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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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sich zu schützen; aber Regen und Wind überfielen ihn auf einmal so übermächtig, daß er keine Vorkehrung auszuführen imstande war. Überdies hatte sich die Luft mit einem Schlage so sehr verdunkelt, daß man gar nichts mehr sah, wenn nicht von Zeit zu Zeit der Blitz einen gewissen Schimmer verbreitete, der im nächsten Augenblick durch nur um so größere Finsternis ersetzt wurde, wodurch das Ganze viel schauderhafter und erschrecklicher erschien. Kläglich war der Anblick der armen Reisenden, die, um sich vor den Drohungen des Himmels zu schützen, oft gerade das Gegenteil von dem taten, was zu tun war; und wenn der Patron nichts zu ihnen sagte, so war das Geräusch des aus den Wolken stürzenden Wassers und der aneinanderstoßenden Wogen und der heulenden Taue so groß, die Segel pfiffen und Donner und Blitz machten einen solchen Lärm, daß auch niemand gehört hätte, was er sprach; und je mehr die Not wuchs, desto mehr fehlte es allen an Mut und Rat.
    Was meint ihr, daß im Innern dieser Unglücklichen vorgegangen sei, als sie sahen, wie das Schiff bald zum Himmel emporzusteigen und bald die Wogen spaltend bis zur Hölle niederzufahren schien? Wie mögen sich da die Haare gesträubt haben, als es aussah, als sei der ganze Himmel in Wasser verwandelt und wolle ins Meer herabregnen, und wie dann das Meer sich blähte und schäumte und zum Himmel aufstrebte! Wie mag es ihnen zumute gewesen sein, wenn sie sahen, wie andere ihre teuerste Habe ins Meer warfen, ja, wenn sie es selbst tun mußten, um Schlimmeres zu vermeiden? Das zerschlagene Schiff war ganz dem Gutdünken der Winde überlassen, bald von ihnen emporgeschleudert, bald von den Wellen zerstoßen, und suchte, ganz angefüllt von Wasser, nach einer Klippe, die den Mühsalen der unglücklichen Schiffer ein Ende mache. Die Leute wußten nun nichts mehr zu tun, sie umarmten und küßten sich und weinten und riefen um Erbarmen, so laut sie konnten. Viele wollten andere trösten, die doch selbst Trostes bedurften; aber ihre Worte endeten in Seufzern und in Tränen. Viele, die jüngst noch den Himmel verhöhnten, beteten nun wie Nonnen. Der eine rief die Jungfrau Maria an, der andere Sankt Niccolo von Bari; der schrie zu Sankt Ermo, jener wollte ans Heilige Grab wallfahrten, einer Mönch werden, ein anderer um Gottes Barmherzigkeit willen eine Frau nehmen; da wollte ein Kaufmann Ersatz leisten, dort wollte einer nicht mehr wuchern; der ruft den Vater, der die Mutter, der gedenkt der Freunde, der der Kinder; und der Anblick dieses besondern Unglücks der einzelnen, das Mitleid, das sie miteinander fühlten, das Jammergeschrei, das sie vernahmen, machte das Unglück noch tausendmal größer.
    Als nun die Armen in solcher Gefahr schwebten, brach unter einem heftigen Windstoße der Mast zusammen: das Schiff ging auseinander in tausend Teile, und die meisten von ihnen zerstreuten sich in das grauenvolle Meer, um ein Fraß der Fische und anderer Seeungetüme zu werden. Manchen, die vielleicht besonders gewandt waren oder beim Geschick weniger in Ungunst standen, gelang die Rettung, den einen auf diesem Brette, den andern auf jenem. So hatte auch Niccolo eines umklammert und ließ es auch nicht los, bis er an die Küste der Berberei einige Meilen von Susa getrieben wurde. Dort erblickten ihn einige Fischer, die ihr Gewerbe hierher geführt hatte, und sie faßten Mitleid mit seinem Schicksal, zogen ihn daher gleich ans Land und führten ihn in eine nahe gelegene Hütte, wo sie ein großes Feuer anzündeten und ihn dazusetzten. Mit großer Mühe brachten sie ihn endlich zu sich und versuchten ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen. Da sie aber hörten, daß er lateinisch sprach, dachten sie, er sei ein Christ, was auch der Fall war. Nun dachten sie für diesen Morgen an keinen weitern Fischfang mehr, sondern führten ihn nach gepflogener Beratschlagung nach Tunis und verkauften ihn dort als Sklaven an einen vornehmen Edeln des Landes, namens Lagi Amet. Dem gefiel der anmutige junge Mann, und er beschloß, ihn in seine persönlichen Dienste zu nehmen. Dabei betrug er sich so gewandt und eifrig, daß er in kurzer Zeit ihm und allen Leuten im Hause teuer wurde; vor allen aber wurde er sehr teuer seiner Gattin, und das war eine der verständigsten, artigsten und schönsten Frauen, die seit geraumer Zeit und damals in dem Lande waren. Und ihr Gefallen an ihm war so groß, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe fand, wenn sie ihn nicht sah oder reden hörte; bei ihrem Mann wußte

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