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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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die erste Veröffentlichung eines osmanischen Autors zur Hieroglyphenschrift an. Ihr Verfasser, Bandırmalı-Zâde Mehmed Muhsin, diente dem Hochkommissar Gâzî Ahmed Muhtâr Pascha, dem ständigen Vertreter der Pforte in Ägypten, als Sekretär.
Wer schlug der Schlange den Kopf ab?
    In den osmanischen Gründungslegenden, aber auch in der späteren Chronistik wird die Schlangensäule, das berühmte delphische Weihegeschenk, noch häufiger als der ägyptische Obelisk thematisiert. Die Miniatur aus dem «Hünernâme» (ca. 1588?), in der Mehmed II. einen Schlangenkopf mit seiner sechsblättrigen Wurfkeule trifft, ist äußerst populär. Die von Kemâlpaşa-Zâde aufgezeichnete Legende führt die Schlangensäule auf Konstantin, den Sohn des Alâniye, zurück, der sie als ein Mittel gegen die Schlangenplage aufstellen ließ:
    Er veranlasste die Herstellung der Bronzestatue auf dem Pferdeplatz, die aus drei ineinander verflochtenen Schlangen besteht. Durch die Schaffung dieses Talismans bereitete er der Ursache des Übels ein Ende, ist doch das Gift der Schlangen der Gegensatz des Lebens. Türkischer Vers des Verfassers: «Es gingen alle Schlangen von diesem Ort/Die verbleibenden richteten keinen Schaden an hinfort.» Der Erzähler spricht: Der erwähnte Talisman war nach einem absonderlichen Entwurf errichtet, es war eine Besonderheit der Epoche. Zuvor war es unmöglich, sich wegen der Giftschlangen dort zu bewegen. Es wird auch die folgende merkwürdige Nachricht überliefert: Es heißt, dass man in der Stadt keine Schlangen kannte, solange die Körper der Schlangen, von denen bei einer der Unterkiefer abgefallen ist, vollständig waren.
    Bei Evliyâ ist der Verursacher der Beschädigung Selîm II. Der um 1600 schreibende Mustafâ Alî behauptet hingegen, İbrâhîm Pascha habe eine Schlange mutwillig beschädigt:
    Der Talisman gegen Schlangen ist immer noch auf dem Hippodrom zu sehen. Als jedoch in der Epoche von Sultan Süleymân der Großwesir eines Tages auf dem Hippodrom dem
Cirid
-Spiel zusah und selbst zu Pferd mit seinen Freunden teilnahm, zog er seine Wurfkeule heraus, schleuderte sie, traf den Talisman und brach eine Ecke davon ab. Seit der Zeit treten in Istanbul hier und da Schlangen auf. Sie sind jedoch macht- und kraftlos und können keinen Schaden anrichten.
    Der Chronist Fındıklılı Mehmed Silihdâr registriert, ohne eigene Schlussfolgerungen ziehen zu wollen, im Jahr 1700 folgenden Vorgang:
    In der Nacht des achten Tages, einem Donnerstag, zur Zeit des Abendgebets brachen alle drei Bronzedrachen, die 1500 Jahre auf dem Hippodrom die Zeiten unverletzt überdauert hatten, am Hals ab und fielen zu Boden. Es kann nicht die Rede davon sein, dass sie abgeschlagen oder abgebrochen wurden, denn niemand befand sich in ihrer Nähe. Sie brachen ab mit einem Geräusch, als habe ein kräftiger Mann einen Baum abgebrochen. Die Leute, die das Geräusch gehört hatten, überbrachten die Nachricht.
    Aus dieser zuletzt angeführten Stelle darf man schließen, dass um 1700 die letzten Teile der Schlangenköpfe verschwunden waren. 1848 fand der Architekt und Hagia-Sophia-Restaurator Fossati ein Schlangenkopffragment, das man im Archäologischen Museum betrachten kann.
Aufstieg und Fall İbrâhîm Paschas
    Der in diesem Buch öfters genannte Großwesir Sultan Süleymâns I., İbrâhîm Pascha, ging in die osmanische Geschichte mit dem Beinamen
Makbûl-Maktûl
ein. Die arabischen Reimworte bedeuten, dass er erst Favorit war, dann aber zu Tode kam. İbrâhîm bewohnte das riesenhafte Serail, von dem die erhaltenen Bauteile das Museum für türkisch-islamische Kunst (Türk ve İslam Eserleri Müzesi) beherbergen. Diese Schatzkammer ist aus dem alten Stiftungsmuseum bei der Süleymaniye hervorgegangen und neben Kairos Museum für islamische Kunst die älteste derartige Sammlung.
    İbrâhîm erhielt 1524 die Sultanstochter Muhsine zur Frau. Bei den 15 Tage und 15 Nächte währenden Feierlichkeiten im renovierten Palais baute man die Zelte der besiegten Monarchen Uzun Hasan (Führer einer turkmenischen Föderation im Osten), Ismâîl (der Schah von Iran) und Kansavh al-Gavrî (Sultan von Ägypten) auf, um mit diesen Trophäen die ausländischen Gäste zu beeindrucken. Brautvater Süleymân wurde am Tor des Topkapı Sarayı durch den Zweiten Wesir Ayas Pascha und den Ağa der Janitscharen abgeholt, bevor er sich auf einem Thronsitz im Palast seines Schwiegersohns niederließ. Als 1530 drei weitere Söhne Süleymâns

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