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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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sehr, er solle dem Kind verzeihen, und Gockel sagte: »Sie soll nur alles erzählen, was sie angestellt, ich werde sie nicht umbringen.« – »Erzähle, Gackeleia«, sagte die Mutter, »wo hast du eine Puppe herbekommen?« Da war Gackeleia in großer Angst, denn der Vater riß während der Erzählung an einer Birke, die bei dem Felsen stand, dann und wann ein Zweiglein ab, und es sah so ziemlich aus, als wenn er, wo nicht einen Besen, doch wenigstens eine Rute binden wollte; aber was half alles? Das Kind mußte sprechen:
An mein Gärtchen kam heut morgen
Ein alt Männchen, ganz voll Sorgen,
Ließ vor mir im Tanz sich drehn
Ach! ein Püppchen, wunderschön.
     
    »Da haben wir es«, rief Gockel und riß ein starkes Birkenreis ab, »da haben wir es. Eine Puppe! O, es ist abscheulich!« Gackeleia aber sagte geschwind:
Nein, kein Püppchen, es ist nur
Eine schöne Kunstfigur.
Eine kleine Gärtnerin,
Jägerin und Fischerin,
Bäurin, Hirtin und so weiter,
Jede hat besondre Kleider.
     
    »Ach, abscheulich!« sagte Gockel, aber Gackeleia fuhr fort:
Allerliebst, kaum auszusprechen,
Mir wollt schier das Herz zerbrechen
Nach dem schönen Wunderding;
Als es an zu laufen fing,
Als die Räder in ihm schnarrten,
Wollt es zu mir in den Garten,
Lief am Gitter hin und her,
Als ob es lebendig war.
Und ich glaubt des Alten Schwur,
Daß es eine Kunstfigur,
Daß es keine Puppe sei,
Glaubt', daß das nicht Unrecht sei.
     
    »Schöne Ausreden!« sagte Gockel unwillig und riß wieder ein Birkenreis ab. Gackeleia gefiel das gar nicht, und sie sagte:
Vater Gockel, ich bitt schön,
Laß das Birkenreis doch stehn;
Ach, ich bin vor Angst verwirrt,
Daß es eine Rute wird.
     
    Da sprach Gockel ernsthaft:
Gackeleia, glaub du nur,
Daß es eine Kunstfigur,
Daß es keine Rute sei,
Denk nichts Arges dir dabei!
     
    Da sagte Gackeleia:
Kunstfigur von Birkenreis?
Ach, du machst mir gar zu heiß.
     
    Und Gockel sagte:
Kunstfigur für Kunstfigur,
Rute für die Puppe nur.
     
    Da ward Gackeleia wieder sehr betrübt und schrie wieder ganz erbärmlich:
Vater Gockel, ach, verzeih!
Mutter Hinkel, steh mir bei!
Oder Gackeleia klein
Springt und bricht sich Hals und Bein.
     
    Frau Hinkel bat sehr, und Gockel sagte: »Ich werde sie nicht umbringen, sie soll nur erzählen, was der Alte weiter gesagt hat, und was sie ihm für die Kunstfigur gegeben hat.« Da fuhr Gackeleia fort:
Ach, der Alte weinte sehr,
Hätt nicht Vater, Mutter mehr,
Bruder nicht noch Schwesterlein,
Keinen Sohn, kein Töchterlein,
Keinen Vetter, keine Base,
Nichts als eine lange Nase,
Einen Bart, ganz weiß und lang,
War betrübt und angst und bang.
     
    »Der alte Schelm!« rief da Frau Hinkel aus und riß auch ein starkes Birkenreis ab, »der alte Schelm ist schuld, daß ich auch wieder eine so häßliche lange Nase habe.« Und Gockel sagte: »Schau, Frau Hinkel, jetzt merkst du auch, was wir ihm zu danken haben, du die Nase und ich den Bart. O, unglückselige Kunstfigur, was sind wir für abscheuliche Figuren durch dich geworden! Aber erzähle weiter, Gackeleia, was wollte er für die Puppe?« Da erwiderte Gackeleia mit großer Angst:
Für die schöne Kunstfigur
Wollt in deinen Ring er nur
Einmal ein klein bißchen blicken,
Seinen Kummer zu erquicken.
     
    »O du abscheulicher Betrüger!« rief Gockel aus, »o du unseliges, leichtsinniges, spielsüchtiges Kind! Und du zogst mir den Ring im Schlaf ab und gabst dem Schelmen den Ring? Sprich, sprich, hast du das getan? Sprich gleich, oder ich werfe dich gleich vom Felsen!« Da rief Gackeleia wieder in großer Angst:
Vater Gockel, ach verzeih!
Mutter Hinkel, steh mir bei!
Ja, als Vater Gockel schlief,
Mit dem Ring ich zu ihm lief;
Doch er sah nicht lang hinein,
Gab zurück den Edelstein,
Den ich gleich zurückgebracht,
Eh der Vater aufgewacht.
Ach, ich wills nicht wieder tun,
Einmal ist das Unglück nun
Durch mich böses Kind geschehn.
Werdet ihr die Puppe sehn,
Nein, nicht Puppe, es ist nur
Eine schöne Kunstfigur,
Ganz natürlich nach dem Leben,
Ach, ihr müßt mir dann vergeben!
     
    Und nun zog sie die Puppe aus ihrer Tasche, zog das Uhrwerk auf, und die kleine Gärtnerin schnurrte so artig zwischen dem Thymian auf dem Felsen herum, daß Gackeleia ihr, in die Hände patschend, nachlief. Da erwischte der alte Gockel das Kind beim Arm und sagte: »Nun habe ich dich, ungehorsames Kind! Habe ich dir nicht tausendmal verboten, meinen Ring ohne meine Erlaubnis nicht anzurühren? Du hast ihn aber dem alten Betrüger gegeben, und der hat ihn mit

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