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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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Donizetti («Don İzzet Pascha»). Er hat eine Anzahl von Märschen im Auftrag mehrerer Sultane komponiert.
    Mein Vater verwandte große Anstrengungen darauf, die Orchesterabteilung der kaiserlichen Musik zu verbessern. Hier wurden in der Tat wertvolle Musiker ausgebildet. Die bekanntesten waren Flötisten wie Saffet Bey und Zâtî Bey, Violinisten wie Vondra Bey und Cellisten wie Cemîl Bey. Es gab noch weitere, an deren Namen ich mich aber heute nicht erinnern kann … Es wurde ein perfektes Orchester aus sechzig Personen gegründet. Anfangs war der aus Sultan Azîz’ Tagen verbliebene Guatelli Pascha sein Leiter. Später kam eine ganze Reihe von Orchesterchefs. Zu ihnen zählte mein Lehrer, der Franzose Lombardi. Auf ihn folgte der Spanier Aranda Efendi (d’Arenda), der den Pascha-Titel erhielt, weil er meinen Bruder Burhâneddîn Efendi zu einem tadellosen Pianisten ausgebildet hatte.
    Der Hof hatte, wie schon unter Abdülmecîd, gerne zugegriffen, wenn ausländische Truppen in Istanbul waren. Im Zeitalter der Dampfschifffahrt war Istanbul vor allem für italienische Kompanien gut erreichbar. Jedenfalls konnte man einige Verdi-Opern am Bosporus hören und beliebte Arien nachträllern, bevor sie auf die großen europäischen Bühnen außerhalb Italiens kamen.
    Immer wenn eine Schauspieler- oder Musikantentruppe in Istanbul gastierte, erhielt man durch die Botschafter (der Herkunftsländer) Bescheid und ließ sie sich empfehlen. Auf die Weise kamen die Truppen auch in das Palais … Sie führten Opern und Operetten auf … Im Serail wurden diesen Opern eigene Namen verliehen: La Traviata nannte man «Madam Kamelya», den Troubadour «Die Schmiedeoper», den Barbier von Sevilla «Die Barbiersoper», den Maskenball «Die Maskenoper», Fra Diavolo «Die Räuberoper», Die Regimentstochter «Die Soldatinnenoper», Die Schöne Helena «Die Schäferoper», Rigoletto «Die Königstochteroper», während Mascotte «Maskot» genannt wurde. Mein Vater schwärmte für Rigoletto und ließ diese Oper oft aufführen.
    Es überrascht dann nicht, wenn nach der Schilderung eines Varieté-Programms von ersten Stummfilmaufführungen die Rede ist:
    Neben den Italienern gab es noch zwei Franzosen namens Bertrand und Jean. Bertrand verstand sich auf Pantomime und Taschenspielerei. Einmal im Jahr nahm er von meinem Vater Urlaub, um nach Frankreich zu reisen. Von dort brachte er regelmäßig neue Kunststücke mit. Er hat auch das Kino ins Serail eingeführt. Unter dem damaligen Kino muss man sich etwas ganz anderes vorstellen als heute. Die Leinwand wurde mit großen Bürsten kräftig angefeuchtet. Man zeigte sehr kurze Stücke. Diese Stücke waren nur schwach zu erkennen und innerhalb von Minuten zu Ende. Trotzdem hatten wir, weil es ja etwas ganz Neues war, unseren großen Spaß daran.
    In der Weltklasse der zeitgenössischen Schauspielkunst war Sarah Bernard vertreten, die auf ihren Tourneen auch Istanbul nicht ausließ.
    Der französische Gesandte Constant führte die berühmte Sarah Bernard und Coquelin Cadet in das Serail ein. Nach ihrem Vortrag wurden ihnen Orden verliehen. Der russische Zar sandte eine Musikergruppe aus seinem Privattheater. Der Chefdolmetscher der russischen Gesandtschaft, Maksimov, brachte sie ins Serail. Sie trugen schöne russische Lieder vor. Unter ihnen befand sich der berühmte Schaljapin, der damals allerdings noch sehr jung war. Er sollte später in Europa große Berühmtheit erlangen.
    Nach der Behandlung der künstlerischen Seite des Theaterlebens im Yıldız berichtet Ayşe noch von der protokollarischen Behandlung der Besucher und der Angehörigen des Hauses Osmân.
    Bei solchen außerordentlichen Anlässen pflegte mein Vater auch die Minister einzuladen. Er saß neben dem Großwesir, die übrigen Minister waren auf die Fenster verteilt. Wir saßen mit dem Harem zusammen. Die Trenngitter zwischen meinem Vater, den Ministern und dem Harem wurden weggenommen. Auch seine Söhne waren anwesend. Das Orchester war links im Untergeschoss. Im oberen Teil saßen gegenüber der Bühne die Hofchargen, die Paschas und Beys. Wenn ab und zu Gesandte dazukamen, blieben Spiel und Musik den Männern vorbehalten, der Harem hatte keinen Zugang. Bei solchen (offiziellen) Gelegenheiten wurden alle Trenngitter geöffnet. Auch die Gattinnen der Botschafter kamen und saßen in ihren speziellen Logen. Es gab bestimmte Paschas unter den Gästen, manchmal lud er auch seine Brüder und die Prinzen von Sultan Azîz ein …
    Bei

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