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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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Tag nicht weit,
Daß ich dir wieder helfen kann,
Doch danach fragt kein Edelmann.
Wer, mich zu retten, einen Stein
Der Katze in die Rippen warf,
Wer zugab, daß der Liebste mein
An meiner Seite schlummern darf,
In seiner Pudelmütze warm,
Der schützt mich auch mit starkem Arm!
Erlaub nun, daß dir als Sigill
Der Wahrheit ohne Hinterlist
Hier einsamlich und in der Still
Das Ohrläppchen demütig küßt,
Was niemals sie noch tat gewiß,
Prinzeß Sissi von Mandelhiß.
     
    Nun küßte sie ganz leise das Ohrläppchen Gockels, und weil er im Schlafe etwas durch die Nase pfiff, glaubte sie, er sage ihr in der Mausesprache die artigsten Sachen und verspreche ihr seine Hülfe für gewiß. Mit leichtem Herzen begab sie sich daher nach der Pudelmütze zurück und verkündigte ihrem Bräutigam den guten Erfolg ihrer Bitten, worauf dieser sie zärtlich umarmte.
    Jetzt aber war die Stunde gekommen, da die schwarze Nacht gegen Morgen ergrauet, und Alektryo als ein getreuer Burgvogt streckte dem anbrechenden Lichte seinen Hals entgegen, um es zum erstenmal mit einem krähenden Trompetenstoße hier zu bewillkommen. Da erwachte Gockel und Frau Hinkel, Gackeleia aber schlief fest. Frau Hinkel fragte ihren Mann, warum er denn heute nacht so unruhig gewesen, und wie er nur geträumt habe, daß ihn jemand ins Ohr gebissen. Da zeigte Gockel ihr die weißen Mäuschen in seiner Pudelmütze und erzählte ihr, wie sie vor der Katze, die er verjagt, zu ihm geflohen, und wie er hernach geträumt habe, die eine Maus begehre auf eine unhöfliche Weise Hülfe von ihm und beiße ihn noch dazu ins Ohr, wie aber hernach die andere Maus so artig gebeten und ihm das Ohrläppchen so demütig geküßt habe, daß er ihr versprochen habe, zu helfen. »Und das will ich auch tun«, fuhr Gockel fort, »ich will beide sogleich über den nächsten Fluß bringen, wo sie außer Gefahr in ihrer Heimat sind.«
    Da wollte er aufstehen und sich auf die Reise begeben, aber Frau Hinkel sagte: »Du bist nicht recht klug; dir träumt, du hättest den Mäusen etwas versprochen und willst es ihnen nun im Wachen halten, und deswegen willst du mich hier in der Wildnis mit Gackeleia allein lassen, wo du so nötig bist, um aufzuräumen und alles in Ordnung zu bringen?« Da sprach Gockel: »Du hast scheinbar ganz recht, aber Versprochen muß gehalten werden; ich habe mein Ehrenwort gegeben, und das ist mir so deutlich und gegenwärtig als der Biß in das Ohr.« Da erwiderte Hinkel: »Wenn aber der Biß ein Traum war, so war auch das Ehrenwort ein Traum.« Gockel sagte hierauf zornig: »Paperlapapp! Ein Ehrenwort ist nie ein Traum, das verstehst du nicht, und den Biß habe ich so deutlich gefühlt, daß ich mit einem Schrei erwachte; das Ohr brennt mir noch.« – »Laß doch einmal sehen!« sagte Frau Hinkel und erblickte mit großer Verwunderung die Spur von fünf spitzen Zähnchen an Gockels Ohr. Als sie ihm dieses gesagt hatte, ließ er sich keinen Augenblick länger aufhalten, sprang vom Lager auf, nahm das Brot aus seinem Reisesack, schnitt sich ein Stück herunter, das er einsteckte, und sprach zu seiner Frau: »Hinkel, räum einstweilen alles hübsch auf, sieh dich im Schlosse und der Umgegend um und denke dir alles aus, wie du es gern zu unsrer Haushaltung eingerichtet hättest; besonders gebe auf Alektryo und Gallina acht, weil es, wie du gehört hast, Katzen hier giebt; nachmittags hoffe ich wieder hier zu sein.« Und nun nahm er seinen Reisestab in die Hand, schob die Pudelmütze, aus der ihm die Mäuschen freundlich entgegenpfifferten, in den Busen und ging mit starken Schritten in den Wald gegen den Fluß hin.
    Als er ein paar Meilen gegangen war, ruhte er an einer Quelle, wo er sein Brot mit seinen Reisegefährten teilte. Da er aber endlich an den Fluß kam, ging er auf und ab, eine schmale Stelle zu finden, fand auch endlich einen Ort, wo er den Fluß leicht mit einem Steine überwerfen konnte. Hier nun nahm er sich vor, die Mäuschen überzusetzen; aber keine Brücke, kein Kahn war da; er entschloß sich daher kurz, zog die Pudelmütze hervor und sprach hinein: »Lebt wohl, meine lieben Gäste! Du, Prinz von Speckelfleck, befleißige dich besserer Sitten, und du, Prinzeß von Mandelbiß, bilde dir nicht soviel auf deine Schönheit ein; übrigens bist du ein vortreffliches Tierchen. Lebt wohl, grüßt eure Anverwandten und vergeßt nicht den armen Gockel von Hanau!« Die Mäuschen wußten gar nicht, was er wollte, weil er schon Abschied nahm und sie noch

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