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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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um. Es hatte sich angehört, als bewege sich ein großer Körper verstohlen durch den Dschungel. Er ging auf die Knie und wartete mit dem Steinmesser in der Hand ab. Schließlich hörte er ein tiefes und bekanntes Atmen und sagte leise: „Namalee!“
    „Ich konnte nicht zulassen, daß du dich für mich opfertest“, sagte sie. „Ich wollte dir helfen, damit … Oh!“
    Sie hatte den Shivaradu gesehen, der jetzt wie ein schlaffer Kuchenteig über den Wipfeln ausgebreitet lag.
    Ismael berichtete, was geschehen war, und sie nahm seine Hand und küßte sie.
    „Zalarapamtra und Zoomashmarta werden dir dafür dankbar sein“, sagte sie.
    „Vor wenigen Augenblicken hätte ich ihre Hilfe gut gebrauchen können.“
    Sie setzten ihren Weg fort und umrundeten das tote Ungeheuer, das nun von einem halben Dutzend Haien zerrissen wurde, und legten sich eine Stunde später erneut zum Schlaf nieder. Obwohl er sehr müde war, ließ die Kälte Ismael nicht einschlafen. Das Ende der Nacht mußte nun bald kommen. Er schätzte die augenblickliche Temperatur auf minus fünf Grad Celsius.
    Er riß ein großes Blatt ab und kletterte damit in die Hängematte Namalees. Er deckte sie und sich zu und umschlang sie mit beiden Armen. Sie wehrte ihn nicht ab, drehte ihm aber den Rücken zu. Ismael fiel augenblicklich in den Schlaf und träumte von seiner ersten Nacht im Gasthof Zum Blasenden Wal zu New Bedford, in dem der gigantische Wilde namens Queequeg mit ihm das Nachtlager geteilt hatte. Queequeg, dessen Knochen inzwischen zu Staub zerfallen und immer und immer wieder zu Fleisch und Pflanzen geworden waren …
     
    Die riesige rote Scheibe erhob sich langsam wieder und brachte auf der Stelle etwas Wärme mit sich. Als sie erwachten, stellten sie fest, daß sich einige Kletterpflanzen an ihnen gütlich taten und warteten, bis die Vegetation zufrieden war. Dann standen sie auf, wuschen sich mit dem Stengelwasser und tranken. Wie üblich lähmte sie die Flüssigkeit auch dieses Mal, aber die Kletterpflanzen, die offenbar wußten, daß sie ihrer Spendenpflicht bereits nachgekommen waren, verschonten sie. Sie gingen weiter nach Norden, schliefen viermal und fingen Doppelnasen und Küchenschaben (die ähnlich schmeckten wie Krebse) und einige andere Tiere, einschließlich einer fliegenden Schlange. Die Schlange gehörte zu den wenigen Lufttieren, die über keine Gasblase verfügte, denn einige ihrer Rippen hatten sich zu großen Flügeln entwickelt, die ihre Besitzer befähigten, einen primitiven Vogelflug nachzuahmen.
    Wieder verging eine Nacht voller Gefahren, dann stieg die Sonne erneut auf.
    „Wie lange wird es noch dauern, bis wir eure Stadt erreichen?“ fragte Ismael.
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte Namalee. „Mit einem Schiff würden wir schätzungsweise zwanzig Tage brauchen. Vielleicht benötigen wir jetzt fünfmal soviel Zeit.“
    „Etwa vierhundert der Tage meiner Welt“, sagte Ismael. Aber da es zu den Grundtugenden eines Walfängers gehörte, sich in Geduld zu üben, murrte er nicht. Er hätte es allerdings bevorzugt, zu fahren. Es war eine ungeheure Anstrengung, sich einen Weg durch diesen zusammengewachsenen Pflanzenkomplex zu bahnen. Er beneidete die Tiere, die sich scheinbar ohne Anstrengung durch die Wolken bewegten.
    Am Mittag dieses Tages sahen sie erneut eine von den vielen ausgedehnten Wolken aus winzigen roten Tieren, von denen jedes mit einem regenschirmähnlichen Kopf versehen war. Und gleich darauf kamen die Leviathane, die sich von dieser Art Krill ernährten.
    Und dann entdeckten sie ein riesiges Luftschiff.
    Namalee stand auf und legte das weiße Fleisch des Insekts, das sie knapp eine Stunde zuvor gefangen hatte, nieder. Nach einem tiefen Luftzug stand sie mehrere Minuten lang schweigend da.
    „Es ist aus Zalarapamtra!“
    Das Schiff ähnelte einer langen – eher überlangen – Zigarre, unter der ein ziemlich dünner Mast hing, der mit Rahen und Segeln ausgerüstet war und an dessen beiden Seiten, rechtwinklig zur Hülle, ebenfalls zwei Masten mit gesetzten Segeln zu erkennen waren. Sie waren so dünn, daß man durch sie hindurch den dunkelblauen Himmel leuchten sehen konnte. Am Heck befanden sich Horizontal- und Vertikalruder.
    „Es ist nicht so flach, wie es von hier aus aussieht“, sagte Namalee auf seine Frage hin. „Wenn du näher kommst, wirst du sehen, daß seine Höhe der von zwölf Männern entspricht.“
    Das Schiff folgte einer Herde von vielleicht dreißig Leviathanen, die mit ihren

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