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Isolation

Isolation

Titel: Isolation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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abgesperrt und den Zerhacker voll aufgedreht. Inzwischen war sogar die sichere Verbindung zur NADI von Störgeräuschen überlagert. »Ihre Karte des Komplexes ist hervorragend, und unsere Schlachtpläne sind fertig. Alles befindet sich an Ort und Stelle, und nur die Kanonen stören noch. Sie müssen verschwinden, und zwar bis dreiundzwanzig Uhr heute Abend. Bestätigung.«
    »Wie lauten meine Befehle hinsichtlich der Generäle?«, fragte Heron.
    »Ich kann mich nicht erinnern, diesen Punkt zur Debatte gestellt zu haben« erwiderte die Stimme. »Ich habe Sie vielmehr gebeten, die Anweisung zu bestätigen.«
    »Offensichtlich planen Sie einen Angriff«, bohrte Heron weiter. »Wenn Sie die Luftabwehr ausschalten, nehmen Sie dem Gegenangriff die Schärfe. Daher glaube ich, dass Sie bald angreifen wollen, vielleicht schon heute Abend um dreiundzwanzig Uhr. Wie soll ich mich den Generälen gegenüber verhalten? Soll ich sie abermals entwischen lassen?«
    »Bitte, wenn Sie unbedingt wollen, setzen Sie die Generäle fest.« Heron hörte genau hin und versuchte zu ermitteln, ob es in seiner Antwort eine versteckte Bedeutung gab. Er schien irgendwie … gereizt.
    »Also soll ich sie gefangen nehmen?«
    »Unbedingt. Warum sonst sind Sie denn dort?«
    »Um den Komplex zu kartieren und die Luftabwehr zu zerstören«, erwiderte Heron.
    »Und um die Generäle gefangen zu nehmen«, erwiderte die Stimme. »Ehrlich, Heron, muss ich Ihnen denn wirklich jede Einzelheit erklären?«
    Das haben Sie jedenfalls vorher immer getan, dachte sie, aber das behielt sie für sich. Was er sagte, klang irgendwie faul. Es war nicht nur die widersprüchliche Persönlichkeit, sondern auch die Art und Weise, wie er redete. Bisher kannte sie nicht mehr als die Stimme ihres Vorgesetzten, aber es war ihre Aufgabe zu beobachten und zu analysieren. Dazu war sie gebaut. Die gegenwärtige Kommunikation passte nicht zu den bisherigen Gesprächen. Sie überprüfte noch einmal ihr Telefon und vergewisserte sich, dass die Leitung sicher und die Verbindung zum richtigen NADI -Signal hergestellt war. Was also stimmte nicht?
    »Sind Sie noch da, Heron?«
    »Ich bin hier.«
    »Ihre Befehle lauten: Schalten Sie die Luftabwehrbatterie aus und setzen Sie dazu alle Mittel ein, die Sie für notwendig halten. Sobald die Invasion beginnt, nehmen Sie die Generäle gefangen und halten sie in Gewahrsam, bis Sie von den Partials-Kommandanten vor Ort abgelöst werden. Bestätigung.«
    »Bestätigt«, antwortete Heron. Er hatte den Befehl nachträglich verändert und gab vor, alles von Anfang an so geplant zu haben. Waren die Kanonen tatsächlich ein wichtigeres Ziel als die Generäle? Das war gut möglich, sofern sie über den Erfolg oder Misserfolg des feindlichen Gegenangriffs entschieden. Ihr Vorgesetzter unterbrach die Verbindung, und Heron schaltete den Zerhacker ab. Es war 21.48 Uhr, also blieb ihr bis 23.00 Uhr nicht mehr viel Zeit. Was die NADI auch planen mochte, die Kanonen mussten umgehend ausgeschaltet werden.

Paragen BioSynth Aufzucht- und Ausbildungszentrum, unbekannter Ort
    31.   Januar 2059
    »Ihre Präzision verbessert sich«, sagte Latimer. Er war ihr persönlicher Ausbilder für Feuerwaffen und Infiltration und jagte sie durch immer neue Prüfungen, Runde um Runde. Es war wie ein verdeckter Biathlon: laufen und schießen, ohne jemals gesehen zu werden. Heron wusste genau, dass ihre Präzision nicht einfach nur besser wurde – inzwischen schoss sie treffsicherer als er. Diese Genauigkeit bereitete ihr keine Mühe. Sie konnte den ganzen Parcours ablaufen, fünfzehn Kilometer durch unebenen Nadelwald, ohne ein einziges Mal von den wachenden Drohnen oder den automatischen Geschütztürmen erfasst zu werden, und sie hatte seit zehn Tagen bei keinem einzigen geprobten Mordanschlag mehr versagt. Er lobte sie nur selten, und sie war dankbar, wenn er es tat, aber nur ihre Präzision zu erwähnen und das Lob darauf zu beschränken, sie sei besser geworden, kam beinahe einer Beleidigung gleich.
    »Danke«, erwiderte Heron. »Sie sind zu freundlich.«
    »Es ist an der Zeit, auf einen anderen Parcours zu wechseln.« Latimer winkte ihr, ihm zu folgen. Vom letzten Lauf war sie noch außer Atem, die Atmung und der Herzschlag beruhigten sich allmählich wieder. Sie verbarg die Anzeichen und zeigte äußerlich keinerlei Schwäche, als sie ihm durch den Raum folgte. Er deutete auf einen Stuhl, und als sie saß, winkte er einem Holovideoprojektor zu, der daraufhin zum Leben

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