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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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über unser künftiges Leben.
    Nachdem sie dies unter sich verabredet, umarmten sie sich tausendmal und trennten sich mit Tränen. Die Frau bat ihn dringend, ihr so nahe als möglich zu bleiben und nicht nach Rom oder Florenz zu gehen, wie er gesagt hatte. Wenige Tage darauf ging Romeo, der bis dahin im Kloster des Bruders Lorenzo verborgen geblieben war, aus der Stadt und begab sich in aller Stille nach Mantua, nachdem er zuvor dem Diener der Frau aufgegeben hatte, alles, was er von ihm in Beziehung auf die Frau im Hause höre, dem Mönch sogleich mitzuteilen und alles, was sie ihm befehle, getreu zu vollbringen, wenn er den Rest der ihm versprochenen Belohnung zu erhalten wünsche.
    Romeo war schon längere Zeit weggegangen, und man fand die junge Frau noch immer in Tränen, so daß ihre große Schönheit darunter litt und ihre Mutter, welche sie zärtlich liebte, ihr wiederholt mit schmeichelnden Worten den Grund abzulocken suchte, weshalb sie so heftig weine.
    O meine Tochter, sagte sie, die ich so zärtlich als mein Leben liebe, welcher Schmerz quält dich seit einiger Zeit? Woher kommt es, daß du keinen Augenblick ohne Tränen bleibst? Wünschest du vielleicht etwas, so tue es mir allein kund: denn in allem, soweit ich darf, werde ich dir Trost zu gewähren suchen.
    Dessenungeachtet gab ihr die Tochter nur immer unerhebliche Gründe für ihre Tränen an. Die Mutter kam daher auf den Gedanken, es sei ein heftiger Wunsch, einen Mann zu bekommen, an diesem Weinen schuld, und sie habe ihr dies aus Scham oder Furcht verheimlicht. Daher sagte sie eines Tages zu ihrem Gatten, in der Meinung, dadurch das Wohl ihrer Tochter zu fördern, während sie doch auf ihren Tod losarbeitete: Messere Antonio, ich sehe schon längere Zeit diese unsere Tochter beständig so heftig weinen, daß sie, wie Ihr selbst wahrnehmen könnt, sich gar nicht mehr gleich sieht. Trotz allen Bemühungen, die Ursache ihres Weinens von ihr zu erfahren, kann ich doch nicht aus ihr herausbringen, woher es kommt; und von selbst komme ich auch nicht auf die Veranlassung, wenn es nicht vielleicht der Wunsch zu heiraten ist, den sie in ihrer Keuschheit nicht auszusprechen wagt. Ich meine daher, ehe sie sich verzehrt, wäre es gut, ihr einen Mann zu geben; sie war ja auf letzten Sankt Eufemien achtzehn Jahre vorüber, und wenn die Frauen weit über diese Zeit hinaus sind, verlieren sie eher an Schönheit, als sie gewinnen. Sie sind ohnehin keine Ware, die man lange aufs Lager legen darf, obwohl ich unsere Tochter durchaus in keinem Stücke anders kenne als höchst sittsam. Überdies weiß ich, daß Ihr ihre Mitgift schon längere Zeit bereitliegen habt. Wir wollen uns daher nach einem anständigen Gemahl für sie umsehen.
    Messer Antonio antwortete, es wäre ganz gut, sie zu verheiraten, und lobte seine Tochter sehr, daß sie, wenn sie den Wunsch dazu verspüre, lieber ihren Kummer in sich verschließe, als sich ihm oder ihrer Mutter eröffne. Wenige Tage darauf knüpfte er auch wirklich mit einem Grafen von Lodrone Unterhandlungen wegen ihrer Vermählung an. Schon waren diese fast bis zum Abschluß gediehen, als die Mutter, in der Meinung, ihrer Tochter die größte Freude zu machen, zu ihr sagte: Jetzt freue dich, meine Tochter: denn in wenigen Tagen sollst du mit einem vornehmen Edelmann würdig vermählt werden, und damit wird die Ursache deines Jammers weggeräumt sein; denn wenn du sie mir auch nicht hast entdecken wollen, so bin ich doch mit Gottes Hilfe darauf gekommen und habe es schon bei deinem Vater dahin gebracht, daß dein Wunsch erfüllt werden wird.
    Auf diese Worte konnte das schöne junge Weib ihre Tränen nicht zurückhalten, weshalb die Mutter zu ihr sagte: Glaubst du, ich halte dich zum besten? Es werden nicht acht Tage vergehen, so bist du die Frau eines schönen Junkers aus dem Hause Lodrone.
    Die Tochter aber verdoppelte auf diese Worte ihr Weinen, weshalb die Mutter schmeichelnd zu ihr sagte: Ei, mein Kind, bist du denn nicht damit zufrieden? Nein, meine Mutter, antwortete sie, und ich werde auch nie damit zufrieden sein.
    Aber was willst du denn? entgegnete die Mutter. Sag es mir, denn ich bin zu allem für dich bereit.
    Da sagte ihre Tochter: Sterben möchte ich und sonst nichts.
    Da merkte Madonna Giovanna (denn so hieß die Mutter) als eine erfahrene Frau, daß ihre Tochter eine Liebe habe, gab ihr daher eine gleichgültige Antwort und verließ sie.
    Am Abend, als ihr Mann kam, erzählte sie ihm, was ihr die Tochter unter

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