Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
sie es so gut einzurichten, daß er eher alles andere geglaubt hätte als dieses; ja, er machte ihr mit ihm ein Geschenk, daß sie sich seiner für ihre Person bedienen solle. Die Frau war darüber im höchsten Grade erbaut, und so ertrug sie mehrere Tage in Stille die Liebesflammen.
    Ihr Plan war, sich dieser Liebe zu freuen, ohne daß er etwas davon merke. Aber durch den beständigen Umgang wuchs die Glut so sehr, daß sie sich gezwungen sah, sich durch einige Verse Luft zu machen. Mehrmals beschloß sie, ihm ihre Leidenschaft zu offenbaren; aber wenn sie eben auf dem Punkte war, ihren Gedanken auszuführen, lähmte ihr die Scham, in einen Sklaven verhebt zu sein, der Zweifel, ob sie sich ihm anvertrauen könne, und die große Gefahr, die ihre Ehre und ihr Leben bedrohte, plötzlich den Willen. Darum sprach sie oft, wenn sie so allein mit ihren inneren Kämpfen zurückgezogen dasaß, bei sich selbst: »Lösche, Törin, lösche dieses dein Feuer, solange es noch im Beginne des Brandes ist: denn während jetzt noch eine kleine Menge Wassers hinreichen wird, können später, wenn es erst recht Platz gegriffen hat bei dir, alle Fluten des Meeres nicht mehr darüber Herr werden. Ha, blindes Weib, betrachtest du nicht die Schmach, in die du versänkest, wenn je ein Mensch erführe, daß du deine Liebe einem Fremdling, einem Sklaven, einem Christen geschenkt hast, dem du nicht so bald eine Spur von Freiheit gewährst, so ergreift er die Gelegenheit, zu entfliehen und dich elend zurückzulassen, um deine Torheit zu beweinen? Weißt du nicht, daß, wo die Phantasie nicht beständig ist, auch die Liebe nicht standhalten kann? Wie darfst du also hoffen, von einem geliebt zu werden, der nie an etwas anderes denkt, als wieder in Freiheit zu kommen? Entschlage dich also dieses törichten Unternehmens, laß solche eitle Liebe fahren! Und wenn du doch deine Sittsamkeit beflecken willst, so sei die Veranlassung wenigstens der Art, daß sie dir nicht doppelte Schmach bringt, sondern dich bei allen entschuldigt, die etwa von deiner Aufführung Wind bekommen sollten. Aber mit wem rede ich Unglückliche? An wen richte ich derlei Bitten? Wie kann ich meinem Willen folgen, wenn ich fremden anhöre? Diese Gedanken, diese Ratschläge, diese Überlegungen stehen dir, einer verheirateten Frau, nicht wohl an; sie passen nur für eine, die über sich verfügen kann, nicht für eine, die, wie ich, fremder Gewalt angehört. Meine Sache ist es fortan, die Ohren dahin zu wenden, wo andere mir rufen. Darum verwende, du Törin, verwende diese Worte zu einem vernünftigeren Rate! Verliere keine Zeit mehr, gib dich nicht weiter der Sehnsucht hin! Denn was du heute nicht tust, das wirst du zu deinem viel größeren Schaden morgen tun müssen. Suche daher, daß der Wille deines Liebhabers mit dem deinen übereinstimme, und betrachte, daß, wenn er auch ein Fremdling ist, er deshalb doch nicht von dir oder von sonst jemand geringgeschätzt werden darf; denn wenn man bloß solche Dinge wertschätzen dürfte, die in unserer Gegend entstehen, so verstände ich nicht, warum Gold und Perlen und andere noch kostbarere Dinge außerhalb der Länder, in denen sie entstehen, so geschätzt werden. Wenn das Schicksal ihn zum Sklaven gemacht hat, so hat es ihm darum nicht sein anmutiges Betragen genommen; ich erkenne doch den Adel seiner Seele, ich sehe doch den Glanz dieser seiner Tugenden. Das Schicksal ändert nicht die Geburt: Sklave zu werden kann jedem begegnen; das ist nicht seine Schuld, sondern die des Schicksals; darum muß ich also das Schicksal geringschätzen, nicht ihn. Oder wäre ich, wenn ich in Leibeigenschaft geriete, dem Geiste nach nicht immer noch dieselbe? Also können mich diese Umstände nicht abhalten, ihm gut zu sein. Was soll mich also abhalten? Daß er anderen Glaubens ist? Ich Törin! Als ob ich meines Glaubens gewisser wäre als des seinigen! Und setze man auch tausendmal den Fall, daß ich alle Gewißheit von der Welt darüber hätte, so verleugne ich ihn ja darum noch nicht und tue nichts wider unsere Götter. Wer weiß, wenn er mich liebt und ich ihn, ob ich ihn nicht dahin bringe, an unsere Religion zu glauben? So würde ich denn mit einem Schlage etwas mir und etwas unsern Göttern Angenehmes tun. Warum also stehe ich mir selbst entgegen? Warum widersetze ich mich meinen Freuden? Warum gehorche ich nicht meinem Willen? Meine ich denn, den Gesetzen der Liebe widerstehen zu können? Wie töricht wäre es doch von mir, zu denken, ich,

Weitere Kostenlose Bücher