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Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition)

Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition)

Titel: Ist das Kafka?: 99 Fundstücke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reiner Stach
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Dora
    Dora Diamant (jiddisch: Dymant) wurde am 4. März 1898 in Pabianice nahe Lodz (Polen) geboren. Ihr Vater war Hersch Aron Dymant (geb. 1874), ein gelehrter Anhänger des Chassidismus; ihre Mutter Friedel (geb. 1873) starb bereits, als Dora etwa acht Jahre alt war.
    Nach dem Tod der Mutter übersiedelte die Familie ins schlesische Bedzin nahe der Grenze zu Deutschland, wo Hersch Aron mit einem Textilunternehmen zu Wohlstand gelangte. Dora besuchte eine polnische Schule und schloss sich nach Beginn des Weltkriegs einer zionistischen Vereinigung an, die sich vor allem der Vermittlung und Belebung der hebräischen Sprache widmete. Hier nahm sie auch an Theateraufführungen teil, gegen den Widerstand des orthodoxen Vaters.
    Nach kurzer Ausbildung als Kindergärtnerin in Krakau trennte sich Dora von ihrer Familie und übersiedelte 1919 nach Breslau, ein Jahr später nach Berlin.
    Dora Diamant lernte Kafka im Juli 1923 im Ostseebad Müritz kennen, wo sie als Betreuerin der Ferienkolonie des Berliner Jüdischen Volksheims arbeitete. Von Ende September 1923 bis März 1924 lebte sie mit ihm unter schwierigen Umständen in Berlin. Im April begleitete sie Kafka, der inzwischen unter Kehlkopftuberkulose litt, nach Wien. Auch während seiner letzten Wochen in einem Sanatorium in Kierling betreute sie ihn, gemeinsam mit Robert Klopstock.
    Nach Kafkas Tod lebte Dora Diamant zunächst wieder in Berlin. Ab Ende 1926 nahm sie Unterricht am Schauspielhaus Düsseldorf, von 1927 bis 1930 trat sie in verschiedenen Produktionen auf, unter anderem in Düsseldorf, Neuss und Gladbach. 1930 kehrte sie abermals nach Berlin zurück und schloss sich dort einer Agitprop-Gruppe an. 1932 heiratete sie den Ökonomen und KPD-Funktionär Lutz Lask (1903–1973), im März 1934 wurde ihre Tochter Marianne geboren.
    Nach einigen Monaten Gestapo-Haft floh Lask in die UdSSR, Dora folgte ihm 1936. Nachdem ihr Ehemann in Moskau wiederum verhaftet und nach Sibirien deportiert worden war, gelang Dora 1938 die Flucht ins westliche Ausland. 1940 erreichte sie England und wurde zunächst auf der Isle of Man interniert. Sie lebte in London von 1942 bis zu ihrem Tod am 15. August 1952.

Jesenská, Milena
    Milena Jesenská wurde am 10. August 1896 in Prag geboren. Ihr Vater, Dr. Jan Jesenský (geb. 1870), war Professor für Zahnmedizin an der Karls-Universität, ihre Mutter Milena Jesenská, geb. Hejzlarová, starb bereits 1913.
    Von 1907 bis 1915 besuchte Milena das fortschrittliche tschechische Mädchengymnasium ›Minerva‹, danach studierte sie vier Semester Medizin. Sie führte ein sehr selbständiges Bohème-Leben und war auch in der deutschsprachigen Prager Kaffeehausszene eine bekannte Erscheinung. Etwa 1916 lernte sie den Prager Literaten Ernst Pollak kennen; ihr Vater versuchte diese Beziehung mit allen Mitteln zu unterbinden, ließ sie 1917 sogar in eine psychiatrische Anstalt einweisen. Dennoch heiratete sie Pollak 1918 und übersiedelte mit ihm nach Wien. Die Ehe war jedoch unglücklich und von ständiger Geldnot überschattet.
    Ende 1919 begann Milena Jesenská, Artikel und Feuilletons für tschechische Zeitungen zu schreiben, was ihr sehr bald einen Ruf als exzellente Journalistin einbrachte. Die kurze, aber intensive Beziehung zu Kafka, die 1920 durch Briefe angebahnt wurde, erwies sich als nicht tragfähig; Milena war noch nicht bereit, sich von Pollak zu trennen, Kafka wiederum schreckte vor Milenas leidenschaftlichem, fordernden Charakter zurück. In der Folge übersetzte sie einige seiner Erzählungen ins Tschechische.
    1926 kehrte Jesenská nach Prag zurück, wo sie ihren zweiten Mann kennenlernte, den Architekten Jaromír Krejcar. Ihr gemeinsames Kind, die Tochter Honza, wurde 1928 geboren. In den folgenden Jahren litt Milena unter Morphiumsucht aufgrund einer verfehlten Medikation. Bis 1936 war sie eng mit der kommunistischen Partei verbunden, für die sie auch publizistisch tätig wurde; danach wurde sie Redakteurin der Zeitschrift Přítomnost , in der sie zahlreiche politische Reportagen publizierte. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch das Nazi-Regime betätigte sich Jesenská als Fluchthelferin; im November 1939 wurde sie von der Gestapo festgenommen. 1940 wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort starb sie am 17. Mai 1944 an den Folgen einer Nierenoperation. Sie wurde 48 Jahre alt.
    Nachdem man Milena Jesenská jahrzehntelang nur noch als Empfängerin der Briefe an Milena kannte, ist ihr Leben

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