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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Herzog stand auf bei dem Lärm und begab sich mit vielen in das Gemach der Herzogin. Die Herzogin war schon angekleidet und zeigte sich so heiter aussehend, als man nur wünschen konnte. Sobald sie den Herzog erblickte, ging sie ihm entgegen, ihm ihre Ehrerbietung zu bezeugen, und sagte ganz froh und heiter zu ihm: »Mein Herr, ich bin die glücklichste Frau von der Welt, denn unser Herrgott hat mich gewürdigt, durch Vermittelung seines glorreichen Apostels Sankt Jakob von Galizien mir meine Gesundheit wiederzugeben.«
    Darauf erzählte sie ihm das schöne Wunder. Die beiden Alten und Giulia versicherten, den Apostel leibhaftig gesehen zu haben. Appiano, auf den der Herzog großes Vertrauen setzte, sagte, beim Eintreten in das Zimmer habe er eine große Helle um den Heiligen bemerkt, der aber im Nu verschwunden sei fast in demselben Augenblick, wo der Herzog ins Zimmer trat. Es wäre zu weitläufig, die verschiedenen Dinge zu erzählen, die noch gesprochen wurden; kurz, die Herzogin bat ihren Gemahl, das Gelübde zu genehmigen, das sie getan hatte, und er bestätigte es.
    Am Morgen verbreitete sich bald das Gerücht von diesem Wunder, und niemand sprach von etwas anderem. Der Weihbischof kam in das Schloß, um die Herzogin, den Arzt, die beiden Alten und Giulia gründlich zu verhören; alle bezeugten einstimmig, den heiligen Apostel gesehen zu haben, wie er die Herzogin segnete, und wie es viele Leute gibt, die sich schämen zu müssen glauben, etwas nicht gesehen zu haben, was andere sahen, zumal in Dingen des Glaubens und der Wunder, so waren auch hier am Hofe viele Männer und Frauen, welche versicherten, beim Eintreten in das Zimmer den Heiligen und den Glanz um ihn her gesehen zu haben. Darum beschloß denn der Weihbischof, noch am nämlichen Morgen die feierliche Messe dieses Apostels zu lesen, wobei ein großer Zulauf entstand. Bei der Messe hielt der ehrliche Weihbischof eine kleine Predigt, erzählte darin das schöne Wunder und die Gnade der Genesung ihrer Herzogin und berichtete alles, wie wenn er es selbst gesehen hätte. Der ganze Hof und die Stadt waren in größtem Jubel, und es wurde Buhurt und Turnier gehalten.
    Frau Isabella Mendozza hatte unterdessen ihre Pilgerfahrt vollendet und kam auf dem Rückwege nach Turin, wo sie dem Versprechen gemäß der Herzogin aufwartete, die mit großem Verlangen ihrer harrte. Die Herzogin hieß die spanische Pilgerin mit tausend Freuden willkommen und ließ sie im Schlosse beherbergen. Sie sagte dann bei passender Gelegenheit zu dem Herzog, es sei eine spanische Edelfrau von Rom mit anständigem Gefolge angekommen, die auf dem Heimwege nach Hause begriffen sei; wenn es ihm genehm sei, wäre sie entschlossen, mit ihr zu gehen und ihr Gelübde zu erfüllen. Der Herzog, der an nichts weiter dachte, war zufrieden, daß sie hinziehe; er versah sie mit einem anständigen Gefolge und mit Geld und wünschte ihr Glück auf den Weg. Die Herzogin wünschte unter ihren Begleitern den gefälligen Appiano und Giulia zu haben. Es war ein herrlicher Anblick, diese zwei ausgezeichneten Pilgerinnen mit so ehrenvollem Geleite von Männern und Frauen, alle zu Fuß und in Pilgertracht. Indessen hatten sie einige Wagen bei sich, die ihnen Betten und andere Bequemlichkeiten nachführten. Sie machten also ihre Tagereisen, überstiegen die schneeigen Alpen, durchzogen die Provence und gelangten an die Pyrenäen. Durch die Grafschaft Roussillon kamen sie endlich, immer in kleinen Tagmärschen vorschreitend, nach Spanien. Die Herzogin hatte die Mendozza und alle ihre Begleiter verpflichtet, niemandem zu offenbaren, daß sie die Herzogin von Savoyen sei. Wollte man alle die Gespräche erzählen, die die Herzogin auf dieser Reise mit Appiano und Giulia führte, so wäre das eine gar zu große Arbeit. Sie versicherte, die mühsame, lange Pilgerfahrt falle ihr keineswegs zur Last, vielmehr fühle sie sich von Stunde zu Stunde rüstiger, und je weiter sie komme, um so mehr fühle sie sich erglühen und steige das Verlangen, den so sehr ersehnten und hochgepriesenen Don Giovanni zu sehen. Von ihr konnte wohl der schöne Vers unseres liebeseligen Petrarca gelten:
Lebend'ge Liebe, die im Leiden wächst.
     
    Als sie nun in die Nähe der Stadt kamen, wo Don Giovanni gewöhnlich wohnte, sagte Frau Isabella zu der Herzogin: »Gnädige Frau, wir sind nun nur noch zwei kleine Tagereisen von einer der Städte meines Herrn Bruders entfernt. Mit Eurer Erlaubnis will ich vorauseilen, um die Herberge für

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