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Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition)

Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition)

Titel: Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reiner Stach
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und ihre bedeutende journalistische Arbeit inzwischen gut dokumentiert.

Kafka, Elli
    Gabriele Kafka, genannt Ella oder Elli, wurde am 22. September 1889 als älteste Tochter von Julie und Hermann Kafka in Prag geboren. Sie besuchte die deutsche Mädchenschule in der Fleischergasse und später ein privates Fortbildungsinstitut für Mädchen. Am 27. November 1910 heiratete sie den Handelsagenten Karl Hermann (1883–1939), mit dem sie drei Kinder hatte: Felix (1911–1940), Gerti (1912–1972) und Hanna (1919–1942).
    Ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Bruder entwickelte Elli offenbar erst nach ihrer Heirat. Im Frühjahr 1915 begleitete Kafka sie bei einem Besuch ihres in Ungarn stationierten Mannes, und noch im Jahr vor seinem Tod reiste er mit Elli und deren Kindern während der Sommerferien nach Müritz an der Ostsee. An der Erziehung und Entwicklung der Kinder nahm Kafka intensiven Anteil, wie einige ausführliche Briefe an Elli bezeugen. Seinem dringlichen Ratschlag, die Kinder auf einer freien Schule in Hellerau erziehen zu lassen, folgte die Schwester jedoch nicht.
    Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 geriet die Familie Hermann in finanzielle Schwierigkeiten; der Bankrott des Familienunternehmens und der Tod von Karl Hermann führten dazu, dass Elli Hermann weitgehend auf die Unterstützung ihrer Schwestern angewiesen war. Zusammen mit ihrer Tochter Hanna wurde sie am 21. Oktober 1941 in das Ghetto von Lodz deportiert; im Frühjahr 1942 lebte sie dort zeitweilig mit ihrer Schwester Valli und deren Ehemann. Elli Hermann wurde vermutlich 1942 im Vernichtungslager Chelmno ermordet.

Kafka, Hermann
    Hermann Kafka, der Vater Franz Kafkas, wurde am 14. September 1852 im Dorf Wossek in Südböhmen geboren. Sein Vater war Fleischhauer. Wie es im Milieu jüdischer Handwerker und Händler üblich war, wurden er und wahrscheinlich auch seine fünf Geschwister bereits als Kinder zur Arbeit herangezogen. Von 1872 bis 1875 leistete er Militärdienst, danach ging er nach Prag, wo er zunächst als Handlungsreisender tätig war. Während seiner Verlobungszeit mit Julie Löwy begann er mit den Vorbereitungen für eine Geschäftsgründung, und um die Zeit ihrer Heirat am 3. September 1882 eröffnete er ein Geschäft für Kurzwaren und Modeartikel (damals ›Galanteriewaren‹). Mehrere Umzüge innerhalb der Prager Altstadt und die allmähliche Vergrößerung des Geschäfts (mit bis zu 15 Angestellten) markierten den gesellschaftlichen Aufstieg.
    Die Rolle, die Hermann Kafka im Leben seines Sohnes spielte, ist bis heute umstritten. Einerseits war er gewiss stolz auf dessen Bildungskarriere, die bis zur Promotion führte und seinen eigenen Horizont weit überschritt. Andererseits war er enttäuscht darüber, dass die offenkundige Begabung des Sohnes mit einem völligen Desinteresse an allem Geschäftlichen einherging. Hermann Kafka war kein rücksichtsloser Tyrann; auf seine Kinder übte er jedoch einen permanenten verbalen wie moralischen Druck aus, um sie dazu zu bewegen, ihre Lebenspläne seinen eigenen Vorstellungen anzupassen. Abweichungen wurden mit verständnislosen, häufig ironischen oder verächtlichen Bemerkungen bedacht – ein Verhalten, unter dem vor allem Franz, aber auch die jüngste Tochter Ottla zu leiden hatte.
    Auch an der schriftstellerischen Arbeit des Sohnes war Hermann Kafka wenig interessiert, er betrachtete sie zunächst als Hobby, später als brotlose Kunst, die von einträglicheren Tätigkeiten abhielt. Offenkundig war die soziale Stufenleiter die Achse im Weltbild Hermann Kafkas: Er bewunderte jeden, der es zu Wohlstand gebracht hatte, und grenzte sich rigoros ab gegen alle, die er sozial überholt hatte. Dass dieser Opportunismus in einem gewissen Gegensatz zum vitalen und rechthaberischen Auftreten Hermanns stand, wurde von seinem Sohn schon früh wahrgenommen.
    Im Juli 1918 verkaufte Hermann Kafka das Galanteriewarengeschäft an einen Verwandten. Nach dem Tod des Sohnes unterzeichnete er einen Vertrag, der Max Brod zum Herausgeber des Nachlasses bestimmte und Dora Diamant 45 Prozent der Einnahmen aus den Veröffentlichungen zusprach. In den letzten Lebensjahren war Hermann Kafka gebrechlich, ein Foto zeigt ihn im Rollstuhl. Er starb am 6. Juni 1931 in Prag.

Kafka, Julie
    Julie Kafka, die Mutter Franz Kafkas, wurde als Julie Löwy am 23. März 1856 in Podiebrad (Poděbrady) an der Elbe geboren. Sie stammte aus einer jüdischen Unternehmerfamilie, die eine Stoffhandlung besaß und eine

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