Ist es nicht schoen, gemein zu sein
zog
ihre Hand weg und verschränkte die Arme vor ihren Brüsten. Ihr Blick wurde
misstrauisch.
»Wir saßen im Garten rum und
haben Bier getrunken. Es war so verdammt heiß. Serena hat angefangen, im
Brunnen rumzuplantschen und mich nass zu spritzen. Und irgendwie ist es dann
mit uns durchgegangen. Ich meine...«, stammelte Nate. Er dachte an Cyrus, der
gesagt hatte, Mädchen würden es mögen, überrascht zu werden. Tja, Blair würde
gleich ziemlich überrascht sein, aber Nate war sich sicher, dass sie es ganz
und gar nicht mögen würde.
»Und weiter?«, fragte Blair.
»Was ist passiert?«
»Wir haben uns geküsst«, sagte
Nate. Er atmete tief ein und hielt die Luft an. Wenn schon, denn schon. Er
atmete aus. »Und dann miteinander geschlafen.«
Blair schleuderte die Decke
von sich und sprang auf. »Ich hab es gewusst!«, schrie sie. »Mit Serena hat
doch jeder schon mal geschlafen. Diese widerliche, dreckige Schlampe!«
»Es tut mir Leid, Blair. Ich
schwör dir, wir hatten das nicht geplant«, sagte Nate. »Es ist einfach so
passiert. Und nur dieses eine Mal, ehrlich. Ich wollte nicht, dass du glaubst,
dass es für mich auch das erste Mal ist. Ich musste es dir doch sagen.«
Blair stürzte ins Badezimmer
und riss ihren rosa Satinmorgenmantel vom Haken. Sie schlüpfte hinein und zog
den Gürtel fest um die Taille.
»Mach, dass du hier
rauskommst, Nate!«, rief sie zornig, und dabei liefen ihr die Tränen übers
Gesicht. »Ich kann dich nicht mehr sehen. Du bist so ein erbärmlicher Wurm.«
»Blair...« Nate sah sie
flehend an. Er überlegte verzweifelt, was er ihr Liebes sagen könnte.
Normalerweise fiel ihm doch immer etwas ein, aber diesmal war sein Kopf leer.
Blair knallte die
Badezimmertür zu.
Nate stand auf und zog sich
langsam seine Boxershorts an. Kitty Minky steckte den Kopf unter dem Bett
hervor und sah ihn vorwurfsvoll an. Ihre goldgelben Katzenaugen glühten
unheimlich in der Dunkelheit. Nate sammelte Jeans, T- Shirt und Schuhe ein und
tappte barfuß zur Wohnungstür. Er freute sich schon auf den Burrito.
Die Haustür fiel mit einem
dumpfen Knall ins Schloss, doch Blair kam nicht aus dem Bad. Sie blieb vor dem
Spiegel stehen und betrachtete ihr tränenüberströmtes Gesicht. Serenas
Lipgloss lag noch auf dem Waschbeckenrand, wo sie es vergessen hatte. Blair
griff mit zitternden Fingern danach.
Gash stand darauf. Schnittwunde.
Klaffende Spalte. Schlitz. Was für ein widerlich passender Name. Na klar -
Serena benutzte Lipgloss mit ekelhaften Namen, trug zerlöcherte Strümpfe und
dreckige, ausgelatschte Schuhe und hatte Zottelhaare und kriegte trotzdem jeden
Typen. Blair lachte bitter über die Gemeinheit des Schicksals, öffnete das Fenster
und warf das Lipgloss in die Nacht hinaus. Sie wartete darauf, dass es auf dem
Asphalt zerplatzte. Aber es war nichts zu hören.
In Gedanken schrieb sie
bereits fieberhaft am Drehbuch zu ihrem neuesten Film. Dem Film, in dem die
fabelhafte Serena van der Woodsen von einem Linienbus, auf dessen Seite ihr
eigenes beschissenes Poster klebt, überrollt und dabei aufs Entsetzlichste
verstümmelt wird. Ihre liebe alte Freundin Blair führt mit ihrem Gatten Nate,
der sie auf Händen trägt, zwar ein wahnsinnig aufregendes Leben, nimmt sich
aber trotz aller gesellschaftlicher Verpflichtungen die Zeit, das hässliche
Elefantenmädchen Serena mit Pfirsichbrei zu füttern und von den vielen schönen
Partys zu erzählen, auf die sie und Nate gehen. Serena kann sich nur grunzend
und furzend verständlich machen, aber davon lässt sich die gute Samariterin
Blair nicht beirren. Das ist schließlich das Mindeste, was sie tun kann. Fortan
wird sie »St. Blair mit dem goldenen Herzen« genannt und wegen ihrer
Wohltätigkeit mit Auszeichnungen überschüttet.
läuft noch was zwischen s&n?
Kurz vor Mitternacht bremste
ein Taxi vor dem Haus Nummer 994 auf der Fifth Avenue. Die Treppe des
Metropolitan Museum of Art auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag leer
und verlassen da und schimmerte gespenstisch weiß im Licht der Straßenlaternen.
Serena stieg aus dem Taxi und winkte Roland, dem alten Nachtportier, zu, der in
der Eingangslobby döste. Die Tür ging auf, aber es war nicht Roland, der sie
geöffnet hatte. Es war Nate.
»Nate!«, rief Serena
verblüfft. »Hey, kannst du mir fünf Dollar leihen? Ich hab nicht mehr genug
Geld fürs Taxi. Normalerweise leih ich mir ja was vom Portier. Aber der schläft
wohl, was?«
Nate zog ein Bündel
Geldscheine aus der
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