Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
den großen Körper hochzuziehen. Die Hinterbeine der Bestie versteiften sich und halfen dem Körper nach. Der Hals glitt in den Panzer zurück, aber das Maul blieb weit geöffnet.
    Während das Steinding hinter ihm herkletterte, zog Ismael sich weiter zurück. Als er das Ende der Treppe erreicht hatte, hielt er an. Wenn das Ungeheuer bis hierher kam, waren sie ihm ausgeliefert, denn angesichts der Enge des Korridors konnten nie mehr als zwei Mann gleichzeitig gegen das Biest vorgehen.
    Ismael wandte sich um und sagte: „Beeilt euch! Versucht einen Ausgang zu finden, oder …“
    Er brauchte die Warnung nicht voll auszusprechen, denn die anderen sahen selbst, was sonst mit ihnen geschehen würde. Karkri baute sich neben Ismael auf und sah nach unten. „Das Vieh hat einen unsicheren Stand“, meinte er.
    „Es gibt nur eine Möglichkeit, es davon abzuhalten, daß es hier heraufkommt“, sagte Ismael.
    Die beiden Männer gingen vier Stufen hinab und blieben so weit von der Kreatur entfernt stehen, daß sie sie nicht einmal mit ausgestrecktem Hals erreichen konnte. Sie flüsterten eine Weile miteinander und warfen sich dann – als sie sahen, daß ihr Verfolger erneut eine Tatze hob, um sich vorwärtszuziehen – mit aller Kraft nach vorn.
    Mit einer Schnelligkeit, die jeden Menschen überraschen mußte, der das Ungeheuer als ein Wesen aus Stein ansah und demzufolge langsame Bewegungen erwartete, schoß der Hals auf sie zu. Es war für Ismael reines Glück, daß die Bestie es auf Karkri und nicht auf ihn abgesehen hatte, sonst hätte sich das am Ende eines mit der Geschwindigkeit einer Harpunenleine vorschießenden Halses befindliche Maul um Ismaels Körper geschlossen. So aber packte es mit der Kraft zweier Mühlsteine Karkris Beine in dem Moment, als er vorwärts sprang.
    Ismaels Füße trafen den Panzer genau neben der rechten Seite des Halses.
    Karkri schrie, als ihm die Beine unter dem Leib weggerissen wurden und er mit dem Rückgrat gegen eine Treppenstufe knallte.
    Das von der Kraft zweier Leiber aufgerichtete Ungeheuer wankte und kippte nach hinten. Seine Hinterbeine rutschten ab, und es fiel, den immer noch schreienden Karkri fest umklammernd, hintenüber. Als sei er nichts anderes als ein kleines Bleikügelchen am Ende einer Peitsche, wurde Karkri durch die Luft gewirbelt. Er beschrieb einen weiten Bogen und landete schließlich auf den hinter dem Ungeheuer befindlichen Stufen. Die Kreatur fiel auf seinen Rücken.
    Ismael sprang erneut ein paar Stufen hinab, schob einen Fuß gegen die Seite des Steinwesens, das sich gerade auf dem höchsten Punkt seines Rückenpanzers drehte wie auf einer Achse. Seine tretenden Beine wirbelten das Biest herum, bis es über den Rand der nächsten
    Stufe glitt und weiter in die Tiefe rasselte. Am Fuß der Treppe überschlug es sich und landete erneut auf dem Rücken, wo es liegenblieb und wie eine umgekippte Schildkröte hilflos mit den Dachsbeinen zuckte.
    Diesmal lag Karkri beinahe auf dem Bauch des Ungeheuers. Er lag mit dem Gesicht nach unten, und das Blut entströmte seinem Körper, lief am Panzer des Wesens herab und bildete auf dem Boden eine kleine Lache.
    Ismael brauchte nur wenige Sekunden, um festzustellen, daß Karkri nicht mehr zu helfen war. Er kletterte die Treppenstufen hinauf und kehrte an die Mauer zurück. Obwohl das fallende Biest während des Absturzes einen ziemlichen Lärm erzeugt hatte, schienen die auf der anderen Seite der Mauer befindlichen Priester nichts davon mitbekommen zu haben. Der Gesang war jetzt sogar lauter als zuvor.
    „Man könnte sich beinahe wünschen, daß sie den Krach gehört hätten“, sagte Ismael. „Zumindest wären sie dann herausgekommen – und wir hätten jetzt die Möglichkeit, zu ihnen hineinzugelangen.“
    Sie hatten nun alles Denkbare getan und noch immer nicht herausgefunden, wie die Wand bewegt wurde. Und wenn sie nicht verhungern wollten, konnten sie sich auch nicht einfach hinsetzen und abwarten. Außerdem würde nach einer gewissen Zeit die zweite Phase des Plans eingeleitet werden – und wenn Ismaels Gruppe sich dann nicht im Inneren des Tempels befand, würde der Überfall nicht gelingen. Es war noch nicht zu spät, zu den Booten zurückzukehren und den Versuch zu unternehmen, von oben her auf das Riff vorzudringen. Aber Ismael hatte keine Lust, jetzt aufzugeben, und war sich sicher, daß seine Leute ebenso dachten. Bestimmt gab es eine Möglichkeit, von hier aus in den Tempel einzudringen. Daß sie sie noch

Weitere Kostenlose Bücher