Ist es nicht schoen, gemein zu sein
Mutter. »Ich finde das hier sehr schön. Es
hat Charakter.«
Ihre Mutter seufzte
missbilligend. »Was zieht Blair denn an?«, fragte sie.
Serena sah sie schweigend an.
Wäre alles wie früher, hätte sie ganz genau gewusst, was Blair anzog - bis hin
zur Farbe ihrer Unteiwäsche. Und Blair hätte darauf bestanden, mit ihr Schuhe
kaufen zu gehen, weil man natürlich zu jedem neuen Kleid auch neue Schuhe
braucht. Blair war Schuhfe- tischistin.
»Blair hat gesagt, wir sollen
alle im Zwanzigerjahre-Look kommen«, log Serena.
Ihre Mutter wollte gerade
antworten, als Serenas Telefon klingelte. Bief Nate an, um sich zu
entschuldigen? Blair? Sie raste auf ihren nackten Füßen in ihr Zimmer zurück.
»Hallo?«, keuchte sie in den Hörer.
»Na, du alte Bumtreiberin.«
Serena holte tief Luft und
setzte sich aufs Bett. Es war Erik, ihr Bruder.
»Hey«, sagte sie.
»Ich hab dich Sonntag in der
Zeitung gesehen. Du spinnst ja schon ganz schön.« Erik lachte. »Was hat Moni
gesagt?«
»Nichts. Sieht so aus, als
könnt ich jetzt eh machen, was ich will. Alle glauben sowieso, dass ich für
alle Zeiten verdorben bin oder was weiß ich.« Serena suchte nach den richtigen Worten.
»So ein Quatsch«, sagte Erik.
»Hey, was ist denn los? Du hörst dich so traurig an.«
»Ja«, sagte Serena. Ihre
Unterlippe begann zu zittern. »Bin ich irgendwie auch.«
»Wieso? Was ist passiert?«
»Ach, ich weiß auch nicht.
Heute ist so eine Party, wo wieder alle hingehen, du weißt schon.«
»Das klingt doch gar nicht schlecht«, sagte Erik
sanft.
Serena baute ihre sämtlichen
Kissen am Kopfende des Bettes auf und kuschelte sich unter die Decke. Sie
schmiegte sich in die Kissen und schloss die Augen. »Es ist bloß, dass niemand
mehr mit mir redet. Ich weiß noch nicht mal, warum, aber seit ich wieder hier
bin, behandeln mich alle, als hätte ich BSE oder so was«, sagte sie. Unter
ihren geschlossenen Lidern begannen die Tränen hervorzuquellen.
»Was ist mit Blair und Nate?
Die beiden reden doch sicher noch mit dir«, sagte Erik. »Sie sind deine besten
Freunde.«
»Nicht mehr«, sagte Serena
leise. Jetzt weinte sie richtig. Sie griff nach einem Kissen und drückte es
sich ans Gesicht, um die Tränen aufzusaugen.
»Weißt du was?«, fragte Erik.
Serena schluckte und wischte
sich mit dem Handrücken über die Nase. »Was denn?«
»Scheiß auf die alle. Die brauchst du doch gar nicht.
Hey,
Baby, du bist die coolste Frau
der westlichen Hemisphäre. Echt. Scheiß auf sie, aber gründlich.«
»Ja, okay«, sagte Serena
zweifelnd. »Aber sie sind doch meine Freunde.«
»Nicht mehr. Das hast du
selbst gerade gesagt. Dann suchst du dir eben neue Freunde. Das mein ich ganz
ernst.« Erik beschwor sie: »Du darfst dich von solchen Arschlöchern nicht
selbst zum Arschloch machen lassen. Du musst auf sie scheißen. Kapiert?«
Angewandte Erikologie in
Beinform. Serena lachte, rieb ihre Schniefnase an einem Kissen ab und
schleuderte es in die Zimmerecke. »Okay.« Sie setzte sich aufrecht hin. »Du
hast ja Becht.«
»Klar hab ich Becht. Deshalb
bin ich ja auch immer so schwer zu erreichen. Leute wie ich sind heiß begehrt.«
»Ich vermiss dich«, sagte
Serena und nagte am Nagel ihres kleinen Fingers.
»Ich dich doch auch«, sagte Erik.
»Serena? Wir gehen!«, rief ihre Mutter aus dem Flur.
»Okay, ich muss Schluss
machen«, sagte Serena. »Tschüss, mein Bruderherz.«
»Tschüss.«
Serena legte auf. Am Fußende
des Bettes lag die Einladung zur Party, die Jenny ihr gegeben hatte. Sie griff
danach und warf sie in den Papierkorb.
Erik hatte Becht. Sie musste
nicht zu jeder beknackten Party gehen, bloß weil alle anderen hingingen. Die
wollten sie ja gar nicht dabeihaben. Drauf geschissen. Sie konnte tun und
lassen, was sie wollte.
Serena trug das Telefon zum
Schreibtisch und wühlte in ihrem Unterlagenchaos herum, bis sie das
Schülerverzeichnis der Constance-Billard-Schule gefunden hatte, das am Montag
mit der Post gekommen war. Sie überflog die Liste der Namen. Bestimmt war sie
nicht die Einzige, die nicht auf diese Party ging. Es würde sich schon jemand
finden lassen, mit dem sie den Abend verbringen konnte.
rot oder schwarz - zwei weiten
»Yo«, meldete sich Vanessa,
als das Telefon klingelte. Sie wollte gleich mit ihrer Schwester und ein paar
Freunden ausgehen und war erst halb angezogen. Sie trug schwarze Jeans, ihre
Doc Martens und einen schwarzen BH. Eben hatte sie festgestellt, dass sie kein
einziges sauberes
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