Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten
integrieren. Die werden entweder langweilig oder befinden sich in ständigem Kampf. Auf jeden Fall werden sie starr. In Meinungen, Haltungen, Konzepten.
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Wer bist du in deiner Beziehung? Welche Rollen lebst du vor allem? (Kummerkasten, Friedensstifter, Krankenpfleger, Koch, Haushalter, Finanzverwalter, Chauffeur, Telefonseelsorger, Heilige, Hure, Managerin, um nur einige zu nennen.)
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Willst du diese Rollen spielen? Welche würden dir besser gefallen?
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Welche Rolle bringst du als Geschenk, als Bereicherung in deine Beziehung ein?
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Welche Rolle hältst du deinem Partner vor, wo verweigerst du dich?
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Welche Rollen lebt dein Partner?
Interessant ist, dass Menschen oft in sich selbst für Ausgleich sorgen. Also dort, wo wir uns extrem in den Polen aufhalten,
halten wir uns auch oft extrem im Gegenpol auf. Also: Der dominante herrschsüchtige Typ braucht die devote Seite, um nicht völlig aus der Balance zu geraten. (Die Nazigrößen, die zu Dominas gingen, sind nur die Spitze des Eisbergs.) Ebenso wie Männer, die wenig Kontakt zu ihren Gefühlen haben, oft als einziges Ventil die Sexualität besitzen oder bei Tieren oder Kindern weich werden, so kann dies der Fall bei dominanten kontrollsüchtigen Frauen sein, die im Bett »weich wie Butter« werden.
Wenn der Gegenpol nicht integriert wird, ist der Boden für süchtiges Verhalten bereitet: der extrem Leistungsorientierte, der spielsüchtig wird, weil er insgeheim den verbotenen Pol ausleben muss. Der sexuell Verklemmte, der abhängig wird von irgendwelchen »verbotenen« Praktiken, die er insgeheim ausagiert. Die sich selbst und ihre Bedürfnisse vernachlässigende und ablehnende Frau, die kaufsüchtig wird. Und so weiter.
Alles Starre ist gefährdet. Starrheit und Lebendigkeit heben sich gegenseitig auf. Kinder fallen weich wie Katzen. Alte Menschen brechen sich die Knochen. Das ist der Hintergrund für die Jugendlichkeit der Yogis: Sie behalten einen beweglichen biegsamen Körper. In beweglichen biegsamen Körpern strömt Leben. Aber Yoga muss gelernt und geübt werden. Wer kein Yoga mehr betreibt, wird ebenso starr wie jemand, der es noch nie betrieben hat. Das Gleiche gilt für die jung erhaltende Sexualität. Wer es nicht mehr tut, wird trocken und schwerfällig. Das Gleiche gilt fürs Lernen. Wer wächst und lernt, für den ist das ein Bedürfnis und gehört dazu. Es ist leicht. Wer starr auf alten Meinungen beharrt, bewegt seinen Geist nicht mehr.
Es gibt Notwendigkeiten, die Menschen einhalten müssen, um in ihrer Entwicklung nicht zu stagnieren: Sie brauchen Offenheit, Geduld, Neugier, Mut, Entschlossenheit und Beharrlichkeit. Um mit dem Wachsen und Reifen gleichzeitig freier zu werden, benötigen sie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit,
Gelassenheit und Aufmerksamkeit. Interessanterweise sind dies die Eigenschaften, über die besonders glückliche Menschen verfügen. Und genau diese Eigenschaften brauchen Paare, um miteinander glücklich zu bleiben.
Paare müssen miteinander in Bewegung bleiben, um in Harmonie miteinander zu leben, sonst entsteht der Schein von Harmonie, aber in Wirklichkeit ist es konfliktvermeidende Starrheit. Es gibt Paare, die bleiben von allein in einem lebendigen Prozess der Entwicklung. Weil es ihnen ein Bedürfnis ist, und weil beide dieses Bedürfnis haben. Das ist gut so. Denn Wachsenwollen ist ein menschlicher Urinstinkt.
Nehmen wir das Wachsen eines Kindes: Es ist ein Urtrieb, laufen lernen zu wollen. Sprechen lernen zu wollen. Dahinter steht der Trieb, ein soziales Wesen zu sein. Sich verständigen zu wollen, mit anderen Menschen und mit der Welt. Dahinter steht eine gesunde Neugier auf die Welt.
Wer je ein Kind dabei beobachtet hat, wie es laufen lernt, hat bestimmt Respekt empfunden. Das Kind fällt hin, stößt sich, weint, steht wieder auf, fällt wieder hin, krabbelt, schafft ein paar Schritte. Und weiter und weiter. Stunde um Stunde. Bis zur Erschöpfung.
Sprechen lernen? Unverständliches Gebrabbel. Aber es wird fortgesetzt. Kein Mensch versteht das Kind. Es muss den Worten mit Schreien, Lachen und so weiter Nachdruck verleihen.
Und in der Liebesbeziehung? Wie häufig bist du hingefallen, hast geweint, bist wieder auf deine Füße gekommen und hast es noch einmal versucht? Oder bist du einfach sitzen geblieben und hast dem andern die Schuld gegeben, dass du nicht laufen lernst? Oder hast du gesagt, der andre solle laufen lernen, dann würdest du es dir auch noch mal überlegen? Oder hast du dich
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