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Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Titel: Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Vesper
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zeigen sich seismographisch in der Sexualität. Wie die Flucht bestimmter Tiere ein bevorstehendes Erdbeben ankündigt, so weist eine sexuelle Störung in der Partnerschaft darauf hin: Hier grummelt es im Untergrund.
    Sexualität, so schwer fassbar!
    Auch ich muss bei diesem Thema »die Hosen runterlassen«. Ich muss meine Haltung zur Sexualität, meine Werte, mein Frauen- und Männerbild offenlegen. Denn wahr ist doch: Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich mit einem sexuellen Problem zu einer katholischen Paarberatung oder zu einer Therapeutin gehe, für die Sexualität ein lästiges Übel ist, oder zu einem Therapeuten, der über die neuesten sexologischen Forschungsergebnisse bestens informiert ist, aber als Single und vor allem für seine Arbeit lebt, oder zu einer Therapeutin wie mir, die sich intensiv mit ekstatischen Zuständen, Trancetanz, Tantra-Yoga und Schulung der Sinnlichkeit beschäftigt hat und für die eine erfüllende Sexualität einen wichtigen Bereich ihrer Lebensqualität ausmacht.
    Genauso wie Partner ihre Haltung zur Sexualität offenlegen müssen, damit ein Dialog überhaupt möglich ist, muss ich das tun, weil nur auf der Basis von Vertrauen und Offenheit Entwicklung möglich ist.
    Meine Position zur Sexualität ist folgende:
    •
    Liebe und Sexualität gehören zwar nicht zwingend zusammen, aber eine lebendige erfüllende Sexualität gehört in den meisten Fällen zu einer glücklichen Partnerschaft dazu.

    In der Sexualität können Partner gemeinsam ihre Kreativität entwickeln und ausleben.

    In der Sexualität fallen gesellschaftliche Masken weg, und
Frau und Mann begegnen sich nackt und verbunden mit ihrer Natur.

    Menschliche Sexualität wie Sexualität in der Partnerschaft ist in ständiger Veränderung begriffen.

    Ich persönlich würde in einer Beziehung ohne lebendige kreative Sexualität eingehen wie eine Hortensie ohne Wasser.
     
    In allen vorigen Kapiteln wurde bereits deutlich, dass Sexualität überall enthalten und alles in Sexualität enthalten ist. Gehen wir deshalb noch einmal gemeinsam die einzelnen Schritte den ganzen Weg raus aus der Krise hin zu einer starken Partnerschaft und konzentrieren uns dabei auf die Sexualität.

Stagnation, Krise, Not
    Eine krisenhafte Situation wirkt sich immer auf die Sexualität aus. Manche Paare vermeiden jede Berührung, weil diese auch den Schmerz über die Verletzung, Enttäuschung, Schuld und Scham oder all die anderen scheußlichen Gefühle weckt. Manche Paare stürzen sich geradezu in Abständen aufeinander, fallen wie Verhungernde übereinander her, um in der sexuellen Vereinigung zu vergessen, was zwischen ihnen steht. Im Sex wird der Konflikt ausgeblendet, ähnlich wie durch Alkohol, Internetsex, Shoppen usw. Das Problem ist, dass die Abstürze tiefer werden wie bei jeder anderen Droge auch und die Dosis erhöht werden muss. In Beziehungen, in denen es Gewalttätigkeit gibt, Frauen zum Beispiel geschlagen werden, gibt es fast immer diese exzessiven Zeiten sexueller Ekstase, weil zum einen Angst und Aggressivität für starke Gefühle sorgen, zum andern beide auf diese Weise alles ausblenden und sich für einen gewissen Moment in Sicherheit wiegen können.
    In der Krise dient oft die Argumentation, sexuelle Attraktion würde im Laufe der Zeit weniger werden, als Leugnung des eigentlichen Problems. Gegen diese Behauptung sprechen sogar neueste statistische Daten. In einer Erhebung, die 2009 mit 13   000 Probanden durchgeführt wurde, antworteten auf die Frage, wann der Reiz des Neuen am Partner vorbei sei, 64 Prozent mit »nie«. Nur 6 Prozent zum Beispiel antworteten: »nach 7  Jahren«. 9 Prozent aber: »nach einem Jahr«, ebenso wie 9 Prozent bereits »nach einem halben Jahr« angaben. (Oder sogar jeweils 1 Prozent »nach einer Nacht«, »nach einer Woche«.) Hier zeigt sich, dass der Reiz, den ein Partner auf mich ausübt, mit wachsender Liebe und vertieftem Vertrauen stärker wird, Beziehungen hingegen, die nach ein bis zwei Jahren stagnieren, wo die Verliebtheit nicht zur Liebe wächst, die ersten Krisen nicht überwunden werden, auch den sexuellen Reiz verlieren.
    Bei Paaren, die in meine Praxis kommen, liegt die Ursache für die Störung der Sexualität nie in der Dauer der Beziehung. Ganz im Gegenteil berichten die meisten Paare im Laufe der Therapie, wenn die Beziehung heiler wird, von einer Vertiefung ihres sexuellen Erlebens, von einer bislang noch nie erlebten Leidenschaft und Sinnlichkeit.

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