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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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vergnügt würdet Ihr daselbst leben, wie sehr würdet Ihr Euch jeden Tag nur darüber Vorwürfe machen, daß Ihr nicht die gewesen seid, die mich darum angegangen hat! Aber sprechen wir nicht von Euerm Nutzen und Vergnügen, den Ihr, wie ich weiß, neben dem meinigen gar nicht in Anschlag bringt, – wenn alles andere Euch hiervon entfernte, sollte Euch nicht der eine Gedanke, aus welchem schnöden Zustande Ihr Euern Geliebten, Euern Gatten befreien könntet, dazu bewegen? Ihn, der Euch so glühend liebt, daß er, um Euch nicht zu verlassen, als Sklave in fremdem Lande lebt, da er in seinem eigenen frei leben könnte! Könnte, sage ich; denn im gegenwärtigen Augenblicke würde es mir nicht an Mitteln fehlen, mich loszukaufen, wenn nur meine Liehe zu Euch mir erlaubte, meinem Willen zu folgen, und jener Christ, mit dem ich neulich sprach, ist fast schon übereingekommen mit Euerm Gemahl. Aber da sei Gott für, daß ich je von hier scheide ohne meine Geliebte, ohne meine Gebieterin, ohne mein Herz, das, wie ich weiß, solche Liebe für mich hegt und meinen Worten so viel Glauben schenkt, daß mir schon vorkommt, ich sehe, daß ihre Gedanken mehr und mehr da haften, wo ich wünsche! Aber wehe mir, was für ein Zögern hält Euch zurück, Madonna, mich so schnell, als ich hoffte, diese liebevollen Worte vernehmen zu lassen? Vielleicht scheint es Euch fremd, Euer Vaterland zu verlassen? Wißt Ihr denn nicht, daß für eine mutige Frau wie Ihr jedes Haus ein Vaterland ist? Und wenn ich Euer Schatz bin, wie Ihr selbst mir tausendmal gesagt habt, ist dann nicht da, wo ich bin, Euer Vaterland, Euer Gatte, Eure Verwandten? So viele davon Ihr hier verlaßt, so viele, ja hundert für jeden werdet Ihr dort wiederfinden. Darunter wird Euch der Umgang mit unsern Frauen gefallen, namentlich der mit meiner Schwester, so daß es Euch zumute sein wird, als hättet Ihr wilde Tiere verlassen, um Euch unter Menschen anzusiedeln. Diese meine Schwester darf zu ihrer angebornen Freundlichkeit nur noch hören, wie Ihr Euch gegen mich benommen habt, und sie wird Euch so zärtlich und liebevoll empfangen, daß Ihr mir tausendmal den Tag segnen werdet, an dem ich Euch in ein so heiteres Land geführt habe. Über die übrigen Männer, welcher Art diese sind, brauche ich nicht mit Euch zu verhandeln; denn schon vorlängst habt Ihr Eure Ansicht darüber ausgesprochen. Wenn ich, der ich ihnen weit roher erschienen bin, als Ihr mich für wacker haltet, Euch so sehr gefallen habe und noch gefalle, daß Ihr Euch selbst mir freundlichst zum Geschenke gemacht habt, so werden die andern Euch um so mehr Beifall schuldig sein, je mehr sie einer solchen Kennerin würdig sind. Hält Euch vielleicht, während doch alle andern Gründe Euch überreden, zu gehen, die Furcht davor ab, was man nach Euerm Weggehen in diesem Lande von Euch sagen wird? Ach, meine Geliebte, auch das soll Euch nicht abhalten, mit einem Male Euch und mir eine solche Wohltat zu erweisen; nicht sowohl, als ob nicht die Ehre allem andern vorzuziehen wäre, oder als ob ich der Meinung derer beistimmte, welche sagen, man dürfe sich nicht so sehr zu Herzen nehmen, was man Böses über uns sage, wofern wir nur es nicht hören; – als weil weder Ihr noch sonst jemand sich um den Tadel kümmern muß, den er so mit Unrecht erhält, wie es Euch geschehen wird, wenn jemand Euch hierüber eine Schuld beimessen will. Und welch ein gerechter Tadel könnte Euch dafür treffen, daß Ihr den falschen Glauben verlassen und den guten angenommen habt, daß Ihr vor denen flieht, die die Hauptfeinde von uns Christen sind, daß Ihr Euch in die Heimat Eures Gatten verfügt, daß Ihr ihn der Sklaverei entrissen habt? Kein Vernünftiger wird Euch das zum Vorwurf machen. Wohl aber werden Unzählige Euch deshalb loben und bis zum Himmel erheben. Was denkt Ihr, mein süßes Herz? Hält Euch vielleicht die Schwierigkeit und Gefahr einer solchen Abreise zurück? Wenn es das allein wäre, so möchte ich Euch darüber scharf tadeln. Denn wiewohl ich gar keine Gefahr dabei kenne, so ist sie, wenn je eine vorhanden sein mag, immerhin zweifelhaft, während, wenn wir hierbleiben und fortwährend uns von unserer Liebesleidenschaft leiten lassen, die Gefahr offen daliegt. Wer wird nun aber einer unwahrscheinlichen Gefahr sich nicht aussetzen wollen, um eine als sicher erkannte zu vermeiden? Die Last der Schwierigkeit will ich über mich nehmen, und ich gebe Euch darauf mein Wort; Gott soll mir sonst Eure Gunst entziehen,

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