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Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)

Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)

Titel: Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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die Umgebung. Niemand durfte je von dem geheimen Lager seiner Familie erfahren, und vor allem durfte er sich nicht von König Lergos‘ Männern erwischen lassen.
    Seine Augen schweiften hinüber zum elterlichen Hof. Gerade waren seine drei Schwestern damit beschäftigt, die Kühe auf die Weide zu treiben, auf der wegen der anhaltenden Kälte allerdings nur sehr wenig frisches Gras wuchs. Wenig später erschienen auch seine beiden Brüder, schwer beladen mit neuen Holzpfosten. Vermutlich wollten sie die Zäune ausbessern, die den Winter über kaputtgegangen waren. Rechts, zwischen Hof und Wald, lag der Kartoffelacker und weit und breit war niemand zu sehen. Weiter hinten im Norden erhoben sich einige kleine Hügel aus der Ebene, doch ihre Kuppen waren verhüllt von dem dichten Grau, das die ganze Welt für alle Ewigkeiten zu umspannen schien. Auch auf der anderen Seite des Hofes, hinter den Viehweiden und hinter den auf die Aussaat wartenden Getreidefeldern, war keine Menschenseele zu sehen - noch nicht einmal ein Hase oder ein Reh, das auf der freien Fläche nach Nahrung suchte.
    Sid musterte den ausgetretenen Weg ins Dorf, der dort drüben von uralten Weiden und Birken gesäumt wurde, und vermisste das laute Krächzen der Raben, die sich dort gewöhnlich in Scharen aufhielten. Obwohl er fest davon überzeugt war, dass er heute keinen einzigen Gefolgsmann des Königs treffen würde, verließ er dennoch ziemlich angespannt den Schutz des Waldes und machte sich auf, um für die Mutter Salz einzutauschen.
    Es waren noch gut zwei Stunden bis Mittag, als Sid hinter einem flachen Hügel die ersten Schindeldächer des Dorfes erspähte.

Das Siebte Kind
     
     
      E ndlich hatte der alte Mönch das Buch gefunden, das sein Leben retten würde. Schweißperlen bedeckten seine Glatze und liefen ihm hinunter in den silbernen Haarkranz. Zittrig suchte er in den staubigen Seiten nach dem ersehnten Hinweis. Seine knochigen Finger fuhren ungeduldig über die verschnörkelten Buchstaben, und als er schon beinahe die Hoffnung aufgeben wollte, entdeckte er doch noch die gesuchten Zeilen:
    „… Das Siebte Kind wird die Antworten finden. Das Siebte Kind, ein Jüngling. Nur er kann die Gesetze der Welt entdecken, wenn die Zeit des nie endenden Nebels anbricht. …“
    Der bucklige Mönch klappte das Buch zusammen und erhob sich mühsam von dem harten Stuhl, auf dem er die meiste Zeit der vergangenen Tage gesessen hatte, um riesige Stapel von uralten Büchern zu wälzen.
    Unendlich erleichtert, mit seinem Fundstück und einer tropfenden Kerze in den Händen, verließ er den unwirtlichen, kalten Raum, in dem die ältesten Schriftwerke des Reiches lagerten. Umständlich schloss er die schwere Holztür hinter sich und wandelte mit steifen Beinen durch die dunklen Gänge der königlichen Burg. Es musste schon weit nach zehn Uhr abends sein. Nach kurzer Zeit gelangte er in die hell erleuchtete Halle, in der gewöhnlich alle Feierlichkeiten und die Anhörung des Volkes abgehalten wurden. Schwer bewaffnete Soldaten mit blutroten Umhängen standen in gleichmäßigen Abständen an den Längswänden Wache und starrten vor sich hin. Mikus war ein Berater des Königs und durfte sich in der Festung frei bewegen. Nervös trat er zu den beiden Posten, die am Ende des gewaltigen Raumes mit ihren gekreuzten Lanzen den Zugang zu den königlichen Gemächern versperrten. „Ich habe eine wichtige Neuigkeit für den König“, sagte er mit rauer Stimme.
    „Eure Majestät, Mikus, der Mönch, begehrt Einlass!“, rief einer der Soldaten und seine Worte hallten von den glatten Wänden mannigfach wider.
    „Lasst ihn ein“, ertönte es nach kurzer Zeit dumpf durch die eisenbeschlagene Tür. Die Wachen hoben die Lanzen und gaben den Zutritt frei. Mikus atmete tief durch, dann stieß er die schwere Eichentür auf und trat mit gesenktem Kopf ein.
    Sein Blick fiel auf die schwarzen, goldbestickten Stiefel des Königs und er verneigte sich so tief, wie es seine alten Glieder noch zuließen. Ohne die Augen zu heben hielt er Lergos den angestaubten Wälzer entgegen.
    „Hier, Majestät, wie ich es Euch versprochen habe. Hier in diesem Buch steht, wie Ihr Macht über das Wetter erlangen könnt.“
    „Mikus, ich muss sagen, du übertriffst meine Erwartungen. Anscheinend haben meine Drohungen doch noch gefruchtet“, hörte er Lergos‘ spöttische Stimme. „Ich hatte schon befürchtet, dass ich tatsächlich einen Mann der Kirche an meinen Henker verlieren

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