treiben unten an der Anlegestelle und fragte sich, was Jens jetzt wohl empfand. Er verließ Isle Royale ebenfalls für immer, nur war sein Abschied heute ein anderer als ihrer. Am Abend vor zwei Tagen war er nach dem gemeinsamen Abendessen aller aufgestanden und hatte verkündet, dass er sich zurückzöge. Nach fünfzig Jahren des Fischens rund um die Insel wollte er von nun an in seinem gemütlichen kleinen Häuschen auf dem Festland wohnen, wo er am Feuer sitzen und Pfeife rauchen konnte. Er würde endlich die Gelegenheit haben, all die Bücher zu lesen, die sich seit Jahren bei ihm gesammelt hatten.
    Während seiner Erklärung hatten ihm Tränen in den Augen gestanden, weil er die Insel liebte. Andere hatten ebenfalls geweint, denn Jens Eckel war sehr beliebt in der Dorfgemeinschaft, man bat ihn oft und gern um Rat und schätzte seine ruhige Ausstrahlung. Gestern war er mit Deborah spazieren gegangen und hatte ihr einen schnell fließenden Bach im Sonnenschein gezeigt, in dem sich der wunderbarste Achat fand. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte ein paar der schimmernden Steine als Andenken mitgenommen.
    Als sie zur Anlegestelle kam, sah sie, dass Tom Silver nicht übertrieben hatte, als er sagte, dass der Platz knapp bemessen sei. Die Boote waren bis zur Reling mit Kisten und Gegenständen beladen, die für den Winter zum Festland transportiert werden mussten. Es war schwer, sich vorzustellen, dass es Menschen gab, die so arm waren, dass sie mit ihrem Eisenofen reisen mussten, statt einfach einen zweiten zu kaufen. Doch das schien der Fall zu sein. Diese Erkenntnis bekräftigte sie noch einmal in ihrem Entschluss, für Wiedergutmachung zu sorgen.
    Gleichgültig, was ihr Vater von ihr hielt, sie würde nicht nachgeben. Es war ein Abenteuer wie Isle Royale nötig, dass sie endlich lernte, sich gegen ihn zu behaupten. Sie war ein Blatt im Wind seines Ehrgeizes gewesen, war hilflos umhergeflattert. Jetzt begriff sie, dass sie einen eigenen Willen hatte, wenn sie es nur wagte,

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