Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
gelbhaarige Tochter.“
    Tom nahm einen großen Schluck aus einem Steinkrug mit Cider, stützte sich auf seine Ellbogen. Sogar nur den Kopf in den Nacken zu legen, um zu trinken, machte ihn in der Nachwirkung des Schlags auf den Kopf schwindelig. Deborah, dachte er. Deborah, die Debütantin.
    „Es würde mir keine Freude bereiten, jemandem wie ihr die Kehle durchzuschneiden“, erklärte Jack.
    „Wir werden sie nicht töten.“
    „Hast du eine bessere Idee?“
    Tom dachte an das riesige Haus, angefüllt mit Gemälden und Trophäen der Arbeit eines reichen Mannes. „Wir werden uns das Vermögen ihres Vaters als Lösegeld holen.“
    „Ich will sein Geld nicht.“
    „Weil du es nicht brauchst“, stellte Tom fest. „Aber was ist mit den anderen? Sie könnten das Lösegeld in der Tat gut gebrauchen.“
    „Geisel. Pah.“ Lightning Jack nahm Tom den Krug weg und leerte ihn in einem Zug. „Was für eine Rache soll das denn sein?“
    „Eine bessere. Ich habe gesehen, wie er lebt, Lightning Jack. Ich habe begriffen, was ihm wichtig ist.“ Tom sprach die Worte mit neuer Überzeugung aus – er hatte begriffen, dass es für Sinclair Schlimmeres gab, als zu sterben. Es war höllisch genug, das zu erkennen, aber diesen Mann einem König gleich in seiner Burg zu sehen, hatte ihm die Augen geöffnet. Tom gab seinen Rachedurst nicht auf, er änderte nur die Methode, ihn zu stillen.
    „Sinclairs zerstörte Mine hat viele Leute mittellos gemacht. Sein Geld könnte ihnen das Leben erleichtern.“
    „Das ist nicht gut genug.“ Dampf schoss in die Kolben, und Lightning Jack sprach lauter, damit er über das Zischen hinweg zu verstehen war. „Arthur Sinclair muss für das büßen, was er getan hat.“
    Tom erwiderte darauf nichts. Jetzt, da die Kessel angeschürt waren, ging er zurück an Deck. Miss Deborah Sinclair stand immer noch am Heck, hielt ihren zotteligen Hund im Arm und schaute ins Feuer; Wasser tropfte von ihrem Kleid auf die Planken. Er war sich nicht sicher, ob sie absichtlich oder aus Versehen ins Wasser gestürzt war. Er hatte keine Ahnung, was in ihrem Kopf vor sich ging, und es interessierte ihn auch nicht, aber aus irgendeinem Grund dachte er die ganze Zeit an sie. Sie sah klein und schmal aus, ihr Kleid und ihre Haare übel mitgenommen, ihre zarten Gesichtszüge im Feuerschein wie gemalt, verletzlich und unendlich traurig.
    Sie erinnerte ihn an eine zerbrochene Porzellanpuppe. Ihm fiel ein, dass die Stadt ihr Zuhause war; und sie stand hier und schaute zu, wie sie niederbrannte. Vor ihren Augen war ihr Vater in einer Kutsche mit durchgehenden Pferden weggefahren. Sie hatte alles verloren, was ihr vertraut war. Er wollte nicht an das Leid dieser jungen Frau denken, aber er konnte es nicht verhindern. Sie hatte die Art zerbrechlicher, melancholischer Haltung, die in ihm Gefühle weckte, die zu empfinden er nicht gewohnt war. Wie Mitgefühl. Den Wunsch, sie zu beschützen.
    Es ist dumm, sagte er sich. Sie war die verzogene Tochter eines Mannes, der nicht mit der Wimper zuckte, eine ganze Stadt zu zerstören. Vermutlich von klein auf hatte Miss Deborah Sinclair von ihrem Vater gelernt, dass es bei dem Streben nach Gewinn keine Regeln oder Einschränkungen gab.
    Als sie ihn anschaute, bemerkte er einen Rußfleck auf ihrer Wange. Ihr Haar hatte sich gelöst, und in ihrem durchweichten Kleid befanden sich große schwarz gesäumte Brandlöcher. Die ganze Zeit streichelte sie mit einer Hand den kleinen Hund.
    Er beugte sich über die Winde am Heck und lichtete den Anker. Er zog das Ruderboot nach oben und befestigte es achtern. Dann stieß er einen Pfiff aus. Die Maschinen dröhnten, die Zwillingsschiffsschrauben wühlten das Wasser auf, und das Schiff setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.
    Deborah stolperte ein paar Schritte und stieß gegen die Reling. „Wohin bringen Sie mich?“
    Er antwortete nicht.
    „Was führen Sie im Schilde?“, fragte sie mit erhobener Stimme und klang verärgert. „Ich bestehe darauf, es zu erfahren.“
    Unter ihrem schrillen Ton verflog sein Mitgefühl. Sie zu packen und mit sich zu schleppen war ein aus dem Augenblick heraus getroffener Entschluss gewesen. Er hatte nicht überlegt, was sich daraus ergeben würde, hatte nicht an Momente wie diesen hier gedacht, nicht berücksichtigt, was es hieß, ein Frauenzimmer an Bord zu haben. Frauen taten weibliche Sachen. Sie hatten weibliche Bedürfnisse. Und das hier war nicht einfach nur ein Frauenzimmer. Diese Frau hatte vermutlich

Weitere Kostenlose Bücher