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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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Katze hinaus, trat an die Türe und zog die Tierchen, die ihm in den Ärmel geschlüpft waren, hervor. Da erkannte er zwei weiße Mäuschen von außerordentlicher Schönheit. Sie waren nicht scheu vor ihm, sondern setzten sich auf die Hinterbeine und zappelten mit den Vorderpfötchen, wie ein Hündchen, das bittet, was dem alten Herrn sehr wohl gefiel. Er setzte sie in seine Pudelmütze, legte sich wieder nieder und diese neben sich, mit dem Gedanken, die guten Tierchen am folgenden Morgen seinem Töchterchen Gackeleia zu schenken, welche, sehr ermüdet wie ihre Mutter, nicht erwacht war.
    Als Gockel wieder eingeschlafen war, machten sich die zwei Mäuschen aus der Pudelmütze heraus und unterhielten sich miteinander. Die eine sprach: »Ach, Sissi, meine geliebte Braut, da hast du es nun selbst erlebet, was dabei herauskömmt, wenn man des Nachts so lange im Mondschein herumgeht. Habe ich dich nicht gewarnt?« Da antwortete Sissi: »O Pfiffi, mein werter Bräutigam, mache mir keine Vorwürfe; ich zittere noch am ganzen Leibe vor der schrecklichen Katze, und wenn sich ein Blatt regt, fahre ich zusammen und meine, ich sehe ihre feurigen Augen.« Da sagte Pfiffi wieder: »Du brauchst dich nicht weiter zu ängstigen, der gute Mann hier hat der Katze einen so großen Stein nachgeworfen, daß sie vor Angst schier in den Bach hineingesprungen ist.« – »Ach«, sagte Sissi, »ich fürchte mich nur auf unsre weitere Reise; wir müssen wohl noch acht Tage laufen, bis wir zu deinem Königlichen Herrn Vater kommen, und da jetzt einmal eine Katze uns ausgekundschaftet hat, werden sie an allen Ecken auf uns lauern.« Da erwiderte Pfiffi: »Wenn nur eine Brücke über den Fluß wäre, der eine halbe Tagreise von hier durch den Wald zieht, so wären wir bald zu Haus; aber nun müssen wir die Quelle des Flusses umgehn.« Als sie so sprachen, hörten sie eine Eule drauß schreien und krochen bang tiefer in die Mütze. »Auch noch eine Eule!« flüsterte Sissi. »O, wäre ich doch nie aus der Residenz meiner Mutter gewichen!« Und nun weinte sie. Der Mäusebräutigam war hierüber sehr traurig und überlegte her und hin, wie er seine Braut ermutigen und vor Gefahren schützen soll. Endlich sprach er: »Geliebte Sissi, mir fällt etwas ein; der gute Mann, der uns in seine Pudelmütze gebettet hat, würde uns vielleicht sicher nach Haus helfen, wenn er unsere Not nur wüßte. Lasse uns leise an seine Ohren kriechen und ihm recht flehentlich unsre Sorgen vorstellen; rede in deinen süßesten Tönen zu ihm, dann kann er nicht widerstehen, aber ja recht leise, damit er nicht aufwacht, denn nur im Schlafe verstehen die Menschen die Sprache der Tiere.«
    Sissi war sogleich bereit und kroch an das linke Ohr Gockels, und Pfiffi an das rechte, und zischelten ihm mit ihren feinsten Stimmchen zu. Pfiffi sang, nachdem er sich auf die Hinterbeine gesetzt und seinen Schweif quer durch das Maul gezogen hatte, um eine rührendere Stimme zu bekommen:
Ich bin der Prinz von Speckelfleck
Und führe heim die schönste Braut;
Die Katze bracht ihr großen Schreck,
Sie bangt um ihre Sammethaut.
Ach, Gockel, bring uns bis zum Fluß
Und bau uns drüber einen Steg,
Daß ich mit meiner Braut nicht muß
Den Quell umgehn auf weitem Weg!
Gedenken wird dirs immerdar
Ich und der hohe Vater mein;
Ists auch nicht gleich, vielleicht aufs Jahr,
Stellt Zeit zu Dank und Lohn sich ein.
Doch was brauchts da viel Worte noch?
Hart wird es mir, der edlen Maus,
Vor deinem großen Ohrenloch
Zu betteln, mir, die stets zu Haus
Als erstgeborner Königssohn
Gefürchtet und befehlend sitzt
Auf einem Parmesankästhron,
Der stolze Buttertränen schwitzt.
Sag dir hiermit, erwähl dein Teil,
Nimm mich und meine Braut in Schutz,
Schaff uns nach Haus gesund und heil,
Sonst biete ich dir Fehd und Trutz!
Wenn uns die Katze auch nicht beißt,
Maulleckend nur die Zähne bleckt,
Miauend meine Braut erschreckt,
Woran viel liegt, was du nicht weißt,
Krümmt sie uns nur ein einzig Haar,
Faßt uns ein wenig nur am Schopf,
Vielmehr, frißt sie uns ganz und gar,
So kömmt die Tat auf deinen Kopf.
Wonach du dich zu achten hast.
     
Gegeben vor dem Ohrenloch
Des Wirtes, auf der dritten Rast
Von unsrer Brautfahrt, da ich kroch
In seinen Ärmel vor der Katz
Nebst meiner Braut aus großem Schreck
Und in der Pudelmütze Platz
Er uns gemacht.
     
Prinz Speckelfleck,
Punktum, Streusand, und halte still,
Ins Ohr beiß ich dir mein Sigill.
     
    Nach dieser ziemlich unhöflichen Rede biß Speckelfleck dem

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