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Isolation

Isolation

Titel: Isolation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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trotzdem. Sie hatte es verstanden.
    Er war ihr Vorgesetzter, und sie würde ihm gehorchen.

Zuoquan, Provinz Shanxi, China
    9.   Juni 2060
    Heron brauchte fast eine Woche, um den ganzen Fabrikkomplex auszuspionieren und nacheinander alle Gebäude zu erfassen. Was sie herausfand, erfüllte sie keineswegs mit großer Zuversicht. Die fünf Gebäude der Anlage waren nicht sonderlich stabil gebaut. Bei der Konstruktion hatte man vermutlich Kosten gespart, aber jetzt, da die Fabrik zum Schauplatz eines ausgedehnten Häuserkampfs werden sollte, konnte sich dies als erhebliche Gefahrenquelle erweisen. Ein Infanterieangriff war der einzige Weg, den Komplex einzunehmen, ohne die dort aufgestellten Maschinen zu beschädigen. Die Chinesen fanden drinnen wenig Deckung und konnten das Gelände nicht erfolgreich verteidigen, aber die Partials hatten im Fall eines Gegenangriffs ebenso große Schwierigkeiten, und zu einem Gegenangriff würde es ganz bestimmt kommen. Die Partialarmee war physisch überlegen, dort dienten perfekte Soldaten, doch die chinesischen Verteidiger waren sowohl an Personal als auch im Hinblick auf die Bewaffnung im Vorteil. Sobald die Partials eindrangen, waren sie buchstäblich von zwei wütenden Heeren umzingelt. Beide Truppenteile konnten, wenn der Befehl erteilt war, binnen fünfzehn Minuten in den Fabrikkomplex einmarschieren. Dennoch hatten es die Strategen der NADI genau so geplant. Heron verstand es nicht, was jedoch nicht bedeutete, dass es Unsinn war. Sie war dazu ausgebildet, Befehle auszuführen, und das würde sie auch tun … aber man hatte sie ebenfalls dazu ausgebildet, Geheimnisse aufzudecken. Ganz automatisch arbeitete sie auch daran, die Geheimnisse ihrer Vorgesetzten zu lüften. Was wollten sie? Wie würden sie auf diesem Weg ihre Ziele erreichen? Sie war sicher, dass sie es sich zusammenreimen konnte, falls sie weitere Informationen bekam.
    Aber das war nicht ihre Aufgabe. Sie konzentrierte sich wieder auf die drängende Frage, wie die Partialarmee angreifen konnte. Wie sie schon berichtet hatte, waren die Gebäude nicht sonderlich stabil, aber die Mauern, die das Fabrikgelände umgaben, schienen recht standfest zu sein, und dahinter erstreckte sich die Stadt mit ihren niedrigen Häusern und den schmalen Straßen. Eine Todesfalle für die vorrückenden Partials, falls die Chinesen daran dachten, dort Heckenschützen und Boden-Boden-Raketen zu stationieren. Offensichtlich konnten die Partials dies jedoch vorhersehen. Die Partials würden also die Gebäude einfach vorher in Schutt und Asche legen, und dies wiederum konnten die Chinesen vorhersehen. Deshalb würden sie die Heckenschützen erst gar nicht einsetzen. So ging es ewig weiter, es war ein unendliches Spiel der Täuschungen und Gegentäuschungen. Vorgeschobene Späher, die überall in der Stadt unterwegs waren, würden die Absichten der Armeen dem jeweiligen Feind melden und dabei helfen, den Verlauf der Schlacht vorwegzunehmen, doch nur die Partials hatten eine Spionin so tief in das Machtzentrum des Feindes eingeschleust. Heron musste nun einen Weg finden, die Waagschale zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
    Die Fabrikgebäude standen im Kreis um einen zentralen Platz, auf dem General Baio fünf Artilleriegeschütze aufgebaut hatte. Sie feuerten in unregelmäßigen Abständen Salven in die von den Partials besetzte Hälfte der Stadt ab und wurden von den Maschinen in Gebäude 4 mit Munition versorgt. Im oberen Stockwerk von Gebäude 2 war General Wus Beitrag postiert, die eher auf Verteidigung eingerichteten Flugabwehrgeschütze. Es waren vier, die Heron bereits in ihrem Kartierungsprogramm markiert hatte. Im Gegensatz zur Artillerie benutzte die Flugabwehr intelligente Geschosse, die fähig waren, das Ziel zu identifizieren und während des Flugs den Kurs zu ändern. Sie vermochten nicht wie Lenkraketen scharfe Kurven zu fliegen oder einem ausweichenden Ziel zu folgen, aber auf mittlere und weite Entfernung waren sie vernichtend. Die Partials konnten unmöglich ohne vorherigen Luftschlag wirkungsvoll angreifen, aber den Luftschlag konnten sie dank dieser Batterie nicht führen. Sie konnten die Stellung auch nicht einfach zerstören, weil die Fabrik zu wertvoll war. Das war eine Zwickmühle, für die es nur eine einzige Lösung gab, und so wunderte Heron sich nicht, als sie die Antwort ihres Vorgesetzten hörte.
    »Sie müssen die Luftabwehrbatterie zerstören«, sagte er. Sie befand sich allein in einem Besenschrank, hatte die Tür

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