Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten
Sämtliche Untersuchungen zu weiblicher Sexualität zeigen, dass die weibliche Orgasmusfähigkeit, d. h. die Fähigkeit zu tiefem Fühlen, zu Hingabe und Fallenlassen, mit dem Selbstvertrauen ebenso wie mit dem Vertrauen in den Partner steigt. So ist zu erklären, dass die oben genannte statistische Erhebung ergeben hat, dass 67 Prozent aller Frauen ab fünfundfünfzig Jahren zufrieden mit ihrer Orgasmusintensität sind. Diese Frauen befinden sich größtenteils in langjährigen festen Beziehungen.
Die Behauptung, dass Männer den Kick des Neuen bräuchten, grenzt an eine Diffamierung männlicher Sexualität. Die Reduzierung auf die Eroberung ist eine Störung, der sogenannte Donjuanismus tritt bei Männern auf, die
auf einer bestimmten Stufe ihrer sexueller Reifung stehengeblieben sind.
Sexualität durchläuft ebenso Zyklen wie die ganze Beziehung. Und ebenso wie ein Paar sich den zyklischen Anforderungen stellen muss, um zusammenbleiben zu können, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich den zyklischen Veränderungen in der Sexualität zu stellen. Doch hier fällt es den meisten besonders schwer, darüber zu sprechen und die eigenen Gefühle offenzulegen.
Dabei bietet Sexualität eine riesige Chance und auch Anforderung, als Persönlichkeit zu wachsen. Nach der ersten Phase der Verliebtheit und Symbiose schlägt es immer ins Gegenteil um. Dann enttäuschen Partner einander. Oft bricht einer aus, geht fremd, flüchtet sich in Phantasien. Und setzt die Spirale in Gang: Der andere tröstet sich in den Armen eines andern. Oder streitet. Machtkämpfe beginnen. Wenn es dann nicht zur Trennung kommt, kann, von Rückfällen begleitet, das Umdenken und Umlernen in der Sexualität beginnen, das in eine erfüllende Integration von Liebe und Sexualität, von Verantwortung für den Partner, Ausleben des kreativen Potentials und vertiefter Ekstase führen kann.
In der Sexualität zeigt sich, ob ein Paar gemeinsam gewachsen oder in seiner Entwicklung steckengeblieben ist. Alle Paare, die ich in der Praxis habe und die miteinander wachsen, vertiefen ihre Sexualität. Viele Frauen vertrauen sich ihren Partnern stärker an, viele Männer entwickeln ein ganz neues männliches Selbstwertgefühl, mehr Kraft und auch mehr Potenz.
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Was empfinde ich (es geht hier wirklich nur um das Gefühl, die eigene Wahrnehmung, nicht um die Wahrheit) als unheil an unserer Sexualität?
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Wie hat sich unsere Krise auf unsere Sexualität ausgewirkt?
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Was stört mich, mich meinem Partner vertrauensvoll hinzugeben?
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Was stört mich, auf meinen Partner aktiv und lustvoll zuzugehen?
Investition
Sexualität reagiert dankbar auf Investition. Investitionen setzen relativ schnell etwas in Bewegung. Sexualität braucht Zeit, Raum, Aufmerksamkeit, Konzentration, kreative Gestaltung – ja, und auch Disziplin. Gerade wenn Berührung vermieden wurde, um den Schmerz nicht zu fühlen, hat sich eine hohe Mauer aufgebaut. Diese abzutragen verlangt, all die Gefühle auszuhalten, die dann aufwallen, all die Tränen, all das, was zumindest einem von beiden die Seele verstopft und was an Gefühlsausdruck vorher nicht erlaubt war.
Und es verlangt auch, die Investition an Bemühung zu wiederholen, wenn es nicht sofort »erfolgreich« war. Da ist Beharrlichkeit gefragt.
Bei vielen Paaren wünschen sich beide mehr Sex. Aber irgendwie finden sie nicht zueinander. Sie schieben alle möglichen Gründe vor, um sich vor Aktivität zu drücken: Alltag, Biorhythmus, der eine kann morgens, der andere abends, Müdigkeit, Arbeitsstress usw. Aber bei der Sexualität nicht den Stier bei den Hörnern zu packen ist gefährlich. Eine Sache ist, eine Weile auf Kinobesuche zu verzichten, die andere auf Sex. Das können die wenigsten akzeptieren. Also legen sich Frauen oder Männer eine tickende Zeitbombe ins Bett, weil sie bequem sind und risikoscheu, Angst davor haben, abgewiesen oder mit einem aufwallenden Gefühl des Partners konfrontiert zu werden.
Als Rezept gilt: Investier bewusst in Freiräume. Und dann konzentrier dich nur auf deinen Partner. Konzentration ist die wichtigste Voraussetzung! Selbst wenn dann kein »geiler
Sex« dabei herauskommt, hast du, das schwöre ich, in deine Beziehung etwas sehr Wichtiges investiert.
Überhaupt noch kurz zum »geilen Sex«. Immer wieder höre ich: Einer kommt so schnell, dass der andere nichts davon hat. Der eine braucht so lange, dass der andere die Lust verliert. Wenn ihr euch aufeinander konzentriert, habt ihr
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