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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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sehr betrübter, alter Mann, und habe keinen Vater und keine Mutter, keinen Sohn, keine Tochter, keinen Bruder, keine Schwester, keinen Hof und kein Haus, keine Katze und keine Maus, ich habe auf der Welt nichts als diese Puppe, aber ich bin so betrübt, daß sie mich nicht trösten kann; du aber kannst mich trösten, daß ich so lustig werde wie ein Lämmerschwänzchen.« Bei diesen Worten weinte und wimmerte der alte Mann dermaßen, daß Gackeleia sprach: »Ach, weine nur nicht, ich will dir ja alles tun, was dich trösten kann, wenn du mir die Puppe giebst; sage nur um Gottes willen, was dich trösten kann!« Da erwiderte der Alte:
Dein Vater hat ein Ringelein
Mit einem grünen Edelstein,
Der hat gar einen schönen Schein.
Laß mich nur einmal sehn hinein,
So werd ich gleich durch Mark und Bein
Froh wie ein Lämmerschwänzchen sein.
Und dann laß ich mein Püppchen fein
Zu dir ins Gärtchen gleich hinein;
Es bleibt mit allen Kleidern sein
Dann, Gackeleia, dein allein.
     
    »Ei«, sagte Gackeleia, »den Ring kenne ich wohl, er hat auch mich manchmal fröhlich gemacht, wenn ich ihn ansehen durfte; warte nur bis heute nach Tisch, da will ich dir den Ring hieher bringen, wenn der Vater schläft. Aber daß du ja wieder hieher kömmst, wenn ich mit dem Ringe in den Garten komme!« – »Ganz gewiß!« sagte der Alte, »ich will dir die Kleider der Puppe gleich hier lassen; du kannst sie alle hübsch glatt streichen, ich habe sie in der Tasche ein wenig zerdrückt.« Da gab er ihr die Kleider, ließ die Puppe nochmals vor ihr tanzen und verließ dann mit derselben die kleine Gackeleia, die ihm immer nachrief: »Aber daß du nur auch ganz gewiß kömmst, der Ring soll dich recht anlachen!« – »Ja, ja, ganz gewiß!« rief der Alte und verschwand hinter den Hecken. Gackeleia aber setzte sich in ihre Laube, musterte und ordnete alle Kleider der Puppe und dachte schon, wie die kleine Gärtnerin bei ihr zwischen den Blumenbeeten herumlaufen würde, und konnte sich zum voraus vor Freude gar nicht lassen.
    Als nach Tisch der Vater Gockel auf seinem Stuhle schlief, saß Gackeleia zu seinen Füßen und hatte seine Hand in der ihrigen und sah in den grünen Stein des Rings, und als sie den Ring berührte und vor sich sagte: »Ach, wenn der Vater nur nicht aufwachte und gar nichts merkte; ach, wenn ich den Ring nur leise von seinem Finger herunter hätte!« da tat der Ring, welcher alle Wünsche desjenigen erfüllte, der ihn berührte, seine Wirkung. Gockel schlief fest und schnarchte, und der Ring fiel in das Händchen der Gackeleia, welche geschwind wie der Wind nach ihrem Gärtchen lief, wo der alte Mann vor Begierde nach dem Ring sein mageres Gesicht mit dem Barte schon wie ein alter Ziegenbock über das Gegitter herüberstreckte. Gackeleia rief ihm entgegen: »Die Puppe her, die Puppe her! hier ist der Ring! Aber gucke geschwind hinein, ich muß gleich wieder mit dem Ring ins Schloß, ehe der Vater aufwacht.« Da gab ihr der Alte die Puppe und lehrte sie, wie sie das Uhrwerk aufziehen mußte. Sie gab den Ring hin und tanzte mit Entzücken vor der Puppe her, die überall nachschnurrte, und patschte in die kleinen Hände. Der Alte aber patschte auch in die Hände, und als sie das hörte, fragte sie ihn, ob er schon von dem Anschauen des Ringes getröstet sei. »Ja«, erwiderte er fröhlich und gab ihr den Ring wieder und wünschte ihr mit einem häßlichen Gelächter viel Freude mit der Puppe und ging seiner Wege. Nun eilte Gackeleia mit dem Ringe zu Gockel zurück, der noch schlief, und steckte ihm den Ring wieder an den Finger. Ihre Puppe hatte sie mit den Kleidern in ihrer Laube ins Gebüsch versteckt.
    Da Gockel aufwachte, erhielt er eine Einladung von dem König, ihn mit den Seinigen auf der Eierburg zu besuchen. Da lief Gackeleia geschwind nach dem Garten und steckte ihre Puppe und die Kleider zu sich und dachte dem Prinzen Kronovus, wenn sie allein beieinander sein würden, eine große Freude damit zu machen. Hierauf stieg sie mit ihren Eltern auf einen prächtigen Wagen, mit sechs Pferden bespannt, und sie fuhren auf die Eierburg, wo viele Menschen versammelt waren auf einer grünen Wiese, wo getanzt und gespielt wurde um Eier; denn es war Ostern und das große Ordensfest des Ostereierordens. Man lief und sprang um die Wette nach aufgestellten Eiern, man warf mit Eiern nach Eiern, man stieß mit Eiern gegen Eier, und wessen Ei eingeknickt wurde, der hatte verloren. Die Kinder von ganz Gelnhausen suchten Eier, welche

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