Ismaels fliegende Wale
ausgebreiteten rot-, schwarz-, grün- und purpurgeäderten Drachenschwingen, riesigen zylindrischen Körpern und silbern leuchtenden Köpfen durch eine Luftkrillwolke stoben.
„Wie …?“ fragte Ismael, aber Namalee legte eine Hand auf seinen Arm.
„Sieh“, sagte sie.
Das Schiff hatte alle Segel gesetzt. Es bewegte sich schnell, aber nicht schnell genug, um die Wale einzuholen. Kurz darauf wurde ein kleineres Objekt, dem bald darauf ein zweites folgte, von dem großen Schiff ausgesetzt.
Die Beiboote waren nadelförmig, und die Mannschaft lag flach in ihnen, wie Namalee Ismael erklärte. Sie standen nur auf, wenn es für sie etwas zu tun gab. Die besondere Abrundung der Nase enthielt eine größere Blase, die größer war als alle anderen. Der Grund dafür war, daß der Harpunier an dieser Stelle stand, wenn es Zeit wurde zuzustoßen. Die große Blase diente als Lagerraum für Harpune und Fangleine.
Ismael sah zu, wie das Beiboot nach oben, unten und beiden Seiten Masten ausstreckte. Schließlich wurden die durchsichtigen Segel gesetzt, und das Boot jagte mit zunehmender Geschwindigkeit auf die rote Wolke zu.
„Wie bringen sie es fertig, Segel zu setzen und zu reffen, ohne auf die Masten zu klettern?“
„Sie tun es von Bord aus“, sagte Namalee. „Die Vorrichtung dazu ist, so sagt man, von Zalarapamtra entwickelt worden, aber ich glaube, daß sie bereits existierte, bevor er geboren wurde.“
Eines der Walboote heftete sich nun an die Fersen eines Leviathans, der davon offenbar nichts merkte. Es durchpflügte einen roten Ausläufer nach dem anderen, denn die Wolke schien nicht überall gleich dicht zu sein. Es gelangte auf die gleiche Höhe wie der Wal und verschwand auf der anderen Seite der Krillwolke, und Ismael verlor es aus den Augen.
Er wandte sich um, um die die Wolke durchquerenden Leviathane zu beobachten, als er den Wal am Ende der Wolke plötzlich aufsteigen sah. Er verlor eine silberne Flüssigkeit, den Wasserballast, der aus zwei Gründen in einer seiner Blasen untergebracht war; zum einen diente er als Trinkvorrat, zum anderen dazu, in Notfällen abgelassen zu werden, um so neuen Auftrieb zu erzeugen.
Ismael konnte das Walboot nun sehen. Es war mit dem Tier durch eine lange Leine verbunden, dessen Vorderende in seinem Kopf steckte. Der Windwal reagierte jedoch jenen gegenüber, die Ismael kannte, genau entgegengesetzt – er stieg auf.
„Sie können sich in der hohen Luft, in der Menschen sehr schnell ersticken, ziemlich lange aufhalten“, sagte Namalee. „Und wenn es vorkommt, daß ein Wal groß genug ist, um dies zu bewerkstelligen, bleibt dem Harpunier nichts anderes übrig, als die Leine zu kappen, bevor er die Kontrolle verliert und nicht mehr weiß, was er tut.“
Inzwischen hatte das Tier das kleine Boot dermaßen mit sich in die Höhe gezogen, daß es am dunkelblauen Himmel nur noch als winziger Punkt auszumachen war. Die Krillwolke befand sich nordöstlich von den beiden Beobachtern und würde in einer halben Stunde den Horizont berühren. Das Schiff selbst hatte sich von ihr entfernt und jagte gegen den Wind an. Dann drehte es um, krängte gegen den Wind, drehte erneut, kam zurück, drehte sich und segelte erneut gegen die Strömung. Die Manöver, die es ausführte, zeigten, daß die Besatzung, die sich viel höher befand als Ismael, den Windwal und das daran hängende Boot noch sehen konnte. Das Schiff befand sich offenbar immer noch auf der Höhe, in der der Wal von der Harpune getroffen worden war.
Nach einer Weile sah Ismael den Wal als kleinen, dunklen Punkt wieder auftauchen. Als er hinabsank, wurde er größer. Dann wurde auch das Boot wieder sichtbar. Das Tier stieß geradewegs nach unten herab, hatte die Schwingen an den Körper gelegt und sich selbst ausgestreckt. Das Boot befand sich in einer geraden Linie hinter ihm, aber das sie verbindende Tau war zu dünn, als daß man es hätte ausmachen können. Die Entfernung, die Boot und Wal trennte, betrug etwa dreihundert Fuß.
„Der Wal läßt schnell sein Gas ausströmen und sinkt“, sagte Namalee. „Wenn er dem Boden nahe genug gekommen ist, wird er die Schwingen ausbreiten und in einer scharfen Kurve wieder nach oben ziehen. Jetzt kommt es darauf an, ob die Männer im Boot geschickt genug sind, daß sie verhindern können, gegen den Boden geschmettert zu werden. Es kommt ganz auf die Geschicklichkeit des Wals an. Manchmal irren sie sich auch, was ihre Fähigkeiten und ihre Schnelligkeit angeht, weil die
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