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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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trugen, zwischen den mächtigen Gewächsen dahin.
    Das Geräusch des sich bewegenden Shivaradu wurde stärker.
    Ismael rannte, bis sich seine Füße in einem Gewirr von Kletterpflanzen verhedderten und er der Länge nach auf den Boden schlug. Vor ihm befand sich eine dichtgewebte Wand aus Schlinggewächsen und Ranken, die über zwei umgestürzte Stämme gewachsen waren. Er kroch darauf zu und bahnte sich wurmgleich einen Weg ins Innere des Dickichts, bis er zwischen den Stämmen lag. Er hoffte, daß keine der Pflanzen ausgerechnet jetzt Appetit bekam.



Das Bewegungsgeräusch des Shivaradu war leiser geworden; dem Anschein nach trieb er vorsichtiger dahin, weil er wußte, daß seine Beute angehalten hatte.
    Ismael streckte einen Arm aus und riß einen Stengel aus dem Stamm heraus. Er versah ihn mit einem Loch, trank jedoch nicht, sondern legte ihn neben sich und starrte durch ein Loch nach oben, bis er den massigen Schatten des Shivaradu über den Wipfeln des Dschungels auftauchen sah.
    Der gewaltige Mond glitzerte auf den vielen kleinen katzengoldähnlichen Partikeln, die seine Haut bedeckten. Wie Namalee ihm beschrieben hatte, handelte es sich wirklich um eine pfannkuchendünne Kreatur, auf deren Körper sich Hautausbuchtungen erhoben, die Gasblasen umschlossen. Die zahlreichen Tentakel der Bestie tasteten umher und suchten nach Wärme, während andere sich wiederum um die tieferliegenden Pflanzen klammerten.
    Ein paar Sekunden später zog das Biest sich näher heran. Während seine Fühler in der Gegend herumsuchten, hielt es an; dann kam es noch näher.
    Ismael preßte sich dichter an den Boden, hielt den Kopf jedoch aufgerichtet. Er mußte sehen, was das Ding tat. Sein Herz klopfte so fest, daß er annahm, die Bestie müsse es hören. Sein Mund und seine Kehle waren so trocken wie die Blätter eines alten Manuskripts in einem Wüstenkloster.
    Und bald vielleicht genauso tot, dachte er.
    Die Bestie hatte ihn nun ausgemacht, streckte nacheinander sechs Tentakel aus und verschoß Pfeile. Jeder einzelne davon jagte in den Stamm, hinter dem Ismael lag. Er zählte jeden Treffer und langte dann schnell hinaus, um zwei der Geschosse an sich zu reißen, bevor die nächste Salve auf ihn niederprasselte.
    Mehrere Minuten, in denen die Zeit so träge verlief wie eine über einen Berghang kriechende Schnecke, vergingen.
    Vielleicht wartete die Bestie darauf, daß Ismaels Körperwärme schwand, damit sie sichergehen konnte, ihn getötet zu haben.
    Offenbar zu dem Schluß gekommen, daß er Ismael verfehlt hatte, zog der Shivaradu sich nach unten, bis er zwei Dutzend Pflanzenstämme verbog, und zog sich dann vorwärts. Die Pfähle kratzten an seiner Unterseite, ohne das Geschöpf jedoch zu verletzen. Als die Bestie über sie hinwegglitt, sprangen sie mit raschelnden Blättern, Kletterpflanzen und Ranken wieder nach oben. Etwa zwanzig Fuß von Ismael entfernt schien die Bestie an ihre Grenze gestoßen zu sein. Aber das machte nichts, denn sie konnte ihre Tentakel nicht nur bis zu der Stelle ausstrecken an der Ismael lag, sondern auch darüber hinaus, wenn sie es wollte.
    Auf alle Fälle war der Shivaradu nun vorsichtig geworden. Vielleicht deswegen, weil er spürte, daß seine Beute hinter einem Stamm verborgen lag. Mehrere Tentakel hoben sich und durchdrangen die Luft in einer Höhe, die etwa zehn Fuß über Ismael lag. Einige andere glitten mit aufgereckten Vorderteilen über den Boden. Ismael, der nicht sicher war, was er nun tun sollte, wartete ab. In einer Minute würden beide Welten – die alte, seine Geburtswelt, und die gegenwärtige Welt der Zukunft – für ihn verloren sein.
    Namalee hatte ihm erklärt, daß das Ungeheuer seine Pfeile nur dann verschießen konnte, wenn seine Tentakel hundertprozentig gerade ausgestreckt waren. Ein Knick hielt möglicherweise den Luftausstoß zurück. Möglicherweise war das die Erklärung dafür, daß es nicht auf der Stelle schoß. Es konnte nur dann mit Sicherheit gegen ihn vorgehen, wenn es in der Lage war, die Tentakel wie langgestreckte Blasrohre zu benutzen.
    Ismael konnte das Zischen eingesogener Luft hören, das die als Lufttank dienenden Blasen füllte. Die Bestie schluckte mehrmals, als würde sie die Luft zusammendrücken.
    Ein Tentakel, der in der nur vom Mondlicht erhellten Nacht wie der Rüssel eines Elefanten – oder eine kopflose Kobra – wirkte, bewegte sich vor den anderen über den Boden dahin. Ismael hatte schnell den Kopf gehoben, ihn gesehen und war dann

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