Italienische Märchen
Vetter-und-Basens-Geschwister-Seliger-Eidam dafür begehrt.«
Risiko streckte auf dieses Geschrei den Kopf schüchtern zum Fenster hinaus und sprach: »O du echtes, altes, aufrichtiges Ölfaß! du bist mit Recht aufrichtig zu nennen, denn du sprichst wie ein Mensch; ich habe nichts dagegen, wenn du dich selbst von mir kaufen willst; für einen Friedrichsdor kannst du dich haben, aber zahle mir bar.«
Da schrie es aus dem Faß: »Schreibe Ihnen das Faß mit 5 Thlr 8 Groschen gut, da die Louisdors so hoch stehen.« Risiko aber sprach: »Mir ward 5 Thlr 16 Groschen gefordert«, worüber sie lange hin und her handelten. Da aber Risiko nicht anders wollte, war Seligewittibs-Erben und Compagnie es zufrieden und verlangte aus dem Faß heraus. »Faß! du willst aus dem Faß heraus? Das versteh ich nicht; ich kann weiter nichts tun, als dich auf ein trockenes Lager legen und deine Reife ein wenig antreiben und dich mit heißem Wasser ausspülen, welches ich dir berechnen werde.«
Da kam Risiko mit heißem Wasser und einem Hammer heraus. Aber der Kaufmann schrie entsetzlich im Faß: »Ach! schlagen Sie das Faß zusammen und lassen Sie mich heraus; ich bin Herr Seligewittibs-Erben und Compagnie.« Da ging dem Risiko erst ein Licht auf, und er sagte: »Mein Herr! ich habe das Faß gekauft, wie es ist, auf mein Risiko, und gedenke mit dem Fasse in Compagnie zu gehen; mit allen seinen Eigenschaften, kann Sie daher nicht herauslassen.«
Nun begann der Kaufmann im Faß hin und her zu handeln. Er ließ ihm ein Hundert Taler nach dem andern von seiner Schuld nach und mußte endlich noch seine ganze Geldkatze, welche er um den Leib geschnallt hatte, aus dem Spundloch herauslaufen lassen und dann noch die zwei Finger herausstrecken und schwören, daß er den Risiko in Compagnie nehmen wolle, und daß die Firma heißen solle: Seligewittibs-Erben Risiko und Compagnie. Hierauf schrieb er alles dieses zu Papier, reichte die Schrift, Feder und Tinte und Licht und Siegellack ins Faß, und der Kaufmann mußte alles unterschreiben und besiegeln, worauf Risiko die Reife von dem Faß schlug und den Kaufmann heraussteigen ließ.
Man hätte denken sollen, der Kaufmann würde gegen Risiko sehr böse sein; aber im Gegenteil. Er umarmte ihn zärtlich und sprach: »Herr Risiko, ich habe nicht erwartet, daß Sie ein so feiner Kopf seien; hatten Sie sich dieses herrliche Geschäft entschlüpfen lassen, ich würde Sie ewig verachtet haben. Nun freue ich mich sehr, mit Ihnen in Verbindung zu arbeiten; ich bin versichert, ich werde es nicht zu bereuen haben.«
Nun teilte er ihm die ganze Ursache seiner Reise und seine ganze Spekulation mit und sprach: »Es ist die höchste Zeit, daß wir uns auf den Weg machen, um bei dem Zusammentreffen der beiden Herren von Incognito mit den großen Viehherden im Hohlweg zu sein; auch furchte ich sehr, Vetter und Base, welcher mit den Ölfässern fuhr, wird uns zuvorkommen.«
»Da bin ich gut für«, sagte Risiko, »Sie sollen mich gleich kennen lernen«, und nun stemmte er sich mit dem Rücken an einen kleinen alten Stall, der im Hofstand, und drückte tüchtig, da fiel der Stall um und verschüttete ein kleines Bächlein neben seinem Haus.
»Was soll das?« fragte der Kaufmann. – »Über diesen Bach muß Vetter und Base mit seinem Wagen, nun ist er verstopft, wird sehr anschwellen, und er wird ohne Brücke nicht hinüberkönnen; lassen Sie uns ihm ruhig nachgehen.«
Sie machten sich auf den Weg, und Risiko sagte vorher zu einem benachbarten Bauern: »Gevatter! hier habt Ihr einen Louisdor, wenn hier ein Faß angeschwommen kömmt, so räumt den Bach wieder auf und lasset ihn laufen.« Der Bauer versprach es, und die beiden Handelsfreunde gingen ihres Wegs.
Als sie einige Stunden gegangen waren, fanden sie den Vetter und Base mit seinem Wagen an dem aufgeschwollnen Bach, der wie ein Fluß geworden war. Er konnte nicht hinüber und wünschte, diese Reise nie übernommen zu haben. Da kauften sie ihm alle seine Ölfässer um ein Spottgeld ab und warfen sie in den Bach, worauf Vetter und Base mit nichts als seiner schönen Taube wieder nach Haus zurückfuhr.
Als die Ölfässer bei der Hütte des Risiko angeschwommen kamen, räumte der Bauer den Bach auf, das Wasser lief ab, und sie gingen ruhig hinüber. So kamen sie gleich bei dem Hohlweg im hohen Gebirg an und hörten bald ein außerordentliches Gebrüll von Diesseits und Jenseits.
»Ha! ha!« sagte Risiko, »die beiden Herren von Incognito treiben schon ihr
Weitere Kostenlose Bücher