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Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Titel: Ist es nicht schoen, gemein zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Ständern hängenden Modelle durchging
und ihre Kundin gleichzeitig über Stütz- BHs und die neueste figurformende
Miederware informierte. Jenny strahlte.
    »Ich geh mal runter zu den
Männern«, sagte Dan mit nervösem Blick auf die Umkleidekabine, in der er
Serena entdeckt hatte.
    »Okay«, rief Jenny fröhlich.
»Dann treffen wir uns in einer Dreiviertelstunde unten. Und wenn ich Hilfe
brauche, melde ich mich per Handy, ja?«
    Dan nickte und flüchtete in
den Aufzug, sobald sich die Tür vor ihm öffnete.
    In der Herrenabteilung
schlenderte er zu einer Parfümtheke, sprühte sich ein Eau de Toilette von
Gucci auf die Handgelenke und rümpfte die Nase über den penetrant männlichen
italienischen Duft. Er sah sich in dem einschüchternden, mit viel Holz
eingerichteten Verkaufsraum nach den Toiletten um, um sich das Zeug wieder
abzuwaschen, und entdeckte dabei eine Schaufensterpuppe in Abendgarderobe,
neben der ein Ständer mit verschiedenen Smokings stand. Dan befühlte die edlen
Stoffe der Jacketts von Hugo Boss, Calvin Klein, DKNY und Armani.
    Er sah sich im Armani-Smoking
aus einer Limousine steigen, Serena am Arm. Sie schreiten über den roten
Teppich, betreten den Saal. Um sie herum laute, stampfende Musik. Leute drehen
sich nach ihnen um und flüstern »Oh«. Serena drückt ihren vollkommen geformten
Mund auf Dans Ohr. »Ich liebe dich«, haucht sie. Dan bleibt stehen, küsst sie,
hebt sie hoch und trägt sie auf den Armen zur Limousine zurück. Scheiß auf die
Party. Sie haben weiß Gott Besseres zu tun.
    »Kann ich Ihnen vielleicht
helfen, Sir?«, fragte ein Verkäufer.
    Dan fuhr herum. »Nein. Ich...«
Er zögerte und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Jenny würde da oben
Ewigkeiten beschäftigt sein. Warum eigentlich nicht? Wo er schon mal hier war.
Er nahm den Armani-Smoking vom Ständer und hielt ihm den Typen hin. »Könnten
Sie mir den in meiner Größe heraussuchen?«
    Das Eau de Toilette war ihm wohl zu Kopf gestiegen.
    Im Obergeschoss hatten Jenny
und Maureen inzwischen sämtliche Kleiderständer abgegrast und Maureen hatte
Jenny dutzende von Kleidern der verschiedensten Größen in die Kabine gereicht.
Jennys Problem bestand darin, dass sie eigentlich nur Größe 36 trug, aber
obenrum busenbedingt Größe 44 benötigte. Maureen sah nur eine Lösung. Jenny
musste sich für eine Zwischengröße entscheiden und das Kleid dann von der
Hausschneiderei an der Brust etwas weiter machen und überall sonst enger nähen
lassen.
    Die ersten paar Kleider waren
eine Katastrophe gewesen. Beim ersten hätte Jenny beinahe den Beißverschluss gesprengt,
der sich in ihrem BH verklemmte. Das zweite ließ sich gar nicht erst über den
Busen zwängen. Im dritten sah sie geradezu obszön aus. Das vierte passte zwar -
einigermaßen war aber leider neonorange und mit einer lächerlichen
Büschenbordüre verziert, die aussah, als hätte jemand versucht, das Kleid mit
einem Messer aufzuschlitzen. Jenny steckte den Kopf zwischen den Vorhängen
hindurch und sah sich nach Maureen um. In diesem Augenblick traten Serena und
ihre Mutter aus der Nachbarkabine und gingen in Bichtung Kasse.
    »Serena!«, rief Jenny, ohne
nachzudenken. Serena drehte sich um. Jenny lief knallrot an, als ihr bewusst
wurde, dass sie gerade Serena van der Woodsen angesprochen hatte, die sie jetzt
in diesem albernen Neon-Büschenteil sehen würde.
    »Hey, Jenny.« Serena strahlte
sie an. Sie kam sogar auf sie zu und küsste sie auf beide Wangen. Jenny hielt
die Luft an und klammerte sich am Vorhang fest, um nicht umzufallen. Serena van
der Woodsen hatte sie geküsst.
    »Wow, abgefahrenes Kleid hast
du da an«, sagte Serena. Sie beugte sich vor und flüsterte Jenny ins Ohr. »Hast
du ein Glück, dass du ohne deine Mutter hier bist. Ich bin gerade dazu
überredet worden, das hässlichste Kleid des ganzen Ladens zu kaufen.« Serena
hielt das bewusste Kleid in die Höhe. Es war lang und schwarz und ein Traum.
    Jenny wusste nicht, was sie
antworten sollte. Sie wünschte, sie wäre eines dieser Mädchen, die sich darüber
aufregen konnten, mit ihrer Mutter shoppen gehen zu müssen. Sie wünschte, sie
wäre eines dieser Mädchen, die ein wunderschönes Kleid als hässlich bezeichnen
konnten. Aber leider war sie das nicht.
    »Und, kommen Sie zurecht?«
Maureen war plötzlich hinter Serena aufgetaucht und reichte Jenny einen
grotesken, trägerlosen Riesinnen-BH in die Kabine.
    Jenny riss ihr den
Büstenhalter aus der Hand und sah errötend zu Serena hoch.

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