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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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einem andern vertauscht, der keinen Heller wert ist, und so hast du deine Eltern und dich in Schande und Armut gebracht durch deine Begierde nach einer elenden Puppe.«
    Da schrie Gackeleia ganz erbärmlich:
Keine Puppe, es ist nur
Eine schöne Kunstfigur.
Vater, Vater, laß mich los!
Ach, sie ist durch Stein und Moos
Von dem Fels in vollem Lauf;
Mutter Hinkel, halt sie auf,
Daß sie nicht den Hals zerbricht,
Denn sie kennt die Wege nicht!
     
    Die kleine Puppe lief auch ganz wie toll den Felsen hinunter, und Frau Hinkel wollte sie aufhalten, aber glitt auf dem glatten Rasen aus und rollte ein ziemlich Stück Weg hinunter. Darüber wurde der alte Gockel noch viel ungeduldiger und sagte: »Nun sieh das Unglück! Deine Mutter bricht noch schier ein Bein über der abscheulichen Puppe. Recht muß sein, du hast unverzeihlich gefehlt, jetzt wähle, Gackeleia, entweder kriegst du hier recht tüchtig die Rute, oder du läßt die Puppe laufen.« Und da Gackeleia wieder schrie:
Keine Puppe, es ist nur
Eine schöne Kunstfigur,
     
    legte Gockel sie über das Knie und gab ihr tüchtig die Rute mit den Worten:
Keine Rute, es ist nur
Eine schöne Kunstfigur,
     
    und Gackeleia schrie:
Mutter, halt, ojemine,
Halt sie auf, sie tut sich weh!
     
    und Gockel schlug immer zu und schrie:
Fitze, fitze, Domine,
Tut die ganze Woche weh!
     
    Er hätte auch noch länger zugeschlagen, aber Frau Hinkel schrie so erbärmlich, sie könne nicht wieder herauf, daß Gockel das Kind losließ und hinabging, ihr zu helfen. Kaum aber war Gackeleia los, so rüttelte und schüttelte sie sich über die abscheuliche Kunstfigur, die sie empfunden hatte und lief ihrer kleinen Kunstfigur nach, die sie eben unten im Tal über den Steg eines Baches laufen sah; aber die Puppe lief, als ob sie vier Beine hätte, über den Steg und linksum in den Wald hinein, und Gackeleia immer hinter ihr drein.
    Gockel hatte indessen Frau Hinkel durch einen Umweg wieder auf die Höhe heraufgebracht, und sie klagten sich unterwegs einander, wie der Alte, der sie durch Gackeleias Spielsucht um den köstlichen Ring des Salomon gebracht, gewiß einer von den alten Petschierstechern sei, die ihn einst um den Hahn Alektryo hätten betrügen wollen. Als sie unter solchen Reden auf den Fels zurückkamen und die Gackeleia nicht mehr sahen, riefen sie nach allen Seiten nach dem Kind, aber nirgends hörten und sahen sie etwas von ihr. Da ward ihr Kummer um allen ihren Verlust in eine große Sorge um ihr Kind verwandelt; sie liefen hin und her und schrien durch den Wald: »Gackeleia! Gackeleia!« Und wenn das Echo wieder rief: »Eia! Eia!« glaubten sie, das Kind antworte, und so verirrten sie sich immer tiefer in der Wildnis, bis sie endlich beide, ach, aber ohne Gackeleia, sich bei ihrem alten Stammschlosse wiederfanden. Die Vögel wachten alle auf und flogen wie alte Bekannte um sie her und grüßten sie, aber Gockel und Hinkel riefen immer:
Gackeleia, liebe Gackeleia, komm doch nur!
Ja, es ist eine Kunstfigur,
Komm, es soll dir nichts geschehn,
Wenn wir dich nur wiedersehn!
     
    Aber keine Antwort, von keiner Seite. Da saßen die zwei armen Eltern auf der Schwelle des alten Hühnerstalles nieder und weinten die ganze Nacht bitterlich, und alle Vögelein weinten mit.
    Am Morgen aber schnitt sich Gockel einen tüchtigen Knotenstock und gab auch der Frau Hinkel einen und sagte: »Liebe Frau, wir sind arme Leute geworden, aber es gebühret einem Rauhgrafen Gockel von Hanau, und einer Rauhgräfin Hinkel von Hennegau nicht, im Unglück zu verzweifeln; lasse uns auf Gott vertrauen und unsere Fräulein Tochter Gackeleia durch die weite Welt suchen, und sollten wir unterwegs Hungers sterben! Geh du links, und ich geh rechts, alle Monate kommen wir hier wieder zusammen und sagen uns, was wir entdeckt haben; dabei können wir zugleich dem Dieb unsers Ringes nachforschen.« Frau Hinkel war das zufrieden; sie umarmten sich beide unter bittern Tränen und wanderten dann auf getrennten Wegen, Herr Gockel rechts, Frau Hinkel links. Und wenn sie in die Dörfer oder Städte kamen, sangen sie vor allen Türen:
Habt ihr nicht ein Kind gesehn?
Ein klein Mägdlein wunderschön,
Blaue Augen, rote Backen,
Zähnchen weiß zum Nüsseknacken,
Und ein roter Kirschenmund
Frisch und froh und dick und rund,
Glänzend wie ein Mandelkern,
Hüpft und spielt und singet gern.
Es hat einen blonden Zopf,
Einen Strohhut auf dem Kopf,
Trägt auch eine alte Juppe
Und läuft hinter einer Puppe
Her und schreit, es sei ja

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