Ist es nicht schoen, gemein zu sein
Tasche und drückte dem Fahrer einige davon in die Hand. Er
legte den Zeigefinger an die Lippen, schlich sich zur Eingangstür zurück und hämmerte
gegen das Glas. »Hallo!«, brüllte er.
»O Mann, Nate.« Serena lachte.
»Du bist echt fies.«
Roland riss die Augen auf und
wäre beinahe von seinem Stuhl gekippt, doch dann drückte er ihnen die Tür auf
und
Serena und Nate gingen hinein
und fuhren mit dem Aufzug nach oben.
Serena ging in ihr Zimmer vor,
wo sie sich aufs Bett fallen ließ. »Hast du deinen AB nicht abgehört? Ich hatte
dir draufgesprochen.« Sie sah Nate an und zog sich gähnend die Stiefel von den
Füßen. »Eigentlich hätte ich gedacht, dass du heute auch kommst.«
»Ich konnte nicht.« Nate nahm
die kleine Glasballerina in die Hand, die auf Serenas Schmuckkästchen aus
Mahagoni stand. Sie hatte winzige Zehen, gerade mal stecknadelkopfgroß. Er
hatte das Figürchen ganz vergessen.
»Naja, es war eh nichts los.«
Serena seufzte. Sie ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. »Ich bin total
erledigt.« Sie klopfte einladend neben sich und rutschte ein Stück, um Nate
Platz zu machen. »Komm, leg dich zu mir und erzähl mir eine
Gutenachtgeschichte.«
Nate stellte die Ballerina
wieder hin. Er schluckte. Es tat ihm richtig im Herz weh, hier in Serenas
Zimmer zu sein, mit ihr zusammen, und ihren vertrauten Geruch einzuatmen. Er
legte sich neben sie. Ihre Körper berührten sich. Nate streckte den Arm aus und
Serena kuschelte sich an ihn und küsste ihn auf die Wange.
»Ich komme gerade von Blair«,
sagte Nate.
Aber Serena antwortete nicht.
Ihr Atem ging gleichmäßig. Vielleicht war sie schon eingeschlafen.
Nate lag bewegungslos da, die
Augen weit offen. Seine Gedanken überschlugen sich. War zwischen ihm und Blair
jetzt offiziell Schluss? Wie würde Serena reagieren, wenn er sie jetzt auf den
Mund küssen und ihr sagen würde, dass er sie liebte? Hätte er einfach mit Blair
schlafen sollen, ohne ihr etwas zu sagen?
Nate ließ den Blick durchs
Zimmer wandern und betrachtete all die vertrauten Gegenstände, die er im Laufe
seines Lebens so oft angeschaut und wieder vergessen hatte. Den Teddy im
schottischen Kilt, der vornehm auf Serenas kleinem Schminktisch thronte. Die
hohe Mahagonikommode, aus deren halb aufgezogenen Schubladen Serenas Klamotten
quollen. Das kleine Brandloch, das er in der Neunten mal aus Versehen in den
weißen Himmel ihres Betts gekokelt hatte.
Neben der Tür lag Serenas
rotes Samttäschchen. Es war aufgegangen und sein Inhalt war auf dem Boden
verstreut. Eine Packung blaue Gauloises. Ein Zwanzigdollarschein. Eine
Kreditkarte von American Express. Und ein marineblauer Schal, in den die
goldenen Initialen C.B. eingestickt waren.
Nate wunderte sich sehr. Wieso
hatte sie sich Geld von ihm geliehen, obwohl sie welches dabeihatte? Und wie
kam sie zu Chucks hässlichem Schal?
Nate drehte sich zur Seite.
Serena stöhnte leise auf, als ihr Kopf von seiner Armbeuge auf das Kissen fiel.
Er betrachtete sie eingehend. Sie war so schön und verführerisch und
zutraulich und überraschte ihn immer wieder aufs Neue. Dass es ein Wesen wie
sie überhaupt gab, war schon ein kleines Wunder.
Serena schlang ihm die Arme um
den Nacken und zog ihn zu sich herunter.
»Komm her«, murmelte sie, die
Augen noch immer geschlossen. »Lass uns schlafen.«
Nate spürte jeden Muskel, jede
Faser in seinem Körper. Obwohl er nicht wusste, ob Serena neben oder mit ihm schlafen gemeint hatte,
war er erregt. Eindeutig. Jeder einigermaßen normale Typ wäre erregt, und
genau das war es, was Nate abtörnte.
Wie leichthin sie das gerade
gesagt hatte. Auf einmal fiel es Nate überhaupt nicht mehr schwer sich
vorzustellen, dass sie all die Dinge wirklich getan hatte, die man sich über
sie erzählte. Serena war alles zuzutrauen.
Aus dem Augenwinkel sah er
etwas glitzern. Es war die kleine silberne Dose auf dem Nachttisch, in der sie
ihre Milchzähne aufbewahrte. Immer wenn Nate bei Serena war, öffnete er das mit
Samt ausgeschlagene Döschen, um nachzuschauen, ob noch alle Zähne da waren.
Diesmal nicht. Er hatte das Gefühl, Serena war nicht mehr das kleine Mädchen,
dem all diese Zähne einmal ausgefallen waren.
Nate löste sich aus ihrer
Umarmung und stand auf. Er hob Chucks Schal vom Boden auf und warf ihn aufs
Bett. Die Spuren von Erbrochenem darauf bemerkte er nicht. Dann ging er, ohne
Serena noch ein letztes Mal anzusehen, und warf die Tür hinter sich zu.
Weichei.
Als Serena die Tür
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