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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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Bildungseinrichtung völlig neuen Typs waren Museen. Die Vorgeschichte des weltberühmten Antikenmuseums beginnt 1846 mit der Anlage eines Depots in der Irenenkirche im Ersten Serail-Hof durch Ahmed Fethî Pascha. Sein Name ist noch heute lebendig, weil der schöne städtische Park zwischen Üsküdar und Kuzguncuk (Fethi Paşa Korusu) sein Eigentum war. Die Irenenkirche nahm gleichzeitig eine Waffensammlung auf, aus der das Militärmuseum (heute im Stadtteil Harbiye) hervorging. Zwanzig Jahre später schrieb der Reichshistoriograph Ahmed Lütfî über eine Initiative, am Divanyolu gegenüber der Türbe Mahmûds II., ein Museumsgebäude (
müze-hâne
) zu errichten. Auch wenn es beim Versuch geblieben ist, bildet der Bericht doch ein Zeugnis für die zunehmende Erbitterung über die Plünderung der Ruinenstätten durch Ausländer unddie erste zaghafte Auseinandersetzung der osmanischen Intellektuellen mit dem antiken Erbe.
    Ausländer reisen zu den Altertümern, die in Istanbul und den wohlbehüteten Ländern des Großherrn teilweise an der Oberfläche liegen, von denen aber die meisten seit Jahren von der Erde bedeckt und versteckt sind. Sie holen sie vor allen Augen heraus und schmuggeln sie (heimlich) in ihre Länder. Dabei liegt es auf der Hand, dass diese Antiken einen außerordentlichen historischen und künstlerischen Wert darstellen und sie ihre Museen damit füllen und schmücken. Weil (hierzulande) die Kenntnisse fehlen, gibt es bei uns keinerlei Bewegung und Initiative, um der Antiken habhaft zu werden. Es ist offensichtlich, dass diejenigen (Antiken), die uns verbleiben, bereits zerstört und zerbrochen sind. Bis vor kurzem waren noch in einigen Gegenden Anatoliens die Ruinen von Theatern aus dem Altertum zu sehen sowie die zerbrochenen Bilder verschiedener Tiere wie von Löwen oder Panthern, die aus einem einzigen Marmor- oder Porphyrblock gemeißelt und bearbeitet waren und die jetzt als Brunnenmünder verwendet werden oder in Mauerecken (eingebaut sind) oder (einfach) herum (liegen). Dinge, welche Bildhauer zum Staunen bringen, wurden wie ganz gewöhnliche Steinbrocken benutzt.
    Die ersten Verordnungen, die sich gegen die Selbstbedienung ausländischer Archäologen und einheimischer Raubgräber richteten, wurden 1869 erlassen. Der damalige Direktor des Kaiserlichen (archäologischen) Museums, Philipp Anton Dethier (1803–1881), überarbeitete diesen Text. Die Fassung von 1874 ist als «Dethiers Schutzgesetz» bekannt und sah eine Fundteilung von ausgegrabenen Objekten vor – falls die Regierung eine Grabungserlaubnis erteilt hatte. Der Staat, der Finder und der Grundeigentümer sollten jeweils ein Drittel der Gegenstände erhalten. Im selben Jahr 1874 hatte sich Dethier – wie man weiß, vergeblich – bemüht, die von Schliemann nach Athen verbrachten Schätze für den Osmanischen Staat zurückzugewinnen. Heinrich Schliemann hatte 1868 in Troja erste Sondagen vorgenommen und ab 1870 mit Genehmigung des Sultans zu graben begonnen. Die Leser Istanbuler Tageszeitungen konnten seit den 1870er Jahren auf die Namen Troja und Schliemann stoßen. So verband der
Tercemân-ı Şark
(«Dolmetsch des Orients») am 6. August 1878 eine Meldung über die Wiederaufnahme der Grabungen mit der Erwartung: «Hoffentlich schmuggelt der Baron Schliemann nicht auch diesmal die wertvollsten Antiken nach Athen, so dass auch unser Museum einen Nutzen davon hat.»
    Der dritte und endgültige Museumsstandort ist das 1891 zunächst unter dem Namen «Sarkophag-Museum» eröffnete Gebäude. Sein Architekt war Alexandre Vallaury, der es nicht weit zur Baustelle hatte. Er unterrichtete an der «Hochschule für Schöne Künste» (Mekteb-i Sanâyi-i Nefîse), in der heute die altorientalischen Sammlungen untergebracht sind (Eski Şark Eserleri Müzesi). Osman Hamdî Bey (1842–1910), der in die türkische Kunstgeschichte als der bedeutendste orientalistische Maler eingegangen ist, wurde sowohl Direktor des Antikenmuseums als auch der Hochschule.

XVIII.
Istanbul als Stadt der Bücher
    Der marokkanische Gesandte Abû’l-Hasan al-Tamgrûtî, der Istanbul 1589/90 besuchte, lobte in seinem Reisebericht die Stadt der Bücher:
    In Konstantinopel gibt es Bücher in riesigen Mengen. Die Bibliotheken und Basar quellen über davon. Hierher gelangen Bücher aus allen Teilen der Welt. Wir haben eine ziemlich große Zahl höchst interessanter mitgenommen, deren Kauf uns Gott – er sei gepriesen – erleichterte.
    Wer früher eine Handschrift

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