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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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werden zu lassen.
    Die Grundbestimmungen dieser notwendigen Gesetze beziehen sich auf die Sicherheit des Lebens, den Schutz der Ehre und des Vermögens, die Fixierung der Steuern, die Art und Weise der Aushebung der nötigen Truppen und die Dauer ihrer Dienstzeit. Das grassierende Bestechungswesen wird als die «Hauptursache des Verfalls» angesprochen.
    Diese gesetzlichen Vorschriften wurden einzig und allein zu dem Zweck erlassen, um die Religion, den Staat, das Land und das Volk mit neuen Kräften zu erfüllen, weshalb Wir uns verpflichten, nichts zu unternehmen, was mit ihnen im Widerspruch steht. Wir werden dies in Gegenwart der Ulemâ und Minister im Saale, in welchem der heilige Mantel des Propheten aufbewahrt ist, beschwören und auch die Ulemâ und Minister darüber in Eid nehmen.
    Ohne Vorbild war die Ankündigung, dass dieses kaiserliche Befehlsschreiben nicht nur in der Hauptstadt und «unseren wohlbehüteten Ländern» verkündet werden sollte, sondern auch in amtlicher Form an sämtliche in Istanbul residierenden «Gesandten der befreundeten Mächte».
    Sultan Abdülmecîd hatte, wie an anderer Stelle angedeutet, das Topkapı Sarayı bis zum Umzug nach Dolmabahçe bewohnt. Auf ihn geht der im Gefüge der älteren Palastbauten befremdlich wirkende Mecîdîye-Kiosk zurück. Der heute gastronomisch genutzt Bau ist ein Werk von Mimâr Sarkis (gest. 1899) aus der Architektenfamilie Balyan.

VII.
Hippodrom: Der Große Circus
unter den Osmanen
    Der antike Hippodrom mit seinen beiden Obelisken und der Schlangensäule zwischen ihnen war auch in türkischer Zeit einer der Brennpunkte des religiösen, höfischen und bürgerlichen Lebens der Stadt. Über die Jahrhunderte wurde der At Meydanı («Pferdeplatz») genannte Platz, mit Ausnahme der unmittelbaren Nachbarschaft der Aya Sofya, von Überbauung verschont. Neben der Aya Sofya bildete seit dem frühen17. Jahrhundert der Moschee-Komplex Sultan Ahmeds den stärksten Akzent. Nach der Moschee heißt der Pferdeplatz nicht nur im Amtsgebrauch Sultan Ahmed Meydanı. Das gegenüberliegende Serail von İbrâhîm Pascha hat wenigstens teilweise die Zeiten überdauert. Zwei typische spätosmanische Verwaltungsbauten vervollständigen die Geschlossenheit des ca. 400 m langen Platzes. Im Kopfbau war das Ministerium für Handel untergebracht, das Gebäude gegenüber der Ahmediye diente und dient als Katasteramt (ein Hauptwerk des Architekten Vedat von 1908).
    Abb. 10: Die Obelisken auf dem Hippodrom
    Die letzten Wagenrennen fanden lange vor der osmanischen Eroberung statt, dennoch hat der Platz seinen türkischen Namen zu Recht geführt, weil er häufig für Reiterspiele genutzt wurde. Er erlebte aber auch die Beschneidungs- und Hochzeitsfeiern des Hauses Osmân, die Aufstände der Soldateska, entsetzliche Lynchmorde und Plünderungen, politische Demonstrationen und andere spontane und organisierte Manifestationen. Hier kampierten Familien nach Erdbeben und Bränden, die den Katastrophen entkommen waren. Der At Meydanı nahm auch die Flüchtlingstrecks aus Rumelien auf, bevor ihnen neue Wohnsitze zugewiesen wurden. 1919 fand hier die als Sultan Ahmed «Meeting» in die Vorgeschichte der neuen Türkei eingegangene Protestveranstaltung statt.
Konstantins Grab
    Das berühmte überlebensgroße Reiterstandbild Justinians auf dem Augusteion zwischen Aya Sofya und Hippodrom ist zwar bald nach der Eroberung verschwunden, doch hat es mehrere Autoren beschäftigt. Ein noch vor 1453 schreibender Ali ibn Abdürrahmân sah in ihm die Grabfigur Kaiser Konstantins:
    An ihrer (der Hagia Sophia) Seite hat man einen Turm aufgestellt, früher ganz in Kupfer gehalten (oder verkleidet). Darauf ist das Grab des Königs von Konstantinopel. Auf dem Grab hat man ein Bronzepferd aufgestellt und König Konstantin reitet darauf, und er ist ebenfalls aus Erz. Ringsherum hat man das Pferd mit eisernen Stützen befestigt. Seinen rechten Fuß hat das Pferd in die Luft erhoben; man könnte meinen, dass es am Schreiten wäre. Jene Figur, die auf ihm reitet, hat die eine Hand offen und weist damit nach Syrien. Und in der anderen Hand hält sie eine Kugel; so sieht es von der Straße und von allen Seiten aus. Man sagt, dass sie deshalb mit ihrer Hand nach Syrien weist,weil dieses Land von dieser Seite her erobert werden wird. Einige sagen auch, dass auf jener Kugel geschrieben stehe: «Ich hielt die Welt fest, bis sie in meiner Hand wie diese Kugel wurde; als dann das Ende kam, blieb meine Hand leer und nichts

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