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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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buchsbaumenen Kapsel, unsere Voreltern haben ja selbst dieses Siegel verfertigt und deswegen ihre drei Namen Kopfab, Kropfauf, Steinkauf unter die alte Unglücksprophezeiung geschnitten. Da wir nun hörten, daß der Herr Graf wirklich in Armut geraten ist, wollten wir demselben den Hahn abkaufen, weiteres Unglück von Ihnen abzuwenden, weil Ihre Vorfahren den unsern durch die Verfertigung des Wappens Brot gaben, weswegen auch Brotgab unter die Namen geschrieben wurde.« – »Das ist wunderbar«, erwiderte Gockel, »aber ich sehe in dem Wappenspruch gar keine Unglücksprophezeiung, sondern grad das Gegenteil. Steht nicht in den Worten
Dem Gockel Hahn
Bringt Glücke selbst
Um Undank.
     
    ganz deutlich ausgesprochen, daß der Hahn selbst für Undank dem Geschlecht der Gockel Glücke bringen werde?«
    »Ja«, sagte da der zweite Jude, »der Spruch ist wie alle solche Sprüche geheimnisvoll gestellt; wir aber als Petschierstecher müssen dergleichen besser verstehn; es kommt hier nur auf ein paar Strichlein zuviel oder zuwenig an. Sehen der Herr Graf: ein Strichlein über dem ü im Wort Glücke ist zuviel von unsern Vätern hineingeschnitten, und der Spruch heißet eigentlich:
Dem Gockel Hahn
Bringt Glucke selbst
Um, Undank!
     
    Nämlich: der Hahn bringt dem Gockel die Glucke selbst um, o Undank! Und daß dies so heißt, bezeugt die Tatsache, daß der undankbare Hahn auch wirklich die brütende Glucke mitsamt den Küchlein umgebracht.«
    Durch diese Auslegung war Gockel ganz von der Rede der Juden und seinem Unglück überzeugt. Er bat die Juden, ihm doch den Bock und die Ziege jetzt für den Hahn zu geben, aber das wollten sie nicht mehr und sprachen: »Was soll uns der Hahn? Er ist ein Unglückshahn, er kann uns ein Leid antun, wer wird einen Unglückshahn essen? Und bleibt er leben, er könnte einem ein Unglück ankrähen. Aber lassen ihn der Graf einmal sehen, man kauft keine Katze im Sack, viel weniger einen Hahn!«
    Da zog der Gockel den Hahn aus dem Sack und sprach weinend: »O Alektryo, Alektryo, welches Leid hast du mir getan!« Alektryo ließ Kopf und Flügel hängen und war sehr traurig. Als ihm der eine Jude an den Kropf fühlen wollte, ward er ganz wütend, alle seine Federn sträubten sich empor, er hackte und biß nach ihm und schrie und schlug so heftig mit den Flügeln, daß der Jude zurückwich und Gockel den Hahn kaum halten konnte! »Schau eins!« sagten die Juden, »das wilde Ungeheuer, es will die Leute fressen, das tut das böse Gewissen. Wer wird ihn kaufen?« Als aber Gockel ihn immer wohlfeiler bot, sagten ihm endlich die Juden: »Wenn Ihr uns den Hahn nach Hause tragen wollt, so wollen wir Euch neun Ellen Zopfband für ihn geben, daß Ihr Euch einen schönen langen Zopf binden könnt, wie sichs einem Grafen gebührt«; und Gockel willigte endlich ein, um nur etwas für den Alektryo zu erhalten.
    Frau Hinkel und Gackeleia hatten alles dies still mit angehört und gingen mit schwerem Gewissen nach Haus; denn sie wußten wohl, daß die Juden die Unwahrheit sagten.
    Gockel aber nahm den Alektryo unter den Arm und folgte traurig den drei philosophischen Petschierstechern durch den Wald nach ihrem Wohnorte. Anfangs gingen die Juden dicht um ihn, weil der Hahn aber dann immer nach ihnen biß und schrie, sagten sie dem Gockel, einige Schritte mit dem grausamen Ungeheuer hinter ihnen her zu gehen. Gockel hörte, wie immer die drei Juden zueinander sagten: »Kropfauf, Steinkauf, Halsab«, und wie sie dann miteinander zankten und immer einer zum andern schrie: »Nein, ich Steinkauf, nein, du Kropfauf, nein, du Halsab«, und als Gockel sie fragte, warum sie immer ihre Namen nennend zankten, sagten sie: »Ei, es will keiner von uns den Hahn schlachten, weil er ein so grausames Tier ist; wenn du ihn uns gleich schlachten willst, so wollen wir dir seinen Kamm, seine Füße und Sporen und seinen Schwanz geben, die kannst du auf deine Mütze setzen zum ewigen Andenken. Drehe ihm unterm Tragen den Hals ganz leise um!« »Gut«, sagte Gockel und faßte den guten Alektryo an der Kehle. Da fühlte er aber etwas sehr Hartes in seinem Kröpfe, und der Hahn bewegte sich so heftig dabei, daß die Juden sich sehr fürchteten und zu Gockel sprachen: »Gehe ein wenig weiter hinter uns her!« Das tat Gockel, und als er wieder an den Hals des Alektryo faßte, fühlte er das Harte im Kröpfe wieder und machte sich allerlei Gedanken, was es doch nur sein könnte. Da sagte auf einmal der Hahn mit deutlichen Worten zu

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