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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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wie sie glaubte, weitere Kabinen und der Kesselraum sein müssten. Unter Deborahs erstauntem Blick öffnete sich die Luke, und ein kleiner drahtiger Mann mit glattem schwarzem Haar tauchte daraus auf. Er warf einen Blick auf Deborah und riss die Augen erstaunt auf.
    „Eine Besucherin, was? Ich dachte doch, ich hätte jemanden gehört“, sagte er. Ein leichter französischer Akzent färbte seine Worte. Als er sich aus der Luke hochstemmte, entdeckte Deborah eine weiße Strähne inmitten seiner dunklen Haare. Obwohl er nicht mehr jung war, war er muskulös und machte einen kräftigen Eindruck. Ein Indianer. Nie zuvor hatte sie aus dieser Nähe einen Indianer gesehen.
    „Sie sind nass“, stellte er fest und schaute von ihr zu dem Haufen nassen Wildleders auf dem Deck. „Das Feuer ist wirklich übel, was?“ Er beschattete seine Augen und spähte zur Stadt. „Ich dachte eigentlich, es müsse inzwischen gelöscht sein.“ Er sah wieder zu Deborah. „Nun gut. Wer, zum Teufel, sind Sie?“
    Der Hund knurrte wieder, und sie nahm ihn rasch in die Arme, ohne zu antworten.
    „Mein Name ist Jaques duBois“, erklärte der Mann mit einem Anflug französischer Höflichkeit, die sie erstaunte. „Gemeinhin nennt man mich Lightning Jack. Willkommen an Bord der Suzette , Mademoiselle.“
    Sie stand auf und räusperte sich, schmeckte Staub und Rauch. Ihre nassen Röcke hingen schlaff an ihr herunter. „Ich heiße Deborah Beaton Sinclair.“
    Sein freundliches Grinsen verschwand. Er warf dem anderen Mann einen Blick zu. „Du hast eine Sinclair an Bord meines Schiffes gebracht?“
    „Er ist wahnsinnig“, warf Deborah rasch ein, betete, dass duBois ihr helfen würde. „Er hat mich gezwungen, mit ihm zu kommen, obwohl ich ihm ein Vermögen geboten habe, wenn er mich freilässt. Ich bin gegen meinen Willen hier.“
    „Sind wir das nicht alle, mon chère? Sind wir das nicht alle?“
    „Hat er Sie auch entführt?“, fragte sie.
    „Nein.“ Lightning Jack deutete zu dem in Flammen stehenden Nachthimmel. „Aber ich schätze Chicago nicht sonderlich. Ein Haufen trockener Stöcke, Eisenbahnslums und stinkende Schlachthöfe. Bah!“ Er spuckte über die Bordwand.
    „Bitte. Das hier ist ein schreckliches Missverständnis. Sie müssen mich zurück ans Ufer bringen. Ihr Freund ist nicht ganz richtig im Kopf.“
    „Freund.“ Lightning Jack zwinkerte dem Hünen zu. „Tom Silver ist mein Pflegesohn. Jetzt, da er erwachsen ist, ist er mein Geschäftspartner. Hat er Ihnen das nicht erzählt?“
    „Er hat mir überhaupt nichts erzählt.“ Sie dachte über den Namen ihres Peinigers nach. Tom Silver. Ein einfacher Name für einen Wilden. „War er immer schon verrückt?“
    Lightning Jack hakte seine Daumen in die Schärpe, die ihm als Gürtel diente, und musterte sie aus schmalen Augen, wirkte jetzt alles andere als freundlich, sodass sie unwillkürlich einen Schritt zurückmachte. „Mademoiselle, ich versichere Ihnen, er ist nicht verrückt.“ Er ging an ihr vorbei und stellte sich zu dem Mann, der Tom Silver hieß und der Holzscheite von einem Tender, der mit Tauen an dem Kutter befestigt war, lud. Silver bewegte sich mit einer erstaunlichen Leichtigkeit und Eleganz für jemanden, der so groß und schwer war. Wenn er sich im Rhythmus seiner Tätigkeit bückte und wieder aufrichtete, sah sie, dass er einer Eitelkeit frönte, die ihr zuvor nicht aufgefallen war. Unter den Strähnen seiner langen schwarzen Haare trug er einen einzelnen dünnen Zopf, den er mit einem Lederband umwickelt hatte. Am einen Ende des Zopfes war eine Feder befestigt, vielleicht von einem Adler.
    Während sie ihn betrachtete, verspürte sie ein ungewohntes Aufwallen von … nicht direkt Furcht. Beklommenheit, ja, aber darunter war eindeutig Neugier gemischt. Sie war allein mit zwei Wilden, und bislang war sie weder verletzt noch absichtlich in Angst und Schrecken versetzt worden. Vielleicht hoben sie sich das für später auf.
    Erschaudernd wandte sie sich um, um zur Stadt zurückzublicken. Ihr Vater, einer von Chicagos begeistertsten Förderern, hatte die Stadt immer „Königin der Prärie“ genannt. Aber in nur einer Nacht hatte sich alles geändert. Vom Deck des Schiffes aus hatte sie einen guten Blick auf den zerstörerischen Brand. Noch nie hatte sie etwas gesehen, das zugleich so majestätisch und so furchtbar war. Das Feuer wütete von den südwestlichen Ausläufern der Stadt bis zum Nordufer des Sees. Es überspannte den Fluss und seine

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