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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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»ich habe nie gewußt, daß Ihr einen Schimmel hattet.« – »Ich weiß es auch nicht«, sagte der Krämer; »als Herr Seligewittibs-Erben und Compagnie hier war und mich an Zahlung mahnte und ich gar nichts hatte als meine gute Tochter Kreditchen, die vor ihm stand, da sagte er: ›Ei was, Tochter! Hätten Sie einen guten Schimmel im Stall, der wäre mir lieber.‹ Da ging deine arme Schwester weinend zur Türe hinaus, und als Herr Seligewittibs-Erben und Compagnie auch hinausging, wieherte es im Stall. Ich war des Todes vor Schrecken, denn ich hatte keine Ziege, viel weniger ein Pferd im Stall, ja im ganzen armen Dorfe ist kein Pferd. Herr Seligewittibs-Erben und Compagnie sprang nach dem Stall und sagte: ›Ei! ei! Herr Risiko! Ihr Pferd ist aufrichtiger als Sie.‹ Ich beteuerte, das Pferd sei nicht mein, ich wüßte nichts von ihm; aber er glaubte mir nicht, besah das wunderschöne Pferd hinten und vorn und zog dann einen Schein über hundert Taler aus der Brieftasche und sagte: ›Den Schimmel nehme ich für hundert Taler, die ich Ihnen gut schreibe und Sie von neuem mit neunhundert belaste‹; worauf er aufstieg und wegritt. Am Tor drehte sich der Schimmel und wieherte so traurig, daß mir es durch Mark und Bein ging, und ich war wie versteinert. Ich suchte meine Tochter an allen Ecken; ich rief sie durchs ganze Dorf; ich fand sie nicht; ich habe sie nie wieder gesehen, seit sie weinend aus der Stubentür ging.«
    »Ach!« rief Ladenpeter aus, »meine liebe, fromme Schwester ist nicht hier! sie ist verloren!« – »O, ich hatte mich so auf sie gefreut!« sagte Komanditchen.
    »Ja, es ist nicht anders, ich bin zum Unglück bestimmt«, sagte der alte Risiko; »aber du bist wiedergefunden, vielleicht beschert mir sie der Himmel auch einmal wieder. Ach! als ich sie so im Dorf herum rief: ›Kreditchen! Kreditchen!‹ da wieherte der wunderliche Schimmel immer noch von dem Hügel herab; ach! mir ists wie heute. Hier rufe ich noch alle Abend und meine, sie müsse kommen.« – Da rief er wieder: »Kreditchen! Kreditchen!« und da wieherte es laut. »Herr jemine! der Schimmel!«, rief Risiko und lief gegen die Türe, und ein schönes blondes Bauernmädchen, seine Tochter, sank ihm in die Arme, und Ladenpeter umarmte die Schwester und Komanditchen auch.
    Da war Freude an allen Ecken. »Aber wo ist der sprechende Schimmel hingekommen?« sagte der alte Risiko. »He Schimmelchen, komm! komm! Schimmel!« – da war kein Schimmel zu hören und zu sehen. »Was wollt Ihr denn mit einem Schimmel?« sagte Kreditchen. Da erzählten sie ihr die ganze Schimmelgeschichte von ihrem Verschwinden bis zu ihrer Zurückkunft, und sie sagte immer: »Ei! ei! das ist sehr seltsam! das sollte man kaum glauben!« und als sie endlich gefragt wurde, wo sie denn so lange gewesen sei, sagte sie: »Ich habe das Unglück des Vaters nicht mehr mit ansehen können und bin in die Stadt dienen gegangen, um dem Vater meinen Lohn zu schicken. Nun hab ich aber ein großes Glück gehabt: ich habe an einem Morgen, da ich an den Brunnen ging, diese Brieftasche gefunden, und nachher gehört, daß ausgetrommelt wurde, der ehrliche Finder, der sie zurückbringe, solle hundert Taler haben. Da bin ich aus Freude zu Euch herausgelaufen, um Euch die Brieftasche zu geben, damit Ihr den Finderlohn holen und an Euren Gläubiger geben könnet.« Da reichte sie dem Vater die Brieftasche, welcher mit derselben in seine Kammer ging, um zu sehen, was sie enthalte.
    Komanditchen war müde, Kreditchen auch. Der Ladenpeter meinte, er wolle morgen mit Tagesanbruch Komanditchen zurückbringen, drum ging Komanditchen mit Kreditchen nach ihrer Kammer, und sie aßen ein wenig Brot und wilden Honig und legten sich zusammen ins Bett.
    Da sprach Komanditchen zu Kreditchen: »Jungfer Risiko! lege Sie sich doch nicht so krumm; ich habe gar keinen Platz neben ihr im Bett.« – »Ach, verzeihen Sie!« erwiderte Kreditchen, und legte sich gerade, seufzte aber sehr tief dabei.
    Als sie kaum eingeschlafen waren, wachte Komanditchen wieder auf und rief: »O Kreditchen! Sie liegt wieder so krumm und drückt mich ganz zum Bett hinaus.«
    Da bat Kreditchen wieder sehr um Verzeihung und legte sich wieder mit Seufzen grad. Dieses geschah aber öfters, und weil Kreditchen bei dem Geradelegen immerzu seufzte, als habe sie Schmerzen, und es doch nie eingestehen wollte, fühlte Komanditchen ihr im Schlaf an den Rücken und bemerkte, daß das arme Mädchen eine große Wunde auf demselben habe. Da

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