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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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anschlägt« – und lief mit seiner Tochter ans Tor; aber wie freute er sich, als er ein echtes, aufrichtiges, altes Ölfaß davor fand, von welchen er durch Ladenpeter wußte, daß sie sehr gesucht wurden.
    Aber da kam auch schon der Besitzer des Fasses den Berg herabgelaufen und schimpfte gewaltig auf das Faß, das nie auf dem Wagen ruhen wollte.
    »Laß mir das alte Faß«, sagte Risiko; »was wollt Ihr es mühsam wieder hinaufwälzen, da es Euch doch nicht gehorchen will!«
    »Ei!« sagte da der Eigentümer, »diese Fässer werden jetzt stark gesucht und sind hoch im Preis! Doch wenn Ihr mir fünf Taler geben wollt, könnt Ihr es haben; es kostet mich zwei Taler auf dem Platz, dazu kömmt drei Groschen Provision und drei Groschen aus dem Haus auf die Straße und drei Groschen auf den Wagen und drei Groschen für jedes Mal Herunterfallen, macht für dreimal neun Groschen, und wieder dreimal aufgeladen à 3 Groschen macht wieder 9 Groschen, und hierhergefahren 12 Groschen und hier heruntergelaufen à 3 Groschen und ihm nachgelaufen à 6 Groschen, macht Summa Summarum fünf Reichstaler in Gold zu 5 Taler 16 Groschen den Friedrichsdor gerechnet.«
    Dem Risiko stach das Faß sehr in die Augen, aber er hatte kein Geld und gestand dem Verkäufer ein, daß er dieses nicht zahlen könnte, er möge es ihm auf Kredit geben. Da erwiderte der Verkäufer: »Habt Ihr denn auch nicht Geldeswert?« – »Ach!« sagte Risiko, »ich habe nichts als hier meine fromme Tochter Kreditchen.« Da lachte der Verkäufer und sagte: »Auf die wird Euch niemand etwas kreditieren, ein recht schönes Stück Federvieh von seltener Art wäre mir lieber.« Diese Rede ging der Tochter durchs Herz, sie weinte und ging in das Haus.
    »Nun, habt Ihr keine Perlhühner, Fasanen, Pfauen oder seltene Tauben? Ich bin ein Liebhaber von dergleichen.«
    »Ach!« sagte Risiko, »wie soll ich zu so etwas kommen, ich habe nicht einmal Hühner!« Da girrte es auf einmal auf dem Dach der Hütte; der Kaufmann schaute hinauf und rief aus: »Ha! ha! Ihr wollt nur nicht herausrücken, da sitzt ja die wunderschönste Pfauentaube auf dem Dach; wollt Ihr sie mir ablassen, so mögt Ihr das Faß dafür behalten.«
    Risiko hatte diese Taube nie gesehen und sprach verwundert: »Wenn Ihr sie wollt, so holt sie Euch; ich bins zufrieden.« Der Verkäufer, welcher ein großer Taubenkünstler war, nahm ein Fläschchen Anisöl, das die Tauben gern riechen, aus der Tasche, schmierte sich die Finger damit, nahm Wicken in die hohle Hand und wollte eben auf das Dach hinaufsteigen; aber die schöne Pfauentaube flog ihm entgegen und setzte sich ihm auf die Schulter. »Seht Ihr, ich verstehe es«, sagte er stolz lächelnd, und ging mit dem Wunsche von dannen, daß Risiko das aufrichtige alte Ölfaß in Glück und Segen verzehren möge, zufrieden mit seinem Handel den Berg hinan nach seinem Fuhrwerk.
    Risiko hörte noch lange die Taube zärtlich Ruckruck rufen. Da rief er: »Kreditchen! Kreditchen!« aber sie war nicht zu hören und zu sehen, er hörte nur immer das Ruckruck der schönen Taube. Da setzte sich Risiko auf das erhandelte Ölfaß und sagte traurig: »Ach! was soll mir das Faß, ich habe mein gutes Kreditchen wieder verloren, welches mir doch das Liebste auf der Welt war. Aber vielleicht ist sie wieder in die Stadt dienen gegangen, ich will nur auch hinein und mir die hundert Taler für die Brieftasche als Trinkgeld ausbitten; dann zahle ich sie an Herrn Seligewittibs-Erben und Compagnie und bin ihm dann 100 Taler weniger schuldig.« Da sprach es auf einmal aus dem Faß: »Ich schreibe Ihnen nur 100 Taler Münze gut; restieren 800 Taler, welche abermal belastet bleiben«; und Risiko, der auf dem Fasse saß, machte einen Sprung herunter und lief mit dem Geschrei ins Haus: »Alle guten Geister! das Faß kann sprechen.«
    Herr Seligewittibs-Erben war ganz wider seinen Willen hier verkauft worden; er gedachte weitertransportiert zu werden und dann an Ort und Stelle herauszuschlüpfen. Er fürchtete nichts mehr, als daß Risiko, der vor dem Fasse floh, nicht wieder kommen und ihn darin stecken lassen möge; deswegen kollerte er dem Risiko nach bis an die Haustüre und rief immer: »Herr Risiko! sehr schätzbarer langer Freund! sehr gutes Haus, mit welchem ich noch interessante Geschäfte zu machen gedenke! Herr Risiko! ich stecke hier auf ihr Risiko im Faß; bitte, mich zu hören; ich mache denselben den Antrag, mir das Faß zu einem Friedrichsdor abzulassen, soviel Herr

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