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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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abgereist seid, und es tut mir sehr leid, daß ich Euch nicht die Ehre und die Gefälligkeit erwidern konnte, die Ihr freundlich genug meiner Schwester erwiesen habt. Wenn unglücklicherweise Euch oder einem von Euern Leuten etwas Unschickliches widerfahren sein sollte, so werde ich, sobald Ihr geruht, mir es zu wissen zu tun, Euch jede billige Entschädigung gewähren.«
    Die Herzogin dankte dem Ritter und sagte, sie habe von ihm und seinen Leuten nichts als Ehre und Höflichkeit erfahren; sie bekenne sich dafür als seine Schuldnerin; und wenn sie abgereist sei, ohne ihn davon zu benachrichtigen, so sei es lediglich aus dem Grunde geschehen, um ihn nicht aufzuwecken. Unter diesen Gesprächen begleitete sie der Ritter zu Fuß, und als es sich dabei fügte, daß gerade niemand in der Nähe war, der ihn hätte hören können, sagte er zu ihr: »Gnädige Frau, ich bin höchst betrübt, daß es Euch nicht hat gefallen wollen, Euch Euerm Stande gemäß in meinem Hause verehren zu lassen; denn wenn Ihr die Schwester eines Königs und die Gattin eines Herzogs seid, muß ich es immer schmerzlich bedauern, Euch nicht behandelt zu haben, wie Ihr es verdientet und wie es meine Schuldigkeit war. Wenn man jemals erfährt, daß Ihr in meinem Hause gewohnt habt, und wie wenig Rücksicht ich auf eine so hohe Frau genommen habe, so wird die Welt mich für einen sehr unansehnlichen Ritter halten, und während ich doch keine Schuld trage, wird jedermann mir Vorwürfe machen. Erweiset mir wenigstens die Gunst, gnädige Frau, daß mir bei Eurer Rückreise vergönnt sei, Euch als eine königliche Frau und Eurer Würde gemäß zu verehren: denn wenn Ihr mir so große Gnade erweist, werde ich mich ewig Euch dafür verbunden erachten.«
    Nun sprachen sie noch mancherlei miteinander, indem die Herzogin sich über Frau Isabellas Verrat beschwerte. Am Ende, als sie beide über die Maßen füreinander erglühten, wußten sie ihre Liebe nicht mehr so gut zu verbergen, daß nicht die glühenden und lebhaften Flammen Funken aufgesprüht und sich geoffenbart hätten. Da sie so ihre beiderseitige Sehnsucht erkannten, eröffneten sie sich ihre Liebe und kamen überein, daß die Herzogin, nachdem sie die Reliquien des Heiligen besucht und in dem Tempel die neuntägige Andacht verrichtet nach Art aller Pilger, die neun Tage hintereinander täglich gewisse Zeremonien in jener Kirche mitmachen, wieder zu ihm kommen und einige Tage bei ihm verweilen wolle. Nach dieser Verabredung beurlaubte er sich; die Herzogin setzte ihren Weg nach dem Heiligen fort, der Ritter aber kehrte voll Freude nach Hause zurück. Verlassen wir nun auf eine Weile die Verliebten und gönnen ihnen Zeit, an ihre Liebe zu denken, während wir ein wenig vom Herzoge von Savoyen reden, dem es nach geraumer Zeit beifiel, er habe doch nicht wohlgetan, eine Schwester des Königs von England und seine Gemahlin so heimlich und prunklos einen so langen Weg ziehen gelassen zu haben. Sich deshalb eines Bessern besinnend und voll Verlangens, den begangenen Fehler wiedergutzumachen, berief er seine Räte zusammen und trug ihnen die Sache vor. Alle waren der Meinung, so schnell als möglich das Versäumnis wiedereinzubringen, und der Zeitersparnis wegen solle der Herzog selbst zur See nachreisen. Er ließ daher einige Schiffe teeren, die er in der Nähe von Nizza hatte, und stach mit ehrenvollem Gefolge vieler Ritter und Edelleute in See. Ein günstiger Wind führte ihn rasch über das Mittelmeer durch die Meerenge von Gibraltar nach Galizien, und so erreichte er die heilige Stätte gerade am neunten Tage, indem die Herzogin ihre Andachtsübungen daselbst beschloß. Ihre Begleiter waren über den Anblick ihres Gebieters höchlich erfreut; desto mißvergnügter aber war die Herzogin, die sich also den Weg zu ihrer Liebe abgeschnitten fand. Ebenso betrübten sich Appiano und Giulia, die Vertrauten ihres Herzens, wenn sie auch ihren Arger zu verbergen und äußerlich vergnügt zu scheinen wußten. Der Herzog erklärte seiner Gemahlin, warum er ihr nachgekommen sei, brachte noch den nächstfolgenden Tag selbst damit zu, die heiligen Reliquien des Apostels zu besuchen und andächtig zu verehren, und schiffte sich darauf mit seiner Gemahlin und seinem ganzen Gefolge wieder ein, um vor der Heimfahrt seinen Schwager in England zu besuchen. Nach glücklicher Fahrt gelangte er dahin und wurde von dem König freudig aufgenommen; ihm zu Ehren wurden große Festlichkeiten veranstaltet.
    Die Herzogin, wenn sie

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