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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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Vieh von zwei Seiten in den engen Hohlweg, bald werden sich die Ochsen begegnen und aufeinanderstoßen; der Schulze hier in dem nahe gelegenen Dorf ist mein Bruder und ein Fleischer; wir wollen zu ihm gehn, und da will ich Ihnen meinen ganzen Plan mitteilen.«
    Sie kamen zu dem Schulzen, und nun sagte ihm Risiko: »Lieber Bruder! für jeden toten Ochsen, den du aus dem Hohlweg mit deinen Bauern herauf auf den Rand des Wegs ziehst und ihn in den kleinen Bach legst, sollst du einen Taler haben.« Das war der Schulze zufrieden, und begab sich mit fünfzig starken Bauern, die mit Stricken und Haken versehen waren, auf den Rand des Hohlwegs in die Mitte, wo die Herden zusammentreffen mußten.
    Nun redeten die zwei Handelsfreunde ab, was sie tun wollten: jeder sollte zu einem der Herren von Incognito gehen und ihm ein Heumagazin, die Ochsen zu futtern, an dem Ort verkaufen, wo sie die Herden hintrieben, und jeder sollte von seinem Herrn von Incognito die Ochsen als Geschenk begehren, welche unterwegs sterben würden; das weitere würde sich finden. Sie trennten sich und gingen rechts und links an die zwei Eingänge des Hohlwegs.
    Das Vieh marschierte hinein, die Herren von Incognito gingen nach. Da sagte jeder an seiner Stelle zu seinem Herrn von Incognito: »Kaufen Sie mir 3000 Zentner Heu ab, die Ochsen auf dem Markt zu füttern.« Die Herren waren recht froh darüber und kauften das Heu den Zentner zu 1 Louisdor, also zu 3000 Louisdor jeder, und mit der Bedingung, jedes Stück Vieh, was unterwegs sterbe, solle ihm gehören. Nun sagten sie: wir müssen zutreiben, damit wir schnell durch den Hohlweg kommen, und prügelten hinten immer auf die Ochsen los, die trafen in der Mitte des Hohlwegs zusammen und wurden wild und stießen mit den Köpfen zusammen, bis sie tot waren, und wurden von den Bauern immer heraufgezogen. Da kamen neue zusammen und stießen sich wieder tot, und immer so fort, bis sie alle tot und heraufgezogen waren und die beiden Herren von Incognito selbst mit den Köpfen zusammenstießen. Sie kannten sich sehr gut, aber sie stellten sich, als kennten sie sich nicht, und fragten sich um ihre Namen. Das sagte jeder, er heiße Incognito, worüber sie zu zanken begannen, und der eine rief dem Risiko, er solle ihm beistehen, der andere rief den Seligewittibs-Erben um Hülfe.
    Da schlug Risiko den jenseitigen Herrn von Incognito mit seinem Stock, und Seligewittib schrie: »Schlägst du mir meinen Herrn von Incognito, so schlage ich dir deinen Herrn von Incognito«, und prügelte auf den andern los, bis die Nacht einbrach und die beiden Herren von Incognito entflohen, jeder nach seiner Hauptstadt zurück.
    Die Handelsfreunde umarmten sich nach ihrem wohlgelungenen Geschäft; sie hatten zusammen 12+000 Dukaten für Heu gewonnen und noch 6000 tote Ochsen dazu. Nun ließen sie die Ochsen alle abziehen und das Fleisch einsalzen und in dem Dorf bei dem Metzger liegen, worauf sie miteinander nach der Stadt reisten.
    Wie froh war Ladenpeter und Komanditchen, daß der arme Risiko Gesellschafter der Handlung geworden war; aber daß Kreditchen die Freude nicht mitgenießen könne, machte alle sehr betrübt. Man ließ sie vergebens in alle Zeitungen setzen.
    Die beiden Herrn von Incognito kamen zu ihren Königen zurück, und klagten über gegenseitige Mißhandlung; da ward Krieg erklärt, und Seligewittib und Risiko verkauften ihre Ochsenhäute sehr teuer zu Soldatenschuhen und das eingesalzene Fleische als Proviant. Die Blasen aber aus den Ochsenleibern hoben sie sehr sorgsam auf. Sie wurden hiedurch ganz unermeßlich reich, und da endlich Friede wurde, heirateten sich der König von Diesseits und die Königin von Jenseits, und es wurden große Hoffeste gegeben, wobei die Ochsenblasen sehr teuer gekauft wurden, um sie statt Kanonen zu zerknallen, weil auch kein Körnchen Pulver von dem Krieg mehr übrig war. Nun wurden Seligewittibs-Erben und Compagnie zum Kommerzienrat ernannt wegen seinen hohen Verdiensten und wurde adelig mit dem Namen Baron von Ochsenglück; Risiko aber blieb, was er war.
    Der Baron von Ochsenglück überließ dem Risiko die Handlung ganz, baute sich ein Treibhaus, las von der Unsterblichkeit der Seele und suchte Komanditchen an einen Grafen zu verheiraten. Der Ladenpeter war nun auch kein armer Lehrbursche mehr, sondern saß in der Schreibstube seinem Vater Risiko gegenüber am Pult und führte die Korrespondenz, hatte einen Engländer zum Spazierenreiten, und zwei Kutschenpferde und einen Reitknecht,

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