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Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition)

Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition)

Titel: Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reiner Stach
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durch Max Brod bekannt gemacht; aus der Begegnung entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Nach Baums Heirat mit Margarete Schnabel (geb. 1874) im Dezember 1907 wurde die Wohnung des Ehepaares zum regelmäßigen Treffpunkt der Freunde Brod, Kafka und Felix Weltsch, bei denen aus selbst verfassten literarischen Texten vorgelesen wurde.
    Ab 1922 war Baum festangestellter Musikkritiker der regierungsnahen deutschsprachigen Tageszeitung Prager Presse ; aus dieser Position wurde er im Dezember 1938 im Vorfeld der deutschen Okkupation entlassen. Bemühungen, ihm die Ausreise nach Palästina zu ermöglichen, scheiterten an bürokratischen Hürden. Baum starb am 1. März 1941 im Prager jüdischen Krankenhaus an den Folgen einer Darmoperation; seine Frau Margarete wurde bald darauf deportiert und kam in Theresienstadt um. Der einzige Sohn Leo (geb. 1909) – der verschiedentlich von Kafka erwähnt wird – starb am 22. Juli 1946 beim Bombenanschlag einer jüdischen Widerstandsgruppe auf das King David Hotel in Jerusalem.

Brod, Max
    Max Brod wurde am 27. Mai 1884 in Prag geboren. Der Vater, Adolf Brod, war Bankdirektor, die Mutter, Fanny Brod geb. Rosenfeld, stammte aus Nordböhmen. Brod hatte zwei Geschwister: Otto (1888–1944), der ein ausgezeichneter Pianist war, beteiligte sich an Ausflügen und Urlaubsreisen gemeinsam mit Kafka; er wurde in Auschwitz ermordet. Sophie (geb. nach 1884, gest. ca. 1953) heiratete den Breslauer Kaufmann Max Friedmann, einen Cousin von Kafkas Verlobter Felice Bauer. Die Familie Friedmann konnte sich durch Emigration in die USA retten.
    Max Brod studierte Jura an der Deutschen Universität Prag und promovierte 1907. Bis 1924 war er Beamter der Postdirektion Prag, danach Literatur- und Kunstkritiker. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Elsa Taussig (1883–1942) verließ er 1939 die Tschechoslowakei, bereits während des Einmarschs deutscher Truppen. Er emigrierte nach Tel Aviv, wo er bis zu seinem Tod als Dramaturg am israelischen Staatstheater tätig war. Er starb am 20. Dezember 1968.
    Außerhalb Israels ist Max Brod heute vor allem als Freund und Nachlassverwalter Kafkas in Erinnerung. Die zeitweise sehr enge Bindung zwischen beiden begann im Oktober 1902. Zahlreiche Bekanntschaften und Freundschaften Kafkas, z.B. die zu den Prager Autoren Oskar Baum und Franz Werfel, wurden durch Brod initiiert. Während Brod bereits sehr früh literarisch in Erscheinung trat ( Tod den Toten , Novellen, 1906), verschwieg ihm Kafka jahrelang sein eigenes »Schreiben«. Die erste Lektüre von Texten Kafkas überzeugte Brod von deren überragender Bedeutung; er versuchte nun beständig, Kafka zum Arbeiten und – nachdem er ihn an den Verleger Kurt Wolff vermittelt hatte – auch zur Publikation seiner Texte zu bewegen. Entgegen dem (allerdings uneindeutigen) Wunsch Kafkas hat Brod dessen Manuskripte nach 1924 nicht vernichtet, sondern publiziert. Er verantwortete auch die erste Kafka-Gesamtausgabe, die ab 1935 im Schocken Verlag erschien.
    Neben diesem Verdienst um Kafkas Werk, das ohne Brods Initiative fast vollständig verloren wäre, war seine über zwei Jahrzehnte währende psychisch stützende Funktion für Kafka von größter Bedeutung. Der menschlich isolierte, phasenweise depressive und suizidgefährdete Kafka sah den geselligen und meist optimistisch gestimmten Brod bis zu dessen Heirat beinahe täglich. Aus dieser Vertrautheit hat Brod später einen Monopolanspruch auf das richtige Verständnis von Kafkas Werken abgeleitet. Gegenüber deren Vielschichtigkeit haben sich Brods religiöse Deutungen jedoch als unzulänglich erwiesen.
    Brods eigenes Schaffen umfasst zahlreiche Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterwerke, die jedoch heute kaum noch präsent sind; am erfolgreichsten waren die Romane Tycho Brahes Weg zu Gott (1915) und Rëubeni, Fürst der Juden (1925) sowie eine Kafka-Biografie (1937). Die eigene Rolle als Schaltstelle der Prager Literatur schilderte Brod in mehreren Erinnerungsbüchern, u.a. Streitbares Leben (1960) und Der Prager Kreis (1966). Seit etwa 1910 war Brod in der zionistischen Bewegung engagiert; 1918 wurde er Vizepräsident des jüdischen Nationalrats. Außerdem machte er sich als Vermittler zwischen deutscher und tschechischer Kultur verdient; so sorgte er z.B. mit Nachdruck für die Anerkennung des tschechischen Komponisten Leoš Janáček. Brods ausgedehnte Briefwechsel mit zahlreichen zeitgenössischen Autoren sind bis heute nicht erschlossen.

Diamant,

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