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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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«Geld» heißt. Wenn sie das von mir verlangen sollte, was geschieht dann? Was in meiner Macht steht, soll sie Alles haben. Was ich ihr aber am meisten bieten kann, ist Trost. Wie aber wird es mit den Brautgeschenken aussehen? Ich will sie mit Hochzeitsversen beschenken, und damit sei’s genug.
    Es kommt nun die einzige Gesangseinlage des Stückchens, wenn Müştâk sein Lied erprobt:
    Mein Täubchen, Ideal du meiner Seele,
und wert, daß in meinem Herzen Dein Nest ich baue;
Ich liebe Dich vom Herzen und von ganzer Seele.
Und wert bist Du, daß in meinem Herzen Dein Nest ich baue …
    Tatsächlich aber hat man den Ehevertrag auf die unansehnliche Sâkine ausgestellt. Nur mit Mühen kann er sich der Zwangsehe entziehen («Tausendmal lieber bin ich im Gefängnis als mit diesem Weibe in einem Hause»), weil sich Ebu Laklakiyât («Vater des Geschwätzes»), der die Geschichte arrangiert hat, als bestechlich erweist. Er habe nicht die ältere Schwester, sondern die größer gewachsene vermitteln wollen (für beide Eigenschaften steht dasselbe türkische Wort
büyük
).
Musik- und Theateraufführungen im Serail Abdülhamîds II.
    Zu den großen Palästen von Dolmabahçe und Yıldız gehörten Theatersäle. Der von Dolmabahçe lag etwa an der Stelle des heutigen İnönü-Stadions, der von Yıldız ist in gutem Zustand und dient gelegentlich noch heute zu Aufführungen. Die im Harem Sultan Abdülhamîds II. aufgewachsene Prinzessin Ayşe behandelt das Theater- und Musikleben bei Hof sehr gründlich. Ayşe hatte wie die meisten ihrer Brüder und Schwestern eine brauchbare musikalische Ausbildung genossen. Es gibt von ihr einige kleine Kompositionen, und sie soll sich auch als Malerin hervorgetan haben. Ayşe wurde im Jahr des Thronantritts ihres Vaters (1876) geboren, ein Jahr nach seiner Absetzung mit dem Syrer Ahmed Nâmî (einem späteren Ministerpräsidenten) verheiratet (1910). Nachdem sich Ayşe von Nâmî getrennt hatte, ging sie, wie alle Mitglieder des Hauses Osmân, 1924 ins Exil. Bis zum Tod ihres zweiten Mannes lebte sie in Frankreich (1937). Ayşe nahm nach ihrer Rückkehr in die Türkei (1938) den Familiennamen Osmanoğlu an. Bis zu ihrem Tod 1960 lebte sie in Serencebey, einer kleinen Straße oberhalb von Beşiktaş. In ihren Erinnerungen nimmt das Hoftheater im Yıldız-Palast einen wichtigen Platz ein:
    Das osmanische Volksschauspiel erfreute sich seinerzeit im Serail äußerster Beliebtheit. Es gab einige Mitglieder der kaiserlichen Musiktruppe, die das traditionelle türkische Volkstheater (
Orta Oyunu
) aufführten, sowie einige aus der Zeit von Sultan Azîz übriggebliebene Personen. Ich erinnere mich an die Namen Neşet, Alî und Hilmî Bey. Zekî Bey spielte die Violine, sein Vater Hilmî Bey war gleichzeitig für die türkische Musik und die Spielleitung zuständig. Meine Schwester Na’îme Sultan schloss sich zweimal in der Woche an eine aus Mädchen bestehende Instrumenten- und Spielgruppe an und übte mit ihnen das traditionelle türkische Theater und die klassische türkische Musik. Damals geboten auch meine Tanten Senîha und Medîha Sultan sowie meine Schwester Zekîye Sultan über eine Schauspielertruppe. Die herausragenden Spielerinnen waren «Kalfas» (Seraildienerinnen) aus der Zeit von Sultan Azîz …
    Die Schwestern nahmen ab und zu ihre Truppe ins Serail mit und ließen sie in Gegenwart des Herrschers in seinem großherrlichen Appartement spielen. Wir saßen alle in einer Reihe und schauten zu. Es gab eigene Kostüme für jedes Stück. Später gingen die Kleider verloren, es blieb nichts von ihnen übrig. Als Abdürrezzâk Efendi (1835–1914) ins Serail aufgenommen wurde, hat das traditionelle türkische Schauspiel einiges Prestige gewonnen, blieb aber auf die religiösen Festtage beschränkt. Weil mein Vater im Grunde das
Alla Turca
-Wesen nicht mochte, begann er, westliche Stücke aufführen zu lassen …
    Abb. 36: Yıldız-Sarayı: Adjutantenflügel
    Nach dieser Einleitung wird die westliche Musik, die der Sultan, wie wir gehört haben, dem traditionellen Geschmack vorzog, gewürdigt. Einige wichtige Orchestermitglieder waren Ausländer, wie der Ungar Vondra, als erster Geiger im Rang eines Oberst. Unter ihren Schülern sind einige wichtige Vertreter des republikanischen Musiklebens. Aus Ayşes Bericht geht auch hervor, dass sie noch Callisto kannte, der als Guatelli Pascha (1820?–1890) jahrzehntelang die Kaiserliche Kapelle geleitet hatte. Guatelli war Nachfolger des bekannten

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