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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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wieder zum Leben.
    Sie wandte sich der nächsten Zeitung zu und begann, einen Artikel von einem gewissen Mr Edgar in der Chicago Evening Post zu lesen. Er behauptete, das Feuer sei in den Slums ausgebrochen. „… wenn man diesen elenden Gassen die unverdiente Ehre erweisen will, sie Straßen zu nennen“, las sie laut. „Diese Nachbarschaft war immer schon unbekanntes Land für angesehene Bürger Chicagos …“ Sie hörte auf zu lesen und blickte auf. „Was für eine unerträgliche Arroganz.“
    „Waren Sie jemals in der Gegend?“, fragte Lightning Jack.
    „Ganz bestimmt nicht. Ich … Das ist etwas anderes“, sagte sie entschieden und griff nach einer weiteren Zeitung. Erstaunlicherweise war die Extraausgabe des The Evening Journals nur Tage nach dem Feuer erschienen. „… ausgelöst von einer Kuh, die in einem Stall eine brennende Lampe umgestoßen hat, während sie von einer Frau gemolken wurde“, las sie und musste beinahe kichern. „Klingt das glaubhaft?“
    „Sie sind die Expertin, was die arbeitende Bevölkerung angeht“, bemerkte Silver sarkastisch. Er warf einen Blick in die jüngste Ausgabe der Times . „Das sagen alle. ‚Am Morgen nach dem Feuer wurde Mrs O’Leary von einem Reporter der Times auf den Stufen vor ihrem Haus sitzend angetroffen. Erst weigerte sie sich, irgendetwas über das Feuer zu sagen, sondern schrie nur, dass ihre Kuh fort und ihr nichts in der Welt geblieben sei.‘“ Er lachte leise. „Es wundert mich, dass ihr die Eingangsstufen von ihrem Haus geblieben sein sollen, wenn doch ihr Haus dem Vernehmen nach das erste gewesen ist, das gebrannt hat.“
    Deborah verspürte ein Aufflackern von Sorge. „Sie sagen, ihr Name sei Mrs O’Leary?“
    Er überflog die Spalte. „Richtig. Hier wird ihr Name mit Catherine O’Leary angegeben, Ehefrau von Patrick O’Leary aus der De Koven Street 137.“
    Das ist nicht möglich. Aber bestimmte Sachen vergaß Deborah nicht. Wie beispielsweise die Tatsache, dass sie jede Weihnachten einen großzügig mit Lebensmitteln gefüllten Korb bestellte, der an Mr und Mrs O’Leary in die De Koven Street geliefert werden sollte. „Gütiger Himmel“, flüsterte sie.
    Er zog eine Braue hoch. „Sagen Sie jetzt nicht, das sind Freunde von Ihnen.“
    Sie ging nicht auf seine beleidigende Skepsis ein. „Ihre Tochter ist meine Zofe.“ Bekümmert knickte sie die Zeitungsecke um. „Die gesamte Stadt wird gegen sie sein.“
    „Das kann ich mir gut vorstellen.“ Er verschränkte seine gewaltigen Arme auf dem Tisch. „Die Leute haben es lieber, wenn sie jemandem die Schuld geben können.“
    „Die O’Learys sind anständige, hart arbeitende Leute. Mrs O’Leary zieht mit ihrem Milchwagen schon durch die Straßen, wenn die meisten anderen Menschen noch schlafen. Und Kathleen ist viel mehr für mich als eine Zofe. Sie ist meine Freundin.“ Sie richtete einen entschlossenen Blick auf Tom Silver. „Ich muss unbedingt nach Chicago zurück.“
    Er lachte auf. „Lady, Sie befinden sich wirklich in keiner Lage, Befehle zu erteilen.“
    Sie versuchte, ihren Ärger zu bezähmen. „Die O’Learys könnten zu Anhörungen oder vor Gericht gezerrt werden, am Ende gar angeklagt werden. Kathleen wird mich brauchen.“
    „Sie wird sich ohne Sie behelfen müssen.“
    Deborah hätte am liebsten vor Wut aufgeschrien. Ihr Wunsch, zu Kathleen zu gehen, war viel stärker als der, zu ihrem Vater zurückzukehren. Selten in ihrem Leben hatte sie das Gefühl gehabt, wirklich gebraucht zu werden, aber jetzt war sie sich ganz sicher. Sie glaubte mit ganzem Herzen, dass ihr Erscheinen bei irgendeiner Art öffentlicher Anhörung in der Angelegenheit des Feuers den O’Learys hilfreich sein könnte. In diesem Fall würde es ihr zum Vorteil gereichen, die Tochter des reichsten Mannes in Chicago zu sein.
    Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem sie Kathleen O’Leary zum ersten Mal gesehen hatte. Sie waren beide zehn Jahre alt gewesen, und Kathleen hatte in der Canal Street ein Wägelchen mit Sahne und Butter hinter sich her über den Gehsteig gezogen. Deborah saß in der Kutsche, da es ihr verboten war, die Straße zu benutzen, wo, wie ihr Kindermädchen behauptete, Gesindel herumlungerte. Während Deborah also untätig aus dem Fenster schaute, war eine Bande Jungs über Kathleen hergefallen, hatte ihren Wagen umgeworfen, die Butter gestohlen und das kleine Mädchen mit Milch übergossen. Sie hatten sie auf dem Gehsteig sitzen lassen; ein verloreneres Geschöpf

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