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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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der eisigen Kälte steif.
    Nachdem Tom es geschafft hatte, die wichtigsten Gegenstände – eine dicke Decke, Streichhölzer, getrockneten Fisch, ein Messer und eine Pistole – zusammenzutragen, packte er alles in eine Art Rucksack, den er aus der Decke gebastelt hatte, und befestigte ihn so gut es ging auf seinem Rücken.
    Er musste zu Deborah.
    Seit dem ersten entsetzlichen Augenblick, als er gemerkt hatte, dass sie zurückgelassen worden war, hatte ihn dieser eine Gedanke beherrscht, hatte in seinem Herzen gepocht und ihn angetrieben. Sie war in einem Blizzard zurückgelassen worden. Er konnte – und wollte – nicht rasten und ruhen, bis er bei ihr war.
    Nie zuvor hatte er eine solch drängende Sorge empfunden, wie die, die seit jenem grässlichen Moment des Begreifens an ihm nagte. Sicher, er hatte sich auch um Asa Sorgen gemacht. Aber er war immer im Bilde darüber gewesen, wo der Junge sich aufhielt und wie es ihm ging – bis zu jenem letzten Tag wenigstens.
    An dem bewussten Tag hatte der Knall der Explosion Toms Herz erstarren lassen. Sprengungen gehörten zum Bergbau, schon häufiger hatte er welche erlebt. Aber irgendwie hatte er, als ihn damals der Donnerschlag der gewaltigen Detonation erreichte, geahnt, was passiert war.
    Er war zur Mine gerannt, während ihm das Herz bis zum Hals schlug, doch trotz des blinden Zorns und der Angst war da eine eiskalte Gewissheit gewesen. Diese Sicherheit hatte ihn nicht unbedingt getröstet, aber wenigstens hatte er es gewusst.
    In Deborahs Fall machte ihn die Ungewissheit verrückt. Die Ungewissheit und die Wut auf sich selbst. Er war weder ein dummer noch ein unvorsichtiger Mann. Natürlich irrte er sich auch mal, wie beispielsweise, als er glaubte, er könne Arthur Sinclair kaltblütig erschießen, oder als er es für richtig hielt, eine hilflose junge Frau als Geisel zu nehmen, aber gemeinhin schätzte man ihn als ruhigen, umsichtigen Mann. Wenn er die Insel für den Winter verließ, überprüfte er immer alles doppelt und dreifach bis ins letzte Detail.
    Und dennoch hatte er, als es um Deborah ging, das Undenkbare getan. Er hatte sich gesagt, sie sei sicher an Bord der Koenig , ohne sich davon zu überzeugen. Er hatte sich auf seine Vermutungen verlassen, statt sich zu vergewissern.
    Und jetzt war es gut möglich, dass seine Leichtfertigkeit Deborah Sinclair das Leben kostete.
    Die Schuld lag allein bei ihm. Ein Entführer übernahm die Verantwortung für seine Geisel. Man ließ sie nicht sterben, solange sie sich unter seiner Aufsicht befand.
    Als er sich dann zu Fuß auf den Rest des Weges machte, zielte die Kälte geradewegs auf seine Knochen und der Wind wehte ihm waagerecht entgegen. Aber ihm kam nie, nicht für einen Moment der Gedanke, stehen zu bleiben, kehrtzumachen und aufzugeben. Wie konnte er auch, wenn Deborahs Leben in Gefahr war? Sie würde verhungern. Sie würde erfrieren.
    Er rief sich in Erinnerung, dass die Insel nicht völlig unbewohnt war, in dem Versuch, sich zu beruhigen. Einige Holzfäller des Sägewerks am Südende der Insel blieben dort, um das Land, an dem sie die Rechte besaßen, den Winter über zu bewachen. Der eine oder andere Fischer in Rock Harbor hatte vielleicht beschlossen, auf Isle Royale zu überwintern. Aber das war meilenweit von Deborah entfernt. Sie würde nicht wissen, wo sie nach Hilfe suchen sollte. Die Insel war zu groß, zu wild; selbst unter günstigen Bedingungen war es nicht leicht, den Weg zu einer anderen Siedlung zu finden. In einem Blizzard war eine Wanderung über Land zum Scheitern verurteilt. Außerdem gehörten die Holzfäller und Fischer vermutlich nicht zu der Sorte Männer, die ihr Schutz gewähren würden, ohne irgendeine Form von Bezahlung zu erwarten, über die Tom gar nicht länger nachdenken wollte.
    Der Wind zerrte an ihm und an seinen Kleidern. Er war dankbar für seinen Pelzmantel, die Handschuhe und Hose, ja sogar für den kleinen Kläffer, der sich an ihn kuschelte. Lightning Jack hatte vor allem auf dem Mantel bestanden. Er hatte Tom einen knöchellangen Mantel mit Kapuze gegeben, der aus einem Grizzly gearbeitet war. Tom hoffte nur, die Kleider würden ihn vor dem Erfrieren bewahren, bis er Deborah erreichte.
    Endlich tauchten die Umrisse des natürlichen Hafens vor ihm auf, was bedeutete, dass Isle Royale ihm direkt gegenüberlag. Er stand am Ufer, tief im Neuschnee versunken. Der See war zugefroren, aber wie dick war das Eis? Und erstreckte sich die Eisdecke wirklich durchgehend bis

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