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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Kleidungsstücke der Reihe nach an, stellte erleichtert fest, dass sie sich alle vorne oder an der Seite schließen ließen statt auf dem Rücken. Sie sinnierte darüber, dass Kleider wie diese für Frauen gemacht waren, die keine Zofen hatten, die sie beim Anziehen unterstützten und Knopfreihen im Rücken zuknöpften.
    Das Wollkleid mit dem Muster aus aufgedruckten kleinen blauen Kornblumen saß sehr locker. Sie schob die Ärmel hoch und band sich die Schleife um die Taille, fühlte sich so fein hergerichtet wie eine Prinzessin. Sie frisierte sich ihr Haar so gut sie konnte, kämmte sich die feuchten Locken und steckte sie mit den paar Zelluloidhaarnadeln, die Lightning Jack ihr gegeben hatte, fest.
    Als sie aus der Kabine trat, kläffte Smokey begeistert und sprang aufgeregt um ihre Füße. Sie hob den kleinen Hund hoch und nahm ihn mit an Deck. „Ich kann mir denken, dass du mich nicht wiedererkennst“, sagte sie leise lachend. „Ich rieche nicht länger nach verbrannter Stadt.“
    Sie fand Lightning Jack in der Kombüse, wo er in einem Topf rührte, in dem etwas brodelte, aus dem ein unglaublich gutes Aroma aufstieg.
    „Ah. Der Lunch wird sogleich serviert“, erklärte er und füllte eine Portion von dem Eintopf auf einen Zinnteller.
    Ihre Augen wurden groß, als sie die frischen Karotten, Zwiebeln und Erbsen in der üppigen Soße entdeckte. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, als Jack einen knusprigen Laib goldbraunes Brot anschnitt.
    „Oh, Mr duBois, das ist ja wunderbar.“ Sie setzte sich hin und begann dankbar den Eintopf zu verzehren.
    „Sie wirken wesentlich glücklicher, Mademoiselle.“
    „Das bin ich aber nicht“, verkündete sie. „Ich fühle mich nur besser. Und ich bin … überrascht.“ Ich brauche ein anständiges Bad und Kleider zum Wechseln und eine richtige Matratze zum Schlafen … Im Geiste hörte sie ihre eigenen Worte nachhallen. „Ich hatte keine Ahnung, dass sich Tom Silver auch nur einen Deut darum schert, wie es mir geht.“
    „Damit will ich lediglich erreichen, dass Sie sich nicht länger beschweren“, sagte Tom, der in diesem Augenblick in die Kombüse kam. Er nahm ihr gegenüber Platz, doch sie gab sich größte Mühe, ihn zu ignorieren und widmete sich ganz dem ausgezeichneten Eintopf, den Lightning Jack zubereitet hatte.
    Aber Tom Silver war kein Mann, den man ignorieren konnte. Es lag nicht nur an seiner schieren Körpergröße, sondern es war seine bloße Anwesenheit, die sich einfach nicht verdrängen ließ. Und seit er sie gepackt und geküsst hatte, gab es noch mehr, an das Deborah denken musste: an den Schwung seiner Lippen und das beunruhigende Gefühl, von ihm in den Armen gehalten zu werden. Sie legte ihren Löffel zur Seite. „Ich nehme an, Sie erwarten, dass ich Ihnen danke.“
    „Ich erwarte, dass Sie den Mund halten und essen“, erwiderte er.
    „Gut.“ Sie begann wieder zu essen. Es war ihr irgendwie unangenehm, diesem Mann verpflichtet zu sein. Die Lage erforderte, dass sie ihm stets feindlich gesinnt war. Er war schließlich ihr Entführer.
    Tom lehnte sich auf der Bank nach hinten, streckte seine Arme in beide Richtungen aus. Er bewegte sich, fiel ihr auf, wie ein Mann, der sich restlos wohl in seinem Körper fühlte. Nicht wie die feinen Herren, die sie kannte, die in ihrem ganzen Auftreten immer steif und förmlich waren.
    Nicht wie Philip.
    Ihr war mit einem Mal der Appetit vergangen, und sie schob den Teller zurück, blickte sich unwillkürlich nach einer Serviette um. Es gab natürlich keine, aber dafür entdeckte sie einen Stapel zusammengefalteter Zeitungen.
    Ihre Augen wurden groß. „Sie haben Nachrichten aus Chicago?“ Ohne um Erlaubnis zu bitten, nahm sie eine Zeitung und strich die verknitterten Seiten glatt.
    „FEUER! Chicago zerstört!“, brüllte die Schlagzeile einen förmlich an. Es war die Tribune , bebildert mit schreienden Leuten, Lithografien von Menschen, die auf der Flucht waren. Beinahe einhunderttausend Einwohner waren durch den Brand obdachlos geworden, und mehr als hundert Leichname waren aus dem Schutt geborgen worden. Berichte über Selbstjustiz fanden sich überall.
    Deborah war überrascht, als sich Furcht in ihr regte. Die Erinnerung an das Feuer kehrte machtvoll zurück, und sie verspürte aus der Entfernung noch das Entsetzen des Augenblicks. Sie konnte sich nicht entsinnen, während des Feuers ähnlich intensive Empfindungen gehabt zu haben, aber die Berichte vor ihr erweckten die überstandene Gefahr

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